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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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haftende Erde abschüttelte, sah sie die herzförmigen Blätter und die langen, gelben, röhrenförmigen Blüten der Schlangenwurz, die half, eine Fehlgeburt zu verhindern. Mit einem Anflug von Trauer erinnerte sie sich, wie Iza losgezogen
    war, um diese Pflanze für sie zu beschaffen. Als sie sich erhob und die Wurzeln, die sie ausgegraben hatte, in einen Extrakorb packte, sah sie, daß Winnie die Ähren vom Wildhafer abbiß. Auch sie mochte die Körner, wenn sie gekocht waren, und ihr Verstand sagte ihr, daß Blüten und Stengel verdauungsfördernd wirkten.
    Das Pferd hatte Kot abgesetzt, und sie bemerkte die Riegen, die ihn umschwirrten. In manchen Jahreszeiten konnten die Insekten eine fürchterliche Plage sein, dachte sie und beschloß, nach Pflanzen Ausschau zu halten, die Insekten verscheuchten. Wer wußte schon, durch welche Landschaften ihre Wanderung sie noch führen würde?
    Bei ihrer beiläufigen Betrachtung der Vegetation hatte sie eine stachelige Staude entdeckt, die, wie sie wußte, eine Beifußart war, die bitter schmeckte und einen starken, kampferartigen Geruch verströmte. Dicht daneben wuchs Reiherschnabel, ein Verwandter des Storchschnabels mit eng gezähnten Blättern und fünfblättrigen, rötlichen Blüten, aus denen sich Früchte entwickelten, die dem Schnabel eines Reihers ähnelten. Die Blätter dienten, getrocknet und pulverisiert zur Blutstillung und halfen bei der Wundheilung; als Tee aufgegossen, heilten sie Geschwüre im Mund und Hautausschläge, und die Wurzeln taten gut bei Durchfall und anderen Verdauungsstörungen. Sie
     
    schmeckten scharf und bitter, wurden aber auch von Kindern und alten Leuten vertragen.
    Sie schaute wieder zu Jolandar hinüber und stellte dabei fest, daß Wolf noch immer auf dem Füßling herumkaute. Plötzlich hörte sie auf, ihre Gedanken schweifen zu lassen, und konzentrierte sich auf die Pflanzen, die sie als letzte registriert hatte. Weshalb hatten sie ihre Aufmerksamkeit erregt? Irgend etwas hatte sie für wichtig gehalten. Dann fiel ihr ein, was es war. Schnell griff sie nach ihrem Grabstock und begann, den Boden um den bitteren Beifuß mit dem starken Kampfergeruch herum aufzubrechen; dann tat sie dasselbe mit dem scharfen, herben, aber eher harmlosen Reiherschnabel.
    Jondalar war bereits aufgesessen und bereit zum Aufbruch. Er drehte sich zu ihr herum. "Ayla, weshalb sammelst du noch Pflanzen? Wir müssen weiter. Brauchst du dieses Zeug unbedingt jetzt?"
    "Ja", sagte sie. "Es dauert nicht lange." Als nächstes grub sie die Meerrettichwurzel mit dem scharfen Geschmack aus. "Ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, ihn von unseren Sachen fernzuhalten", sagte Ayla und deutete dabei auf den jungen Wolf, der verspielt auf dem herumkaute, was von ihrem Lagerschuh noch übrig war. "Ich mache ein >Wolf-Abschreckmittel<."
     
    Von ihrem Lagerplatz aus ritten sie nach Südosten, um wieder zu dem Fluß zurückzugelangen, dem sie bisher gefolgt waren. Der vom Wind verwehte Staub hatte sich über Nacht gelegt, und in der klaren Luft unter dem grenzenlosen Himmel war der ferne Horizont zu erkennen, der bisher ihren Blicken verborgen gewesen war. Von einem Ende der Erde zum anderen, von Norden nach Süden, von Osten nach Westen, war alles, was sie sahen, grasschwankend, wogend, unablässig in Bewegung, eine riesige, alles umfassende Grassteppe. Die wenigen Bäume, die in der Nähe von Wasserläufen wuchsen, unterstrichen nur die vorherrschende Vegetation. Aber die Ausdehnung der grasbewachsenen Ebenen war noch viel größer, als sie ahnen konnten.
    Ungeheure Eisdecken, zwei, drei, bis fünf Meilen dick, hatten die Pole der Erde unter sich begraben und breiteten sich über die nördlichen Lande, zermalmten die steinerne Kruste des Kontinents und drückten mit ihrem unvorstellbaren Gewicht sogar das Muttergestein herab. Südlich des Eises begannen die Steppen - kaltes, trockenes Gras, das sich über die ganze Breite des Kontinents hinzog und vom westlichen Ozean bis zum östlichen Meer reichte. Alles an das Eis angrenzende Land war eine riesige, grasbewachsene Steppe. Gras war überall, in tiefgelegenen Tälern ebenso wie auf windgepeitschten Hängen.
    Ayla und Jondalar stellten fest, daß das ebene Gelände allmählich zum Tal des größeren Flusses hin abfiel, obwohl sie noch ein ganzes Stück von ihm entfernt waren. Wenig später fanden sie sich vom Hochgras umgeben. Selbst von Winnies Rücken aus konnte Ayla, wenn sie sich hochreckte, in der acht Fuß hohen

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