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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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zumindest kein Wasserproblem. Drei Schläuche hatte er, daswäre genug für drei Tage   – aber nur für ihn, nicht für das Tier, und um auf Wasserlöcher zu vertrauen, dafür war es noch zu früh im Solder, der Firsten hatte gerade erst begonnen. Babu biss in einen Fladen und mit dem Brot im Mund begann er, starre Halme zu knicken und Spaltlederlappen wie Trichter dazwischenzustellen, um das Regenwasser aufzufangen. Schöne Spuren, eine ganze Geschichte würde das seinen Verfolgern erzählen. Es war nicht zu ändern, ein verdurstendes Pony nützte ihm nichts. Babu suchte den Horizont ab, er fragte sich, wie lange Dant seine Feinde hatte aufhalten können. Und wie es ihm ergangen sein mochte. Vielleicht verfolgten die Männer des Thons Babu gar nicht, vielleicht reichte ihnen Dant. Er war es gewesen, der Bant-Kaltak bei der Vorbereitung zum Mord beobachtet hatte. Wie um alles in der Welt sollte er sich aus so etwas herausreden? In Dants Zelt war Kank gestorben. Verwandte waren sie gewesen. Sie stammten aus einem Clan, sie waren Tartor   – die der Thon allesamt bestraft hatte, indem er vorgab, sie zu schonen. Babu hatte sich immer gefragt, ob die Vergangenheit Freiheit oder Krieg gewesen war. Für die Tartor war es beides gewesen, es hatte einander bedingt. Erst der Frieden hatte sie zerstört, ihnen den Stolz genommen und sie alle zu Verrätern gemacht.
    Dant hatte recht, das Denken des Thons war Babu fremd. Er konnte nicht abschätzen, wie sein Onkel sich verhalten würde, jetzt, da alles heraus war. Er konnte sich nicht vorstellen, was nach seiner Flucht geschehen war. Er konnte sich nur an die Anweisungen halten, die der Meister ihm gegeben hatte. In die Berge musste er und dann nach Osten und das Land finden, in dem die Söhne den Vätern nicht gehorchten.
     
    Juhut flog voraus. Was für einen Vorteil der Falke ihm verschaffte! Weite Kreise zog er über den verhangenen Himmel undnoch weiter reichten seine scharfen Augen. Er war Späher und Führer, Wache und   – Freund. Seine Anwesenheit verhinderte, dass Babu unter dem Verrat zusammenbrach. Was hatte Jator angetrieben? Er musste, kaum dass Babu dem Sohn des Meisters gefolgt war, zum Thon geritten sein. Aber warum? Babu kam nicht dahinter. Er erinnerte sich an sein erstes Bier, er hatte es mit Jator geteilt, sieben Soldern war er alt gewesen, es war sein Geburtstag. Der Geburtstag, den der Thon ihm gegeben hatte, ein Geburtstag für den Sohns des Friedens, denn einen anderen Vater hatte Babu nicht mehr. Dabei war es nie um ihn gegangen, Babu war nur ein Symbol gewesen, eine lebende Erinnerung an die Großherzigkeit des Thons. An seinen Verzicht auf Vergeltung   – im Sinne seines toten Bruders, der den Frieden geliebt hatte und es so gewollt hätte. Was für eine schamlose Lüge! Was für ein grausamer Betrug am Bruder und an Babu.
    Das wusste er heute, aber damals war er ein Kind und der Thon hatte ihn gerade von dem herausgeputzten Kafur hinuntergehoben. Babu stand inmitten der Menschenmenge, die Hand des Onkels auf der Schulter. Der sprach, beschwor die Einheit, den Frieden, das Glück   – und nebenbei den Wohlstand. Die tiefe Stimme des Thons war ein warmer, steter Regen auf die Saat, die in jedem Merzer schlummerte: das Streben nach Besitz. Seit jeher war derjenige der Angesehenste des Clans, der die meisten Kafur hatte. Seit jeher konnte nur der das schönste Mädchen haben, der das größte Geschenk machen konnte. Und je größer die Herde, desto einflussreicher die Familie und desto mächtiger der Clan. In diesem Besitzstreben hatte der Grund für den Krieg gelegen. Der Thon hatte es den Merzern nicht ausgetrieben, und er tat es auch jetzt nicht, wenn er vom Frieden sprach, im Gegenteil. Er nährte die Gier mit der Aussicht auf Befriedigung, mit wohlgewählten Worten, die in die Zukunft wiesen. Er versprach ein leichtes Leben– wer wollte ihm nicht gerne glauben? Babu hatte das damals nicht verstanden, er hatte nur die schwere Hand auf seiner Schulter gespürt und die glühenden Gesichter der Menschen gesehen   – alle waren auf den Onkel und den Jungen an seiner Seite gerichtet gewesen. Sie hatten im Zentrum der jubelnden Erwartung gestanden, alle beide, sie waren umringt gewesen von Freude. Nur einer hatte nicht gejubelt. Ein Junge, zwei oder drei Soldern älter als Babu, mit ausgebeulten, speckigen Lederhosen und filzigen Haaren, hatte die Arme verschränkt.
    Als ihre Blicke sich trafen, hatte er auf den Boden gespuckt. Und dann doch

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