Zyklus der Erdenkinder 01 - Ayla und der Clan des Bären
Brun gelobt hatte fortzugehen, war ihr dieser Entschluß gekommen. Der Schmerz über Crebs Tod musste noch etwas warten, sie würde ihn später herauslassen, wenn es nicht mehr um ihr Überleben ging. Vielleicht würde sie in die Welt der Geister gehen, vielleicht aber auch nicht. Wer würde es wissen können. Keinesfalls aber würde sie unvorbereitet sein.
Als sie vorher voller Angst um Creb in die Höhle gestürzt war, hatte sie keine Augen für die Spuren der Zerstörung gehabt. Jetzt aber, als sie stehenblieb und sich umsah, schien ihr plötzlich alles fremd. Wie gut, dass die Clan-Leute alle im Freien gewesen waren, als die Erde gebebt hatte. Sie holte noch einmal tief Luft und lief zu Crebs Wohnkreis hinüber.
Ayla wälzte einen Felsbrocken von ihrem Lager, schüttelte ihren Fellumhang aus und begann, ihre Sachen zu richten. Ihre Medizintasche, die Schleuder, Fußhüllen, Wadenwickel, Handhüllen, einen pelzgefütterten Umhang, eine Mütze; dazu ihren Trinkbecher, ihre Schale, einen kleinen Wasserbehälter, Werkzeug. Hinten in der Höhle holte sie sich etliche Teigfladen, Dörrfleisch, Früchte und Fett. Sie wühlte alles durch und fand in Birkenrinde verpackte Ahornsüße, Nüsse, getrocknete Früchte, zerstampfte Getreidekörner, Rauchfisch und einige getrocknete Gemüsepflanzen. Dann schüttelte sie Staub und Steine aus ihrem Sammelkorb und machte sich ans Packen.
Als sie Durcs Tragfell entdeckte, drückte sie es an ihr Gesicht, und die Tränen rannen ihr aus den Augen. Sie brauchte es eigentlich nicht. Dennoch packte sie das Tragfell ein.
Ganz zuletzt beschloß sie, den Unterschlupf aus Tierhaut mitzunehmen, den sie stets bei sich hatte, wenn sie die Männer auf die Jagd begleitete. Es war nicht ihrer, er hatte Creb gehört. Aber Creb war tot, und er hatte den Unterschlupf nie gebraucht. Sie glaubte nicht, dass er ihr grollen würde, wenn sie die Tierhaut und die Stangen mitnahm.
Ayla legte den Unterschlupf obenauf in ihren Korb und schulterte dann die schwere Bürde und verschnürte die Riemen, die den Korb fest an ihrem Körper hielten. Wieder sprangen ihr die Tränen in die Augen, als sie in der Mitte des Wohnkreises stand, der so lange ihr Heim gewesen war. Sie würde ihn nie wiedersehen. Bilder der Erinnerung flogen ihr durch den Kopf, und zuletzt dachte sie noch einmal an Creb. Ich wünschte, ich wüßte, was dir so tiefen Schmerz bereitet hat, Creb. Mag sein, dass ich es eines Tages erkennen werde. Es war gut, dass wir noch miteinander gesprochen haben, ehe du fortgegangen bist. Du wirst immer bei mir sein, genau wie Iza, genau wie der Clan des Bären.
Dann schritt Ayla aus der Höhle.
Keiner sah sie an, aber alle wussten es, als sie wieder auftauchte. An dem Teich vor der Höhle machte Ayla halt, um ihr Wasserbehältnis zu füllen. Und wieder erinnerte sie ein Bild. Und bevor sie das Gefäß eintauchte und damit den stillen Spiegel kräusehe, lehnte sich Ayla über das Wasser und sah sich an. So häßlich war sie eigentlich nicht. Doch ihr Augenmerk galt nicht ihrem eigenen Gesicht, vielmehr wollte sie wissen, wie die aussahen, zu denen sie zu gehen hatte, die Fremdlinge.
Als sie aufstand, sah sie Durc, der strampelnd und schlagend versuchte, sich aus Ubas Armen zu befreien. Mit einem Ruck riß er sich los und rannte hinüber zu Ayla.
Ayla zögerte einen Herzschlag lang, dann breitete sie ihre Arme aus, hob ihn hoch und drückte ihn fest an sich und kämpfte gegen die Tränen. Dann setzte sie ihn wieder ab und hockte sich vor ihn nieder.
"Lieber Durc", bedeutete sie und sah ihm in die dunklen Augen, "ich gehe nun fort. Man hat es mich geheißen." Doch da kam Uba auf sie zu. Sie musste Durc dem Geist entreißen. Noch einmal drückte Ayla ihren Sohn an sich.
"Mein Herz gehört dir, Durc. Für immer." Dann hob sie ihn hoch und gab ihn Uba. "Gib acht auf meinen Sohn, Uba", flehte sie. Broud sah das alles und wurde immer wilder. Die Frau war tot, sie war ein Geist. Warum benahm sie sich nicht so wie ein Geist? Wie kam es, dass manche seiner Leute sie nicht so behandelten wie einen Geist?
"Dort ist ein Geist", verkündete er mit zornigen Händen. "Sie ist tot. Wißt ihr nicht, dass sie für uns gestorben ist?"
Ayla ging geradewegs auf Broud zu und pflanzte sich vor ihm auf. Auch ihm machte es Mühe, sie nicht zu sehen. Er versuchte, so zu tun, als wäre sie nicht vorhanden, doch sie blickte ihm geradewegs ins Gesicht und hockte nicht zu seinen Füßen, wie sich das für eine Frau gehörte.
"Ich bin nicht
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