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Zwölfender

Zwölfender

Titel: Zwölfender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Schröder
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Ende zu verhelfen.
     
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagte ich. Noch während sich die Polizisten zu mir drehten, sah ich, wie Merce etwas im Maul des neben ihm kauernden Hundes verschwinden ließ.
    »Dieser Mann ist mein Fremdenführer, und ich kann Ihnen versichern, dass er schwer behindert ist.«
    Merce sah mich erschrocken an.
    »Es gibt nicht den geringsten Grund«, fuhr ich fort, »seine Versehrtheit in Zweifel zu ziehen.«
    Die Brust des Shopinhabers fiel in sich zusammen.
    »Woher kennen Sie beide sich?«, wollte einer der Polizisten wissen und grinste mich an.
    »Er wurde mir von einem Freund aus Deutschland empfohlen«, erwiderte ich irritiert. »Ein Anthropologe.« Ich nannte Roberts Namen.
    »Würden Sie uns bitte Ihren Pass zeigen«, bat jetzt der andere. Auch er schien ein Lachen unterdrücken zu müssen.
    »Selbstverständlich«, sagte ich und zog meine Brieftasche hervor.
     
    Der Hund spuckte das Foto wieder aus, leckte daran und legte eine Pfote darauf.
     
    »Ich habe nichts verbrochen!«, beteuerte Merce, während die beiden Polizisten meinen Ausweis studierten.
    »Ich bürge für ihn«, sagte ich mit Bestimmtheit.
    Mir wurde flau.

9
    Nachdem die beiden Carabineros wieder abgezogen waren, verließen auch Merce, der Hund und ich den Laden. Auf der Straße stehend, versuchte Merce ein dankbares Lächeln.
    »Machs gut«, sagte ich.
    »Wir könnten …«, begann er.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er sah mich an, drehte sich zögernd um, vollführte eine weitere Schraube und stiefelte schließlich humpelnd davon. Der Hund folgte ihm.
     
    Auf dem Weg zum Hotel setzte ich mich in ein Straßencafé, zog meine Landkarte aus der Tasche und studierte den nördlichen Verlauf der Ruta 05 . Von Copiapó aus führte sie an der Küste entlang, vorbei an Caldera, und wand sich dann wieder landeinwärts. Etwa 70 Kilometer östlich von Taltal würde ich die Ruta verlassen, ein gutes Stück weiter in die Wüste fahren – und dann in einer Diagonalen Richtung Nordwesten laufen, bis ich wieder zur Straße gelangte. Eine Strecke von 60 Kilometern musste in drei Tagen zu schaffen sein.
     
    Zurück im Hotel bat ich den Concierge, mir einen zuverlässigen Fahrer zu empfehlen. Ich skizzierte ihm die Strecke und mein Vorhaben. Während er eine Schublade öffnete und darin kramte, sagte er: »Sie können nicht alleine durch die Wüste laufen. Sie brauchen jemanden, der Sie führt.«
    Ich reagierte nicht.
    »Alleine ist das nicht zu machen.«
    Ich reagierte nicht.
     
    Er sichtete einige Prospekte und überreichte mir schließlich ein Faltblatt, auf dem ein braungebranntes Paar abgelichtet war, das sowohl Touren in die Weinberge als auch in die Wüste anbot. Das Programm war in spanischer und deutscher Sprache verfasst.
    »Die zwei«, informierte mich der Concierge, »sind vor ein paar Jahren hierher ausgewandert. Es sind verlässliche Leute.«
     
    Ich bedankte mich, nahm das Faltblatt mit in mein Zimmer und las.
    Desierto y Vino bot verschiedene Ausflugspakete an, alle waren auf die Teilnahme von mindestens vier Personen ausgerichtet. Dennoch wollte ich einen Versuch unternehmen.
    Ich wählte die auf dem Prospekt angegebene Telefonnummer und betrachtete, während es klingelte, das Foto der beiden. Sie lehnten lässig an einem gigantischen Jeep. Beide trugen Jeans und bunte Shirts, beide lachten und blickten direkt in die Kamera. Sie wirkten sportlich, selbstbewusst und alterslos.
    Die Frau trug einen dunklen Pferdeschwanz. Ihr Gesicht war schmal und klar geschnitten. Der Mann überragte sie um eine Kopflänge. Alles an ihm vermittelte Verlässlichkeit und Ausdauer. Bilder von ausgezehrten Marathonläufern huschten mir durch den Kopf. Sein blonder Schopf leuchtete in der Mittagssonne, seine Arme waren sehnig und stark geädert.
     
    »Buenos días. Desierto y Vino«, meldete sich eine Frauenstimme.
    »Hallo«, sagte ich und stellte mich vor.
    »Ich bin Laura«, antwortete sie. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Könnten wir das persönlich besprechen?«, bat ich. »Ich möchte ein paar Tage lang allein durch die Wüste gehen. Ungefähr 60 Kilometer. Ich suche jemanden, der mit mir die Vorbereitungen trifft.«
    Sie schwieg einen Moment.
    »Sie wissen, dass das keine gute Idee ist?«
    »Ich weiß.«
    »Lassen Sie uns das gemeinsam mit meinem Mann besprechen«, sagte sie dann. »Er ist gegen 18 Uhr zurück.«
    »Ich komme zu Ihnen.«
    Wir verabschiedeten uns und legten auf.
    Ich suchte auf meinem Stadtplan nach der

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