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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Vegetation von Jondalar nicht viel mehr sehen als Kopf und Schultern zwischen den federartigen Grannen und den nickenden Stengeln der winzigen, golden und rötlich überhauchten Blütenstände, die auf dünnen, blaugrünen Halmen saßen. Hin und wieder erhaschte sie einen Blick auf sein dunkelbraunes Reittier, erkannte Renner aber nur, weil sie wußte, daß er da war. Sie war froh über den Vorteil, den die Größe der Pferde ihnen verschaffte. Ihr war klar, daß sie, wenn sie zu Fuß gegangen wäre, das Gefühl gehabt hätte, als wanderten sie durch einen dichten Wald aus hohem, grünem, im Wind schwankendem Gras.
    Das Hochgras war kein Hindernis, es teilte sich widerstandslos vor ihnen, wenn sie hindurchritten, aber sie konnten nur ein kurzes Stück über die nächsten Halme hinausblicken, und hinter ihnen richtete sich das Gras wieder auf, so daß kaum eine Spur von ihnen zurückblieb. Wenn nicht die strahlende Sonne an dem klaren, blauen Himmel über ihnen gewesen wäre und die Halme, die sich in die Richtung des vorherrschenden Windes bogen, wäre es ihnen recht schwer gefallen, ihren Weg zu finden und sich nicht aus den Augen zu verlieren.
    Sie hörte den sausenden Wind und das schrille Sirren der
     
    Stechmücken. Es war heiß und stickig inmitten der dichten Vegetation. Sie konnte zwar sehen, wie das Hochgras schwankte, spürte aber kaum einen Windhauch. Das Schwirren von Fliegen und der Geruch nach frischem Kot verrieten ihr, daß Renner sich gerade erleichtert hatte. Selbst wenn er nicht wenige Schritte vor ihr gewesen wäre, hätte sie gewußt, daß es der junge Hengst gewesen sein mußte, der hier vor-übergekommen war. Seine Gerüche waren ihr so vertraut wie die Stute, die sie ritt und ihre eigenen. Sie unterschied nicht zwischen guten und schlechten Gerüchen; sie benutzte ihre Nase ebenso, wie sie ihre Augen und Ohren benutzte, mit kenntnisreichem Urteilsvermögen, das ihr half, die wahrnehmbare Welt zu erforschen und zu deuten.
    Nach einiger Zeit bewirkten die immer gleichbleibende Szenerie, in der ständig ein langer grüner Halm auf einen anderen langen grünen Halm folgte, die rhythmischen Schritte des Pferdes und die fast genau über ihnen stehende, heiße Sonne in Ayla eine Art Lethargie; sie war zwar wach, aber nicht bei vollem Bewußtsein. Die Vielzahl der hohen, dünnen, knotigen Halme vereinigten sich zu einem verschwommenen Bild, das sie nicht mehr sah. Statt dessen begann sie, die übrige Vegetation wahrzunehmen. Hier wuchs viel mehr als nur Gras, und wie gewöhnlich registrierte sie alles, ohne bewußt darüber nachzudenken.
    Dort, auf der kleinen Lichtung - irgendein Tier mußte sie geschaffen haben, indem es sich wälzte -, das ist Hahnen-Fuß. Ich könnte etwas davon abpflücken, dachte sie, unternahm aber keinen Versuch, es zu tun. Diese Pflanze mit den gelben Blüten und den um den Stengel herum wachsenden Blättern, das ist Tragant, und er hat eine Menge Schoten. Ob sie wohl schon reif sind? Wahrscheinlich nicht. Weiter vom, die großen Dolden aus weißen, in der Mitte rosafarbenen Blüten, das ist Wilde Möhre. Es sieht so aus, als wäre Renner auf einige ihrer
    Blätter getreten. Ich sollte meinen Grabstock hervorholen, aber da drüben ist noch mehr davon. Scheint hier reichlich zu wachsen. Es hat Zeit, und es ist so heiß. Sie versuchte, ein paar Fliegen zu verscheuchen, die um ihren schweißnassen Kopf
    herumschwirrten. Ich habe Wolf schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wo mag er stecken?
    Sie drehte sich um und sah, daß er dicht hinter der Stute folgte und den Boden beschnüffelte. Er blieb stehen, hob den Kopf, um einen anderen Geruch einzufangen, dann verschwand er in dem Gras zu ihrer Linken. Sie sah eine große blaue Libelle mit gefleckten Flügeln, die, von Wolf aufgescheucht, über der Stelle schwebte, an der er kurz zuvor gewesen war, als wollte sie sie markieren. Wenig später gingen ein Kreischen und ein heftiges Flügelschlagen dem Auftauchen einer großen Trappe voraus, die sich in die Luft schwang. Ayla griff nach ihrer Schleuder, die sie wie ein Stirnband um den Kopf geschlungen hatte. Auf diese Weise war sie immer griffbereit, und außerdem hielt sie ihr das Haar aus dem Gesicht.
    Aber die riesige Trappe - mit einem Gewicht von fünfund-zwanzig Pfund der schwerste Vogel der Steppe flog trotz ihrer Größe sehr schnell und war außer Reichweite, bevor sie einen Stein aus dem Beutel holen konnte. Sie beobachtete, wie der gescheckte Vogel mit den weißen,

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