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Zwölfender

Zwölfender

Titel: Zwölfender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Schröder
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    Punkt 1 8 Uhr stand ich vor einem weiß lackierten Gatter. Dahinter lagen ein sandfarbenes Haus, ein Geräteschuppen und ein selbstgezimmerter Carport, in dem drei unterschiedlich große Jeeps parkten.
    Auf dem Platz vor dem Haus spielten zwei Hunde. Sie liefen auf mich zu.
    Ich öffnete das Tor, ließ die Hunde an mir hochspringen und steuerte auf das Haus zu. An dessen rechter Seite gab es einen niedrigen Anbau, in dem ich das Büro vermutete. Der Eingang lag um die Ecke.
    Durch die gläserne Tür sah ich Laura und ihren Mann. Beide beugten sich über eine auf dem Schreibtisch ausgebreitete Landkarte.
    Ich klopfte.
    Beide richteten sich gleichzeitig auf und winkten mich herein.
    Beide hatten einen festen Händedruck. Lauras Hand fühlte sich an wie meine eigene.
     
    Das Büro war karg eingerichtet. An den Wänden hingen hinter rahmenlosen Gläsern collagierte Fotos von Reisenden, die entweder einen Arm um Laura oder einen Arm um Nik oder beide Arme um die beiden gelegt hatten und glücklich aus ihrer Trekkingausrüstung in die Kamera strahlten.
    An der Wandseite neben dem Schreibtisch stand ein Regal mit Ordnern, dahinter eine kleine Sitzecke mit vier in die Jahre gekommenen Sesseln und einem niedrigen Tisch, auf dem verschiedene Prospekte lagen.
     
    Nik bat mich, dort Platz zu nehmen, und bot sich an, Eistee für uns drei zu holen.
    »Nein, lass nur«, sagte Laura, während sie auf die Tür zusteuerte. »Fangt bitte schon an, ich bin gleich wieder da.«
     
    Nik ließ sich auf dem Sessel mir gegenüber nieder. Seine Bewegungen waren sicher und ruhig.
    »Darf ich dich fragen, wie du auf uns gekommen bist?«, fragte er.
    Ich berichtete ihm von der Empfehlung des Concierge.
    »Schön«, sagte Nik. »Die Anmeldungen übers Internet …«, er deutete beiläufig auf den Computer auf seinem Schreibtisch – der Bildschirmschoner zeigte eine Folge von einander überblendenden Wüstenbildern – »… da weißt du nie, wer die Leute wirklich sind. Das zeigt sich erst auf den Touren.«
    Er hielt einen Moment inne und sah mich aufmerksam an. »Laura hat mir kurz erzählt, worum es geht. Von wo nach wo willst du laufen?«
    Laura erschien in der Tür und brachte ein Tablett mit drei Gläsern. In hellgrüner Flüssigkeit schwammen Kräuter und Eiswürfel.
     
    Ich erörterte den beiden, was mir vorschwebte. Sie hörten mir zu, bis ich zu Ende geredet hatte.
    Dann ergriff Laura das Wort: »Warum willst du das? Alleine durch die Wüste laufen? «
    »Ich muss nachdenken«, antwortete ich der Einfachheit halber und hoffte, dass die zwei es dabei bewenden lassen würden.
    »Was machst du, wenn du nicht auf Reisen bist?«, fragte Nik.
    Ich berichtete von Wandgemälden, Deckenfriesen, Skulpturen und Farbproben, von Gerüsten, auf denen man nur im Liegen arbeiten kann, von Stukkateuren und anderen Gewerken.
     
    Sie warfen einander einen kurzen Blick zu. Ich wusste, dass sie sich einig waren.
    »Du brauchst eine exakt festgelegte Route, du brauchst gps , ein Satellitentelefon und mehrere Wassersäcke«, erklärte Nik. »Wir stellen dir zusammen, was nötig ist. Wir bringen dich hin, und wir holen dich ab. Du klingelst einmal täglich zu einer festen Zeit durch. Der Rest liegt bei dir.«
     
    Wir verabredeten uns für den nächsten Tag und vereinbarten, dass meine Reise schon am übernächsten losgehen könnte.
     
    Als Jugendliche habe ich den Versuch unternommen, mir selbst einen Brief zu schreiben. Er sollte sich an die richten, die ich zwei Jahrzehnte später wäre. Unzählige Male legte ich ein leeres Blatt Papier vor mich hin und setzte an, scheiterte aber schon bei der Anrede.
     
    Ich hatte mir von den Tagen und Nächten in der nur von mir genutzten Werkstatt beim Haus meiner Eltern berichten wollen. Von den Tagen und Nächten, in denen ich an einem mich um einen halben Meter überragenden Block aus Ytong arbeitete. Ich hatte meinem späteren Ich die Frage stellen wollen, ob es sich ebenfalls für handwerkliche Arbeit interessierte. Ich hatte ihm mein Vorhaben schildern wollen, ein Porträt von uns beiden in einer Person anzufertigen.
    Mein Brief sollte auch beinhalten, welche Bücher ich gern las, und er sollte fragen, ob ich sie noch immer mochte. Warum – und warum nicht. Ich wollte meinem späteren Ich eine Liste meiner Lieblingslieder beifügen, doch ich fand nicht einmal die Worte, um mich vorzustellen.
     
    Je öfter ich vor einem leeren Bogen saß und um eine angemessene Anrede rang, je häufiger ich

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