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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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nicht dauern«, sagte Marken und lehnte sich gegen die rauen Bretter der Barackenwand. »Keine zwei Tage. Morgen früh. Oder jetzt schon, wenn wir Druck machen. Der Junge kann nicht mehr.«
    »Ja«, sagte Felt, »er ist nicht viel gewohnt, wie es scheint. Und er hat nicht mit uns gerechnet und noch weniger mit den Undae.«
    Kersted grinste; er hatte sich längst in Utate verguckt und hoffte, dass sie ihn aussuchen würde, wenn sich die Wege trennen würden. Denn darauf waren die Offiziere gefasst: Wenn sie Pram erreicht hätten, wenn der Fürst unterrichtet war und er ihnen, so hofften sie immer noch, Unterstützung gewähren würde für die lange Reise über den Kontinent, dann wäre ihre gemeinsame Zeit zu Ende. Und es konnte endlich beginnen, was die Undae gefordert hatten:
Drei mal drei sollen gehen und dreimal eine begleiten, die Quellen aufzusuchen.
Der von dem Sedrabra verletzte Kimmed fehlte zwar, aber dass sie drei Trupps bilden würden, war sicher.
    »Also, was meint ihr«, fragte Marken, »sollen wir uns mit dem jungen Kommandanten mal ein wenig unterhalten? Geduld ist nicht jedermanns Stärke, Felt   – meine ist es auch nicht. Ich habe mich zusammengerissen, fünf Tage lang. Aber die, die da im Wasser stehen, haben uns auch einen Auftrag gegeben. Sie haben uns gedrängt und zur Eile gemahnt   … Es ist jetzt schon bald drei Zehnen her, dass sie dieses
Etwas geht vor
ausgesprochen haben, und ich kann euch sagen, es klingelt mirimmer noch in den Ohren. Sollten nicht
wir
jetzt etwas tun? Irgendwas?«
    Felt erhob sich, schaute über den Fluss. Die Sonne stand hoch und der Strom glänzte wie Quecksilber.
    »Die Zeit der Undae ist nicht unsere Zeit. Wir verstehen weder, was sie tun, noch was sie wollen. Wir versuchen es zwar, wir machen Pläne   … Aber die scheitern und nun sitzen wir hier fest. Es war
unser
Plan, so schnell wie möglich nach Pram zu gelangen   – wir haben die Stadt im Sinn gehabt, nicht den Fluss. Der Fluss ist für uns ein Hindernis. Für die Undae ist er etwas anderes.« Er setzte sich wieder. »Ist euch aufgefallen, dass in all der Zeit, die wir hier festsitzen, nicht ein Schiff den Eldron befahren hat?«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Kersted.
    »Dass etwas vorgeht mit dem Wasser. Und dass wir nicht wissen, was das ist«, antwortete Marken für Felt. »Dass wir daher den Hohen Frauen die Führung überlassen müssen und dass wir uns   … fügen sollten.«
    Felt lächelte schwach und nickte. Kersted seufzte und zitierte leise aus der Botschaft der Undae: »
Des Eldrons Stimme wird schwach, es wiederholen sich Geschichten aus alter Zeit.«
    Die drei schwiegen bedrückt. Und halb dösend, halb denkend, verbrachten die Welsen den Nachmittag im Barackenschatten, während der junge pramsche Kommandant des Uferpostens auf dem Turm stand und das Fernglas nicht vom Auge nahm.
     
    »Aufwachen!«
    Felt war mit einem Satz auf den Beinen.
    »Wir wären dann so weit«, sagte Reva und lächelte dabei. Felt konnte es nicht sehen, es war finstere Nacht, aber er merkte es ihrer Stimme an. Dann hörte er einen erstickten Schrei, das war Kersted, dann Fluchen, unverkennbar Marken. Jedersollte einmal im Leben von der kalten Berührung einer Unda aus dem Schlaf gerissen werden, denn nur so ist zu ermessen, was Wachsein wirklich bedeutet.
    »Was ist los?«
    »Wer ist hier?«
    »Scht«, machte Reva, »und lass das Schwert stecken, Pfadmeister.«
    »Wir gehen.« Das war Utates Stimme. »Wir sind verabredet.«
    »Wenn das so ist«, sagte Kersted, »ich begleite Euch, wohin auch immer Ihr geht.«
    »Bloß frage ich mich, wie«, sagte Marken. »Ich jedenfalls sehe die Hand vor Augen nicht. Kann jemand Licht machen?«
    Ein blasser Schein erhellte Utates schönes Antlitz, bald darauf erschienen auch Smirns und Revas Gesichter. Sie trugen kleine Flammen in der hohlen Hand, ein weißes, kleines Feuer ähnlich dem, das die Grotte erhellt hatte.
    »Dieses Licht ist das Geschenk einer Freundin«, sagte Smirn. »Hübsch, nicht wahr?«
    Sie lächelte Marken an und Felt sah den immensen Effekt, den das auf den Waffenmeister hatte. Marken schien die Welt zu vergessen, er war ganz auf die Unda konzentriert. Mehr noch, es schien, als würde er mit seinem ganzen Wesen in die kleine, dunkle Gestalt einsinken. Smirn hatte ein Band zwischen sich und dem Waffenmeister gespannt, das nicht mehr zerrissen werden konnte. Nichts anderes hatte Reva mit Felt gemacht, kurz bevor er sein Schwert in die Asche gerammt

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