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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Flusses anstiegen, wurde zu Jondalars Erleichterung das Gras kürzer. Es reichte kaum noch bis an die Bäuche der Pferde heran. Er zog es vor, zu sehen, wo er hinritt. Als dann das Gelände am oberen Ende eines Abhangs ebener zu werden begann, nahm die Landschaft ein vertrautes Aussehen an. Nicht, daß sie schon jemals an diesem besonderen Ort gewesen wären, aber mit den hohen Ufern und den tief ausgewaschenen, zum Fluß hinunterführenden Rinnen sah diese Gegend der Umgebung des Löwen-Lagers sehr ähnlich.
    Sie ritten eine sanfte Anhöhe hinauf, und Jondalar stellte fest, daß der Fluß eine Biegung nach links, nach Osten machte. Es war an der Zeit, die lebensspendende Wasserader zu verlassen, die sich in zahllosen Windungen ihren Weg nach Süden bahnte, und nach Westen abzubiegen. Er hielt einen Moment an, um einen Blick auf die Karte zu werfen, die Talut für ihn in ein Stück Elfenbein geritzt hatte. Als er aufschaute, sah er, daß Ayla abgesessen war, am Rande der Uferböschung stand, und über den Fluß blickte. Irgend etwas an ihrer Haltung deutete darauf hin, daß sie erregt oder unglücklich war.
     
    Er schwang sein Bein herum, glitt vom Pferd herunter und trat neben sie. Am anderen Ufer sah er etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Auf einer Terrasse auf halber Höhe der jenseitigen Uferböschung erhob sich ein großer, länglicher, mit Grasbüscheln bewachsener Hügel. Er schien ein Teil der Landschaft zu sein, aber der mit einer dicken Mammuthaut verschlossene bogenförmige Eingang verriet seinen wahren Charakter. Es war eine Erdhütte wie diejenigen, die das Löwen-Lager bewohnte, bei dem sie den voraufgegangenen Winter verbracht hatten.
    Während Ayla das vertraut aussehende Gebilde betrachtete, erinnerte sie sich ganz deutlich an das Innere der Erdhütte des Löwen-Lagers. Die geräumige, zur Hälfte unter der Erde liegende Behausung war so gebaut, daß sie viele Jahre überdauern konnte. Für den Fußboden, der sich unter der Erdoberfläche befand, war der feine Löß des Flußufers ausgeschachtet worden. Den Wänden und dem runden, mit Lehm aus dem Fluß abgedeckten Dach aus Grassoden gab ein Gerüst festen Halt, das aus mehr als einer Tonne großer Mammutknochen bestand; an der Decke waren Hirschgeweihe ineinander verflochten und zusammengeschnürt worden, und zwischen den Knochen und den Soden befand sich eine dicke Gras und Schilfschicht. Erdbänke an den Seiten waren zu warmen Betten geworden, und tiefe Vorratsgruben reichten bis in die kalte Permafrostschicht hinab. Der Eingang bestand aus zwei großen, gebogenen Mammutzähnen, deren stumpfe Enden im Boden steckten, während die Spitzen aufeinander zuführten, und zusammentrafen. Es war durchaus kein provisorisches Bauwerk, sondern eine Ansiedlung unter einem Dach, die mehreren Familien Platz bot. Sie war ganz sicher, daß auch die Bewohner dieser Erdhütte die Absicht hatten, dorthin zurückzukehren, wie die Leute vom Löwen-Lager es jeden Winter taten.
    "Sie müssen beim Sommertreffen sein", sagte Ayla. "Ich wüßte zu gern, welchem Lager dieses Haus gehört."
    "Vielleicht gehört es dem Federgras-Lager", meinte Jondalar.
    "Vielleicht", sagte Ayla, dann starrte sie schweigend über
    den Fluß auf die Hütte. „Es sieht bso leer aus“, erklärte sie schließlich. "Als wir abreisten, ist mir der Gedanke, daß wir das Löwen-Lager nie wiedersehen würden, überhaupt nicht gekommen. Ich weiß noch als ich von meinen Sachen das aus-sortierte, was ich zum Sommertreffen mitnehmen wollte, ließ ich etliches zurück. Wenn ich gewußt hätte, daß wir nicht zu-rückkehren würden, hätte ich vielleicht alles mitgenommen."
    "Tut es dir leid, daß du fortgegangen bist, Ayla?" Jondalars Anteilnahme zeigte sich, wie immer, in den Sorgenfalten auf seiner Stirn. "Ich habe dir gesagt, wenn du es wolltest, würde ich bleiben und auch ein Mamutoi werden. Ich weiß, daß du bei ihnen ein Heim gefunden hattest und glücklich warst. Es ist noch nicht zu spät. Noch können wir umkehren."
    "Nein. Ich bin traurig, weil ich sie verloren habe, aber es tut mir nicht leid. Ich möchte mit dir Zusammensein. Das ist, was ich mir von Anfang an gewünscht habe. Und ich weiß, daß du nach Hause zurückkehren möchtest. Das wolltest du, seit wir einander kennenlernten. Du würdest dich vielleicht daran gewöhnen, hier zu leben, aber wirklich glücklich würdest du dabei nie sein. Du würdest immer deine Leute vermissen, deine Familie, die Menschen, bei denen du

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