Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
enthaarte Häute und Felle, die die Jäger mitbrachten, und verarbeitete sie zu Nützlichem für den Winter. Sie putzte Blasen und Mägen, um sie als Behältnisse zu verwenden. Sie fertigte aus Holzpfählen und starken Schnüren ein neues Kochgestell, an dem Gefäße über das Feuer gehängt werden konnten. In flache Steine, die als Lampen dienen sollten, schlug sie Gruben, so dass mehr Fett hineingegeben werden konnte, und sie sammelte Moos und machte neue Dochte. Sie schlug neue Messer, Schaber, Sägen und Äxte und suchte am Wasser nach brauchbaren Muscheln. Sie zog mit den Jägern aus, um das Fleisch zu dörren, sie sammelte Früchte, Samen, Nüsse und Grünzeug mit den Frauen, sie worfelte Getreidekörner und zermalmte sie besonders fein, so dass Creb und Durc sie leichter kauen konnten. Und noch immer war ihr die Arbeit nicht genug.
Sie fing an, Creb zu verwöhnen wie nie zuvor, hätschelte ihn wie ein Kind. Sie bereitete ihm besondere Speisen, um seinen Gaumen anzureizen, sie braute ihm stärkende Getränke und bestand darauf, dass er mit ihr öfters in die Sonnenluft ging. Aylas Fürsorge schien ihm gutzutun; manches von seiner früheren Kraft und Zuversicht gewann er zurück. Und dennoch fehlte etwas. Die unbefangene Nähe ihrer früheren gemeinsamen Wanderungen war für immer dahin. Meist schritten sie stumm und ohne irgend etwas zu deuten Seite an Seite am Bach entlang.
Nicht nur Creb wurde alt. An dem Tag, als Brun vom Grat aus den Jägern nachblickte, bis sie nur noch winzige Punkte in der weiten Steppe waren, fiel es Ayla plötzlich auf: Wie sehr hatte sich auch der Clan-Führer verändert! Sein Bart war nicht mehr grau gesprenkelt, er war weiß wie sein Haar, und tiefe Falten durchzogen sein Gesicht. Sein harter, straffer Körper war schwammig und aufgequollen, die Haut war schlaff geworden.
Langsam schlurfte Brun zur Höhle zurück und bewegte sich dann den ganzen Tag nicht von seiner Feuerstätte weg. Noch einmal zog er bei der nächsten Jagd mit seinen Männern aus. Als er danach wieder zurückblieb, verharrte Grod an seiner Seite, noch immer der treue Gefährte.
Eines Tages, als die Luft schon kühler wurde, kam Durc in die Höhle gerannt.
"Ma-Ma! Ma-Ma! Ein Mann. Es kommt ein Mann."
Ayla eilte zusammen mit den anderen zum Höhleneingang, nach ihm Ausschau zu halten, der da den Pfad von der Küste heraufkam.
"Ayla, glaubst du, er kommt deinetwegen?" fragte Uba mit aufgeregten Gebärden.
"Ich weiß es nicht, Uba."
Ayla zitterte. Sie hoffte, der Mann käme vom Clan, mit dem Zoug verwandt war und hatte doch wieder Angst davor.
Als der Mann die Höhle erreichte, zog er sich mit Brun an dessen Feuerstätte zurück. Nicht lange danach sah Ayla die Gefährtin des Clan-Führers auf sich zukommen.
"Brun wünscht dich zu sehen, Ayla", bedeutete ihr Ebra.
Ayla schlug das Herz bis zum Hals und die Knie zitterten ihr so heftig, dass sie fürchtete, den kurzen Weg bis zu Bruns Wohnkreis nicht schaffen zu können. Erleichtert kauerte sie zu Bruns Füßen nieder. Er berührte ihre Schulter.
"Das ist Vond, Ayla", stellte er den Mann vor. "Er ist von weither gekommen, von Norgs Höhle, um dich zu sehen. Seine Mutter ist krank. Die Medizinfrau des Clans kann ihr nicht helfen. Er hat die Hoffnung, dass du einen Zauber weißt, der hilft."
Ayla hatte sich auf dem Miething des Groß-Clans einen Ruf als Medizinfrau von hohem Können und Wissen gescharfen. Der Mann war also um ihrer Kunst willen gekommen, nicht um ihrer selbst willen. Aylas Erleichterung übertraf ihre Enttäuschung.
Vond blieb nur zwei Tage, doch er brachte Neues von seinem Clan. Der junge Jäger, der beim Fest des Bären verletzt worden war, hatte bei Norgs Clan überwintert. Und bald nach der Schneeschmelze war er zu seinem eigenen Clan aufgebrochen. Die Wunde an seinem Bein war gut verheilt; nur ein leichtes Hinken war zurückgeblieben. Seine Gefährtin hatte ihm einen heilen Sohn geboren, der den Namen Creb bekommen hatte.
Ayla stellte dem Mann vielerlei Fragen über die Krankheit seiner Mutter und packte dann einen Beutel mit verschiedenen Zaubermitteln zusammen. Sie trug Vond auf, es der Medizinfrau seines Clans zu übergeben und dieser genau ihre Anweisungen zu übermitteln. Sie wusste nicht, ob sie mehr Wirkung zeigen würden, aber da er nun einmal von so weit hergekommen war, würde sie ihr Bestes versuchen.
Nachdem Vond wieder fortgezogen war, konnte Brun nicht umhin, sich Aylas wegen Gedanken zu machen. Bisher hatte er jeden Entscheid
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