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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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Nahrungsmittel, und wenn es auch sonst kaum Kontakt gab zwischen den welsischen und den pramschen Soldaten, so durfte wenigstens ein Welse mitfahren und den Offizieren Nachricht aus dem Lager bringen. Alles lief reibungslos, der Bestand an Weißglanz war bereits restlos verkauft, zum doppelten Preis wie im Vorsolder. Den Pramern schien es immer besser zu gehen, außerdem stand Kremlid unmittelbar bevor, das große Feuerfest. Auchhatten die wichtigsten Waffeneinkäufer, allen voran Kandor aus Pram, sich bereits angekündigt und ihre Prüfer vorausgeschickt. Es sah gut aus für die Welsen. Dennoch: Marken sorgte sich um seine Waffen und Felt darum, ob diese auch gut bewacht würden. Denn der Wert, den sie darstellten, lockte nicht nur Einkäufer und Händler, sondern auch Diebe. Kersted dagegen machte einfach das Warten zu schaffen, er war kein Freund von Müßiggang. Er war missmutig, weil ihm Bewegung fehlte, genau wie die pramschen Männer, die in dieser Truppenstärke auch nur deshalb noch auf welsischer Seite festhingen, weil die Undae und ihre Eskorte dort festsaßen und bewacht werden mussten. Am Uferposten Dienst zu tun, die Ödnis im Nacken, war nicht gerade eine Auszeichnung, und gelegentliche Patrouillenritte am Ascheufer waren eher eine zusätzliche Belastung denn eine Abwechslung. In den mürrischen Gesichtern der pramschen Soldaten war deutlich zu lesen, dass auch sie nicht verstanden, warum ihr Kommandant so strikt blieb und die Hohen Frauen samt ihrem Begleitschutz nicht übersetzen ließ. Und warum es so lange dauerte, bis aus Pram eine Anweisung kam.
    Die Undae waren unbeeindruckt von alldem und verbrachten ganze Tage im Fluss. Manchmal legten sie nur die Hände aufs zäh sich dahinwälzende Wasser, meist aber gingen sie in ihren typischen Kreisen. Und schrieben dabei Zeichen in den Strom. Wie der Pfad der Beruhigung das Wasser hatte spiegelglatt werden lassen, so trieben nun immer wieder in sich verschlungene Ornamente auf der Oberfläche, dunkel und still im Bewegten. Aber auch das Umgekehrte war zu beobachten, ein Aufschäumen von weißen Linien, unter denen der Eldron gleichsam hindurchfloss und die doch er selbst waren. Mit ihren Körpern schrieben die Frauen ins Wasser, in langsamen, fließenden Bewegungen und ganz unbeeinflusstvom stetigen Strömen des Flusses. Die Köpfe hielten sie gesenkt, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen   – dem Betrachter bot sich ein Bild vollkommener Harmonie und tiefer Versunkenheit ins Tun. Dennoch lag eine Fremdheit über allem und man konnte nicht lange hinsehen, wenn die eigenen Stiefel in Asche oder Schlamm steckten und die eigene Seele zu klein war, um zu ermessen, was die Undae taten. Den Soldaten, pramschen wie welsischen, blieb nicht viel mehr zu tun als im Schatten des Turms, der Ställe, der Baracke zu sitzen und zu warten.
    Immerhin war die Verpflegung gut und die Welsen bekamen wie selbstverständlich ihren Anteil. Ihre Nukks waren mit den anderen durch den Fluss gegangen, so mussten sie nicht gefüttert werden wie die Pferde der Pramer, die im Stall gehalten wurden und in keinem besonders guten Zustand waren   – weder Tier noch Mensch ertrug den Aufenthalt in den Aschenlanden über einen längeren Zeitraum, ohne zu leiden, auch am Flussufer nicht. Einmal täglich wurden sie bewegt und der Stall ausgemistet. Normalerweise warfen die Soldaten des Postens den Mist wie auch allen anderen Unrat in den Fluss, aber seit die Undae da waren und ihre Kreise zogen, trauten sie sich nicht mehr, den Eldron zu verschmutzen, und auch das Angeln, eine beliebte Feierabendbeschäftigung, hatten die Pramer aufgegeben. Der Fluss wurde ihnen zunehmend unheimlicher und das Gefühl, vollkommen fehl am Platz zu sein, immer stärker. Das hier war nicht ihr Land, es war Welsenland, und wenn es auch nur ein kleines Stück war, so hielten sie es dennoch besetzt. Auch der große Strom, der immer schon da gewesen war, als Grenze, als Transportweg, als Nahrungsquelle, als Ablade für alles Ausgediente, gehörte ihnen nicht. Er gehörte niemandem, nur sich selbst. Dass er nun auf seltsame Art mit den Hohen Frauen sprach oder sie mit ihm, verunsicherte die pramschenSoldaten zusehends und so verschob sich nach und nach ohne einen besonderen Vorfall das Kräfteverhältnis der Parteien.
     
    Kersted war der Erste, der das offen ansprach, es war am fünften Tag: »Ich sage euch, die sind mit den Nerven durch. Noch zwei Tage und sie lassen uns gehen, so oder so.«
    »So lange wird es

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