Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
lange könntest du mich lieben in dem Bewußtsein,
daß ich jemand anders liebe?«
»Bis an den Tod könnte ich dich lieben, Ayla, und in der
jenseitigen Welt auch noch. Nie werde ich eine lieben, so wie ich
dich liebe. Du kannst mich nicht verlassen.« Der dunkelhäutige
Künstler, der so unendlich anziehend war, flehte sie mit Tränen
in den Augen an; nie zuvor in seinem Leben hatte er um etwas
gefleht.
Ayla spürte seinen Schmerz und sie wünschte, es gäbe etwas,
ihn zu beschwichtigen. Aber das eine, was er wollte, konnte sie
ihm nicht geben. Sie konnte ihn nicht so lieben, wie sie Jondalar
liebte.
»Es tut mir leid, Ranec. Bitte. Nimm die Muta.« Wieder hielt
sie sie ihm hin.
»Behalte sie!« sagte er mit soviel Gift in der Stimme, wie er
aufbringen konnte. »Vielleicht bin ich nicht gut genug für dich,
aber ich brauche dich nicht. Ich kann hier haben, wen ich will.
Geh nur, lauf nur davon mit deinem Steinschläger. Mir ist das
gleichgültig.«
»Ich kann sie nicht behalten«, sagte Ayla und legte sie zu
seinen Füßen auf den Boden. Sie neigte den Kopf und wandte
sich zum Gehen.
Qual im Herzen wegen des Schmerzes, den sie ihm zugefügt,
ging sie am Ufer des Flusses entlang. So weh hatte sie ihm nicht
tun wollen. Hätte eine andere Möglichkeit bestanden, sie hätte
sie ergriffen. Sie hoffte inständig, daß sie nie wieder von jemand
geliebt würde, dessen Liebe sie nicht erwidern konnte. »Ayla?« rief Ranec. Sie drehte sich um und wartete, bis er bei
ihr war.
»Wann brichst du auf?«
»Sobald ich gepackt habe.«
»Weißt du, es stimmt nicht. Es ist mir keineswegs
gleichgültig.« Kummer und Leid malten sich in seinen Zügen.
Sie wollte zu ihm, wollte ihn trösten, aber sie wagte es nicht, ihn
zu ermutigen. »Aber ich habe dich so sehr geliebt, habe dich so
sehr begehrt – so sehr, daß ich es nicht habe sehen wollen. Ich
habe versucht mir einzureden, daß du mich liebtest, und ich
habe die ganze Zeit über gehofft, du tätest es tatsächlich.« »Ranec, es tut mir so leid«, sagte sie. »Hätte ich Jondalar nicht
erst lieben gelernt, ich würde dich geliebt haben. Ich hätte
glücklich mit dir werden können. Du warst so gut zu mir und
hast mich immer zum Lachen gebracht. Ich liebe dich ja auch,
weißt du, bloß nicht so, wie du möchtest. Trotzdem werde ich
dich immer lieben.«
Seine Augen waren voller Qual. »Ich werde nie aufhören, dich
zu lieben, Ayla. Ich werde dich nie vergessen. Ich werde meine
Liebe mit ins Grab nehmen«, sagte Ranec.
»Sag das nicht! Du verdienst mehr Glück als nur das.« Er lachte, aber es war ein bitteres, hartes Lachen. »Keine
Sorge, Ayla. Noch bin ich nicht soweit, ins Grab zu gehen.
Jedenfalls jetzt noch nicht. Und vielleicht tue ich mich eines
Tages wirklich mit einer Frau zusammen und gründe ein
Herdfeuer, und sie wird Kinder bekommen. Möglich sogar, daß
ich sie lieben werde. Aber keine andere Frau wird dich jemals
ersetzen, und nie werde ich für eine Frau empfinden, was ich für
dich empfinde. So etwas gibt es nur einmal im Leben eines
Mannes.« Sie schickten sich an, gemeinsam zurückzukehren. »Wird es Tricie sein?« fragte Ayla. »Sie liebt dich.«
Ranec nickte. »Vielleicht, wenn sie mich haben will. Jetzt, wo
sie einen Sohn hat, wird sie noch begehrter sein als zuvor; und
sie hat schon viele Anträge bekommen.«
Ayla blieb stehen und sah Ranec an. »Ich glaube, Tricie
möchte dich haben. Im Augenblick ist sie verletzt, doch das liegt
nur daran, daß sie dich so sehr liebt. Aber da ist noch etwas, das
du wissen solltest. Ihr Sohn, Ralev, das ist dein Sohn, Ranec.« »Du meinst, er ist der Sohn meines Geistes?« Ranec runzelte
die Stirn.
»Vermutlich hast du recht.«
»Nein, ich meine nicht, daß er der Sohn deines Geistes ist. Ich
meine, Ralev ist dein Sohn, Ranec. Er ist der Sohn deines Leibes,
deines Wesens. Ralev ist genausosehr dein Sohn, wie er Tricies
Sohn ist. Als ihr die Wonnen miteinander teiltet, hast du
gemacht, daß er in ihr wuchs.«
»Woher weißt du, daß ich Wonnen mit ihr geteilt habe?« sagte
Ranec und machte ein etwas betretenes Gesicht. »Sie war voriges
Jahr ein Rotfuß, eine, die ihre Aufgabe sehr ernst nahm.« »Ich weiß es, weil Ralev geboren wurde, und er ist dein Sohn.
So beginnt alles Leben. Das ist der Grund, warum man mit den
Wonnen Die Mutter ehrt. Sie sind der Beginn des Lebens. Ich
weiß das, Ranec. Ich verspreche dir, daß es stimmt, und dieses
Versprechen kann nicht gebrochen werden«, erklärte Ayla. Ranec überlegte
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