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Zwölfender

Zwölfender

Titel: Zwölfender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Schröder
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nochmals durchgegangen seien und das Equipment schon bereitgestellt hätten.
    »Das einzig Heikle«, sagte sie, »sind die Wassersäcke. Du musst 14 Liter transportieren, und der Sand ist wirklich weich. Wir haben einen 10 - und zwei 2 -Literbeutel für dich. Die trägst du in deinem Rucksack. Hinzu kommen: Essen, Schlafsack, Taschenlampe, gps , Satellitentelefon und was zum Umziehen.« Sie überlegte. »Du hast doch einen Schlafsack?«
    »Nein.«
    »Es wird kühl in der Nacht. Am besten, du gibst ihr den blauen«, sagte sie zu Nick gewandt.
    Er nickte. »Eine Unterlage kannst du auch von uns haben.«
    »Was ist mit Essen?«, hakte Laura nach.
    Das Essen war mir einerlei. Ich würde zu mir nehmen, was anstand.
    »Für die drei Tage kommst du gut ohne gefriergetrocknete Mahlzeiten aus«, sagte Nik. »Das erspart dir den Kocher. Nimm einfach Brot mit, Schinken, Nüsse, Obst und ein paar Kekse. Du brauchst einen Hut. Trag lange Ärmel und Hosen. Kauf dir ein Paar Trekkingschuhe, die über die Knöchel reichen.«
    Ich nickte.
    »Du musst wissen, wie man mit dem gps umgeht.« Laura stand auf und brachte es. Wir gaben die Koordinaten ein. Nik glich sie mit seiner Landkarte ab und setzte ein paar Kreuze. Sie erklärten mir, wie ich das Gerät zu benutzen hatte.
    »Vielleicht wirst du hin und wieder ein Auto zu Gesicht bekommen«, sagte Laura. »In der Gegend sind noch manchmal Minenarbeiter unterwegs.«
    »Gut zu wissen«, sagte ich, stand auf, bedankte und verabschiedete mich.
     
    Seit ein paar Tagen muss ich ständig brechen. (Kein Wunder bei dem, was ich hier draußen zu mir nehme.)
    Ich halte mir selber die Stirn, um mich nicht allein zu fühlen.
    Oft schlafe ich danach ein.
     
    Letzte Nacht schlief ich auf einem flachen Stein.
    In der Dämmerung legte sich ein Luchs oder so zu mir. Wir lagen Flanke an Flanke.
    Irgendwann sprang er auf und hastete davon.
    Ich blieb den halben Tag auf meinem Stein und wünschte mir, er würde zurückkommen, aber er kam nicht.
     
    Kann sein, dass ich Fieber habe.

11
    Auf dem Rückweg zum Hotel kaufte ich mir wüstentaugliche Schuhe, einen Hut, ein Taschenmesser und Proviant für die nächsten drei Tage.
    Nach dem Abendessen ging ich früh zu Bett, fand aber lange keinen Schlaf.
    Immer wieder schaltete ich mein Handy ein und schaute auf die Uhr.
    1 . 36
    2 . 55
    4 . 12
    Dann sah ich mich in einem nächtlich dunklen Garten knien.
    Ich rupfte Unkraut.
    Ich zog an Blättern, hob Gras in Büscheln aus der Erde, kappte Äste und grub ein großes rundes Loch.
    Erst als der Garten weg war, schlief ich ruhig.
     
    Nik wartete bereits im Auto, als ich zur Rezeption kam, um zu zahlen.
    »Ihre Rechnung ist beglichen«, sagte der Concierge.
    »Aber wie … Wer?«, fragte ich.
    Mr. Merce war vor einer Stunde hier«, antwortete er.
    »Hat er mir keine Nachricht hinterlassen?«
    Kopfschütteln.
    »Darf ich eine für ihn hinterlegen?«, bat ich.
    Er reichte mir einen Briefbogen und ein Kuvert.
    »Merce«, schrieb ich.
    Weiter wusste ich nicht.
    Ich unterzeichnete mit meinem Namen, schob den gefalteten Bogen in den Umschlag und übergab ihn. Dann griff ich meine Reisetasche und ging nach draußen.
     
    Wir verließen Copiapó.
    Vor uns lag der Highway.
    »Sag mal«, begann Nik nach einer Weile. »Was hast du eigentlich mit Merce zu tun?«
    »Du kennst ihn?«, fragte ich. »Zwischendurch kam es mir vor, als hätte ich ihn erfunden.«
    »Fast jeder hier kennt ihn«, entgegnete Nik. »Und dass ihr zwei in den letzten Tagen meist zusammen unterwegs wart, ist den Leuten nicht entgangen.«
     
    »Ich habe ihn auf der Busfahrt nach Copiapó kennengelernt. Eigentlich weiß ich so gut wie nichts über ihn.«
    »Vor ein paar Jahren sah er noch ziemlich gut aus«, erzählte Nik. »Er hat sogar mal im Rathaus mitgemischt.«
    »Merce in der Politik? Das kann nicht sein«, widersprach ich belustigt. »Ich war dabei, als er von zwei Polizisten überprüft wurde. Die kannten ihn ganz sicher nicht.«
    Nik lachte. »Doch. Die haben ihn bestimmt erkannt. Die waren nur nett genug, sein Spielchen mitzuspielen.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich.
     
    »Die Leute erzählen, er habe, als er in Copiapó ankam, allen weisgemacht, dass er einer wohlhabenden Dubliner Familie entstamme, in Österreich Montanistik studiert und vor einigen Jahren reich geerbt habe.
    Jeder sah, dass er Geld hatte, also fragte niemand weiter nach. Wohl auch deshalb nicht, weil der damalige Bürgermeister ihn mochte und die beiden gern zusammen

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