Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
Vom Netzwerk:
ihn nicht zwingt!«
    Er lachte, doch Babu hörte den Vorwurf heraus.
    »Komm näher, komm zu uns und lass dich ansehen   – wirst du denn nie aufhören, in die Länge zu gehen? Welches arme Pony soll dich noch über das Gras tragen?«
    Wieder lachte er und die anderen stimmten ein. Aber es war tatsächlich ein Problem für Babu geworden, ein Reittier zu finden, bei dem seine Füße nicht beinahe den Boden berührten. Die Ponys der Merzer waren zäh und ausdauernd, aber genauso klein wie ihre Reiter.
    »Wir werden uns wohl nach einem Pferd für dich umsehen müssen, Babu. Ich habe gehört, im Süden züchten sie große Rassen. Nächstes Solder sollst du ein Pferd bekommen, ich verspreche es dir.«
    Babu musste nun endlich etwas erwidern, wenn er nicht unhöflich wirken wollte.
    »Ich danke dir, Onkel. Ein Pferd wird mir sehr nützlich sein.«
    Das war schwach, ein Schatten flog über das Gesicht des Thons, er blinzelte ihn weg.
    »Aber wir sind hier nicht versammelt, um über Ponys zu schwatzen.« Er holte Luft. »Wir haben ein Problem.« Als er bemerkte, wie sich augenblicklich alle Köpfe ihm zuwandten, fügte er hinzu: »Doch es ist wohl schon mit einer Lösung an der Hand zu uns gekommen. So hoffe ich es jedenfalls.«
    Den letzten Satz hatte er direkt an Babu gerichtet. Babus Nervosität wuchs. Er verschränkte die Arme vor der Brust, um sie gleich wieder herunterzunehmen. Er wollte nicht abweisend wirken, sondern interessiert und erwachsen im Kreis dieser wichtigen Männer.
    Bator Thons undurchdringliche schwarze Augen ruhten auf Babu. Dann drehte er sich um und gab ein Zeichen ins Dämmerlicht eines angrenzenden Seitenflügels. Eine Gestalt hatte dort auf diesen Wink gewartet und trat ins Licht der Talgfackeln. Es war einer der Falkner. Wie immer hatte er seinen großen Vogel bei sich, der keine Haube trug, sich aber ruhig verhielt und fast bewegungslos mit seinen leuchtend gelben Augen ins Leere starrte.
    »Die Szaslas«, fuhr der Thon mit einer kaum merklichen Verbeugung zum Falken hin fort, »haben entschieden, uns zu verlassen und weiterzuziehen. Noch in diesem Firsten werden sie das letzte Schiff die Merz hinunter gen Pram nehmen. Wir respektieren diesen Wunsch und danken ihnen für ihre ausgezeichnete Arbeit und den großen Dienst, den sie unserem Volk erwiesen haben.«
    Kein Widerspruch regte sich, aber man konnte sehen, wie vor den Augen der Clanführer die größte Wühlhasenplage heraufzog, die das Grasland je gesehen hatte.
    »Nun«, sagte der Thon ins allgemeine Schweigen hinein, »bitte sprich und erzähle uns von dem Vorschlag, Asshan.«
    Ein leises Räuspern kam unter der Kapuze des Falkners hervor und dann einige raue, mit Zischlauten durchsetzte Begrüßungsworte, die aber eindeutig in der Sprache der Merzer gesprochen wurden. Babu war erstaunt. Mit ihm hatten die Falkner nie gesprochen. Bei ihren wenigen Begegnungen hatten sie sich mit Gesten verständigt und Babu war davon ausgegangen, dass sie die Sprache der Merzer nicht verstanden und auch kein Interesse daran hatten, sie zu lernen.
    »Szasla wünscht, jungen Herrn ein Geschenk zu geben«, sagte der Falkner Asshan und wandte sich Babu zu, dem mulmig wurde, als der Falke langsam den Kopf drehte und ihn auf Vogelart mit nur einem gelben Auge fixierte.
    »Eine große Ehre und große Verantwortung«, haspelte der Falkner sich weiter durch die fremde Sprache, »aber will es so.«
    Asshan griff sich mit der freien Hand in die Brustfalten seines Gewands und holte vorsichtig ein kleines Bündel hervor.
    »Bitte«, sagte er zu Babu, »bitte   …«
    Unter dem strengen Blick des Vogels trat Babu heran und nahm das Päckchen. Er sah, wie sich die mächtigen Klauen des Falken in den Handschuh des Falkners gruben, als er den Stoff auseinanderschlug.
    Ein kleines, bunt gesprenkeltes Ei kam zum Vorschein.
    Was hatte das zu bedeuten? Ratlos blickte Babu auf.
    »Sie will dir eins schenken, eins von drei. Große Ehre.«
    Babu verstand es immer noch nicht recht und schaute Hilfe suchend zu seinem Onkel.
    »Die Szaslas werden dich lehren, Babu, wie du uns schützen kannst, wie du die Hasen jagen kannst, wenn sie uns verlassen. Aus irgendeinem Grund haben sie dich ausgesucht. Ich bitte dich, diese große Ehre anzunehmen.«
    Noch bevor er wusste, was er eigentlich tat und welche Folgenes haben würde, wickelte Babu das Ei wieder ein und steckte es sich vorsichtig unter seine Weste. Er war wie gebannt vom Blick des großen Vogels, der ihm bis in die Seele zu

Weitere Kostenlose Bücher