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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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wendeten ihm das Hinterteil zu oder versuchten, ihn mit dem Rüssel zu berühren. Sie fühlten sich von ihm angezogen und gleichzeitig überwältigt. Die Bullen dagegen wichen an den Rand der Gruppe zurück.
    Als er so nahe herangekommen war, daß auch Ayla und Jondalar ihn genau sehen konnten, waren sie gleichfalls tief beeindruckt. Er hielt den großen Kopf sehr hoch und stellte seinen stolzen Kopfschmuck zur Schau. Seine prachtvollen Stoßzähne, die an der Länge und Umfang die kleineren und gestreckteren der Kühe bei weitem übertrafen, ließen selbst das beachtliche Elfenbein der größeren Bullen ganz bescheiden wirken. Die kleinen, dick bepelzten und aufgestellten Ohren, das dunkle, steife Haarbüschel auf dem Kopf und das hell rostfarbene Fell mit seinen langen, im Wind flatternden Deckhaaren gaben seiner ohnehin schon gewaltigen Gestalt Fülle. Er überragte selbst die größten Bullen der Herde um
    zwei Fuß und war fast doppelt so schwer wie die Kühe - bei weitem das größte Tier, das Ayla und Jondalar je gesehen hatten. Nachdem er mehr als fünfundvierzig Jahre lang schwere und gute Zeiten überstanden hatte, war er jetzt auf dem Höhepunkt seines Lebens angelangt, ein dominierender Mammutbulle in den besten Mannesjahren, und er war grandios.
    Aber es war mehr als nur die natürliche, auf seine Größe beruhende Dominanz, was die anderen Bullen veranlaßt hatte, sich zurückzuziehen. Ayla bemerkte, daß seine Schläfen stark angeschwollen waren, und das rostfarbene Fell zwischen den Augen und den Ohren war von schwarzen Streifen durchzogen, die von einer schleimigen, ständig aussickernden Flüssigkeit stammten. Außerdem speichelte er unablässig und setzte von Zeit zu Zeit einen scharf riechenden Urin ab, der auf dem Fell an seinen Beinen und auf der Scheide, in der sein Glied steckte, einen grünlichen Belag bildete. Sie fragte sich, ob er vielleicht krank war.
    Aber die geschwollenen Schläfendrüsen und die anderen Symptome waren nicht nur Anzeichen einer Krankheit. Bei den Wollmammuten wurden nicht nur die Kühe brünstig, auch bei den voll ausgewachsenen Bullen gab es alljährlich eine Zeit erhöhter Paarungsbereitschaft, die man Musth nannte. Obwohl ein Mammutbulle mit etwa zwölf Jahren geschlechtsreif wurde, setzte die Musth erst ein, wenn er fast dreißig Jahre alt war, und dauerte dann im allgemeinen nur etwa eine Woche. Aber wenn er Ende Vierzig, auf dem Höhepunkt seiner Kraft und in bester körperlicher Verfassung war, dann konnte er alljährlich drei bis vier Monate in Musth sein. Obwohl sich jeder geschlechtsreife Bulle mit einer brünstigen Kuh paaren konnte, wenn sie es zuließ, hatten die Bullen bei den Kühen wesentlich mehr Erfolg, wenn sie in Musth waren.
    Der große rostfarbene Bulle war nicht nur ein dominierendes Tier, er war auch in Musth, und er war auf den Ruf der brünstigen Kuh hin gekommen, um sich mit ihr zu paaren.
    Aus geringer Entfernung erkannten Mammutbullen, genau wie die meisten anderen Säugetiere auch, am Geruch der Kühe, ob sie empfängnisbereit waren. Aber Mammute durchstreiften derart große Gebiete, daß sie noch eine weitere Methode entwickelt hatten, einander mitzuteilen, daß die bereit waren, sich zu paaren. Wenn eine Kuh brünstig oder ein Bulle in Musth war, änderte sich ihre Stimmlage. Sehr tiefe Töne verhallten über größere Entfernungen hinweg nicht so wie höhere, und die tiefen, grollenden Rufe, die nur zu dieser Zeit ausgestoßen wurden, waren auf den endlosen Ebenen meilenweit zu hören.
    Das dumpfe Grollen der brünstigen Kuh konnten Ayla und Jondalar ganz deutlich hören, aber bei dem Bullen in Musth waren die Laute so tief, daß sie sie kaum wahrnahmen. Auch unter normalen Umständen hielten Mammute oft über große Entfernungen hinweg mit dumpf grollenden Lauten Verbindung, die die meisten Menschen nicht hörten. Die Bullen in Musth dagegen gaben ein überaus lautes, tiefes Brüllen von sich, und die brünstigen Kühe brüllten sogar noch lauter. Obwohl einige Leute imstande waren, die Schwingungen der tiefen Töne wahrzunehmen, lagen die meisten Elemente der Laute doch in einem Bereich außerhalb des menschlichen Hörvermögens.
    Die dunkelrote Kuh hatte sich den jüngeren Bullen verweigert, die ihr Geruch und ihre tiefen, grollenden Rufe angezogen hatten. Sie hatte einen älteren, dominierenden Bullen gewollt als Erzeuger ihres Jungen, einen, der durch ein langes Leben bereits seine Gesundheit und seine Überlebensinstinkte unter

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