Zwölf Wasser Zu den Anfängen
hatte. Die Undae hatten sich ihre Begleiter längst ausgesucht.
»Ich störe ja nur ungern einen Moment der … Zweisamkeit«, sagte Kersted mit Blick auf Marken, »aber ist das jetzt eine Flucht? Ich glaube kaum, dass wir mit elf Mann, ich meine, zu elft, ungesehen über den Fluss kommen.«
»Nur wir«, sagte Reva, als ob es von Anfang an ihre Absicht gewesen wäre, nur mit den Offizieren zu gehen und die Soldaten der Eskorte zurückzulassen. Sie hob ihre Flamme und das geisterhafte Licht spiegelte sich in den Augen der übrigen Männer, die sich auf ihren Pritschen aufgerichtet hatten und das Gespräch mit Interesse verfolgten. Felt schaute zu Marken, aber der starrte immer noch in Smirns narbenumrankte Augen. Es half nichts, Felt musste die Führung übernehmen. Und er musste, auch wenn er sie nicht verstand, den Wünschen der Undae Folge leisten.
»Ihr werdet euch den Pramern ergeben, ihr werdet keinen Widerstand leisten«, sagte Felt ins Murren der Soldaten. »Das ist ein Befehl. Sie werden euch gefangen nehmen. Lasst es zu! Sie werden euch nach Pram bringen, sie haben keine andere Möglichkeit. Du, Gerder« – der angesprochene Soldat sprang auf und nahm Haltung an – »hast die Führung während unserer Abwesenheit. Ich verlasse mich auf dich: kein Widerstand.«
»Wir treffen uns in Pram. Wir holen euch da wieder raus«, sagte Kersted mit einer Zuversicht, die Felt nicht nachvollziehen konnte, die aber die Männer beruhigte. Sie sprachen leise miteinander, während die Offiziere sich ankleideten. Für einen Mann, der sein Leben lang den Kampf erwartet hatte, war es nicht leicht, sich widerstandslos zu ergeben, wenn es das erste Mal wirklich darauf ankäme. Aber hier ging es nicht um Ehre, sondern darum, den Wünschen der Undae Folge zu leisten. Felt verstand das und Marken schien es nun auch klar zu sein. Der schwieg zu alldem und sann mit glasigem Blick über das nach, was er in Smirns Augen gesehen hatte. Er würde es Felt nicht übel nehmen, dass der gerade eben das Kommando an sich gerissen hatte – Marken hatte es nicht einmal mitbekommen, es schien überhaupt niemandem aufzufallen außer Felt selbst.
»Bereit?«
»Bereit«, sagte Marken.
»Bereit«, sagte Kersted. »Männer«, sagte Felt und die Soldaten standen vor den Pritschen und legten die Faust aufs Herz, die Offiziere taten es ihnen nach. Dann folgten sie den Undae aus der Dunkelheit der Baracke ins diffuse Licht des abnehmenden Mondes.
Felt hatte die Hand am Schwertgriff, aber die Undae gingen rasch und ohne besondere Vorsicht. Es war ein höchst seltsamer Zufall, dass die patrouillierende Wache gerade um die entfernte Ecke des Gebäudes bog, als sie die Lücke zwischen der Baracke und dem Quartiersgebäude der Pramer passierten. Der Soldat, der das Boot bewachen sollte, pinkelte erstaunlicherweise genau in dem Moment den Namen seiner Liebsten in die Asche am Fuß des Turms, als sie den Kahn ins Wasser zogen. Und als die Undae ihre Hände in den Eldron tunkten, nahm die Turmwache das Fernglas herunter und rieb sich die Augen, um die Müdigkeit zu vertreiben, die wie aus dem Nichts gekommen war. Das war keine Flucht, das war ein Abendspaziergang. Sie waren schon fast in der Mitte des Flusses, als das Signalfeuer aufflammte, und nur kurze Zeit später wurde das gegenüberliegende Ufer ebenfalls hell erleuchtet. An beiden Ufern sah man nun die Schatten von Menschen zusammenlaufen. Der Spaziergang war beendet.
»Das wird unangenehm«, sagte Kersted und ruderte weiter, »aber eine würdige Probe für mein neues Schwert!«
»Ich muss dich enttäuschen«, sagte Reva. »Wir haben kein Interesse an einem Kampf.«
»Nimm die Ruder hoch, Pfadmeister«, sagte Utate streng und sah Kersted an. Er tat es sofort. Nun war er an der Reihe, in den Blick einer Unda zu tauchen, in dem sich die Seele auflösenkonnte wie Salz in Wasser. Marken und Felt zogen ebenfalls die Ruder ein und das Boot trieb sogleich flussabwärts. Aber nicht lange, denn die Undae fingen es auf. Alle drei hielten sie eine Hand ins Wasser, wie zum Spaß, wie man es manchmal macht, um die kühle Strömung auf der Haut zu spüren. Doch auf diese Art drehten sie das Boot, und wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen, begann es flussaufwärts zu schwimmen.
»In diese Richtung müssen wir«, sagte Reva und winkte kurz, als sie wieder zwischen den beiden Posten hindurchfuhren. Die Pramer hatten inzwischen aufgesattelt, sie würden sie am Ufer verfolgen. Aber das Boot
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