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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nicht begriffen. Er war es, den sie sah, als sie die Augen aufschlug. Aber dann war er fort, und an seiner Stelle war Ranec da und brachte ihr ein heißes Getränk, damit sie sich aufwärmen konnte. Mamut hatte gesagt, daß jemand geholfen hätte, sie zurückzubringen. Damals hatte sie keine Ahnung gehabt, daß Jondalar es gewesen war, aber jetzt wußte sie es. Es war fast, als hätte sie es erfahren sollen.
    Der alte Mann hatte gesagt, er würde die Wurzel nie wieder gebrauchen, und er hatte auch sie vor ihr gewarnt. Aber er hatte auch gesagt, wenn sie es jemals wieder tun würde, müßte sie ganz sicher sein, daß jemand da war, der sie zurückrufen konnte. Er hatte ihr gesagt, daß die Wurzel mehr als nur tödlich war. Sie konnte ihren Geist rauben; sie würde sich für immer in der schwarzen Leere verlieren und nie imstande sein, zur Großen Erdmutter zurückzukehren. Damals war das ohne Belang gewesen. Sie hatte ohnehin keine Wurzeln mehr gehabt - die letzten hatte sie mit Mamut aufgebraucht. Aber jetzt war die Pflanze da, unmittelbar vor ihr.
    Aber daß sie da ist, dachte sie, bedeutet doch nicht, daß ich sie auch mitnehmen muß. Tat sie es nicht, so bestand auch keine Gefahr, daß sie sie noch einmal gebrauchte und ihren Geist verlor. Der Trank war ihr ohnehin verboten gewesen. Er war den Mog-urs vorbehalten, die Umgang hatten mit der Welt der Geister, nicht für Medizinfrauen, die ihn nur für sie zubereiten mußten. Aber sie hatte bereits zweimal davon getrunken. Außerdem hatte Broud sie verflucht; was den Clan anging, war sie tot. Wer konnte ihr jetzt noch etwas verbieten?
    Ayla fragte sich nicht einmal, was sie tat, als sie einen abgebrochenen Ast aufhob, ihn als Grabstock benutzte und sorgfältig mehrere der Pflanzen aushob, ohne die Wurzeln zu beschädigen. Sie war einer der wenigen Menschen auf der Erde, die ihre Eigenschaften kannte und wußte, wie man sie zubereitete. Sie mußte sie einfach mitnehmen. Nicht, daß sie die Absicht gehabt hätte, sie zu verwenden: sie hatte viele Pflanzenpräparate, die sie vielleicht nie gebrauchen würde. Doch hier lagen die Dinge anders. Die anderen konnten zu medizinischen Zwecken gebraucht werden. Selbst der Gold-zwirn; Izas Zaubermedizin zur Abwehr schwängernder Essenzen, half, äußerlich angewendet, gegen Insektenstiche; aber diese Pflanze war, soweit sie wußte, zu nichts anderem nütze. Die Wurzel war Geistermagie.
     
    "Da bist du ja! Wir haben schon angefangen, uns Sorgen zu machen", rief Tholie, als sie Ayla den Pfad herabkommen sah. "Jondalar hat gesagt, wenn du nicht bald kämest, würde er Wolf auf die Suche nach dir schicken."
    "Wo hast du so lange gesteckt?" sagte Jondalar, bevor sie etwas erwidern konnte.
    "Tholie sagte, du wolltest gleich zurückkommen." Er hatte unwillkürlich Zelandonii gesprochen - ein Hinweis darauf, daß er sich Sorgen gemacht hatte.
    "Der Pfad ging weiter, und ich beschloß, ihn ein Stück entlangzugehen. Dann fand ich ein paar Pflanzen, die ich haben wollte", sagte Ayla und zeigte, was sie gesammelt hatte. "Diese Gegend ist der, in der ich aufgewachsen bin, so ähnlich.
    Einige diese Pflanzen habe ich nicht mehr gesehen, seit ich von dort fortgegangen bin."
    "Was war denn so wichtig an den Pflanzen, daß du sie unbedingt jetzt sammeln mußtest? Wozu ist die hier gut?" fragte Jondalar und zeigte auf den Goldzwirn.
    Ayla kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, daß er nur deshalb so zornig war, weil er sich Sorgen um sie gemacht hatte; aber seine Frage kam völlig unerwartet. "Die - die ist gut gegen Insektenstiche", sagte sie errötend und verlegen. Sie hatte das Gefühl, ihn angelogen zu haben; ihre Antwort war-zwar durchaus wahr, aber unvollständig.
    Ayla war als Frau vom Clan aufgezogen worden, und die Frauen vom Clan durften die Antwort auf eine Frage nicht verweigern, zumal, wenn sie von einem Mann gestellt wurde aber Iza hatte ihr immer wieder eingeschärft, nie und insbesondere keinem Mann zu verraten, welche Kraft in den dünnen Fäden des Goldzwim steckte. Iza selbst wäre außerstande gewesen, Jondalars Frage zur Gänze zu beantworten. Aber in eine solche Verlegenheit wäre sie nie gekommen. Kein Mann vom Clan hätte sich einfallen lassen, eine Medizinfrau nach ihren Pflanzen oder Praktiken zu fragen.
    Plötzlich schoß Ayla ein Gedanke durch den Kopf. Wenn Izas Medizin verhindern konnte, daß die Mutter eine Frau mit einem Kind segnete - war sie dann stärker als die Mutter? Wie war das möglich? Aber wenn

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