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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nichts von dem verstehen, was hier geschieht", sagte Jondalar. Dann erinnerte er sich und senkte den Kopf. "Aber ich weiß nicht einmal, ob sie noch lebt."
    Die Männer tauschten verstohlen Blicke aus und zögerten zu sprechen, obwohl ihnen allen dieselbe Frage auf den Lippen lag. Schließlich sagte Ebulan: "Ist das die Frau, von der du behauptest, daß sie auf dem Rücken von Pferden reiten kann? Sie muß eine Frau sein, die große Macht besitzt, wenn sie so etwas vermag."
    "Sie würde das nicht sagen." Jondalar lächelte. "Aber ich glaube, sie hat mehr Macht, als sie zugestehen will. Sie reitet nicht auf allen Pferden. Sie reitet nur auf der Stute, die sie großgezogen hat, obwohl sie auch auf meinem Pferd geritten ist. Aber es ist schwerer zu lenken. Das war die Schwierigkeit..."
    "Du kannst auch auf Pferden reiten?" fragte Olamun ungläubig.
    "Ich kann auf einem reiten ... Nun, ich kann auch auf ihrem reiten, aber ..."
    "Willst du damit sagen, daß die Geschichte, die du Attaroa erzählt hast, wahr ist?" fragte Ebulan. "Natürlich ist sie wahr. Warum sollte ich mir so etwas ausdenken?" Er blickte die Männer an. "Vielleicht sollte ich mit dem Anfang beginnen. Ayla zog ein junges Stutfohlen auf..."
    "Woher hatte sie das Stutfohlen?" fragte Olamun.
    "Sie war auf der Jagd und tötete das Muttertier. Und dann entdeckte sie das Fohlen."
    "Aber warum hat sie es aufgezogen?" fragte Ebulan.
    "Weil sie allein war. Und sie war allein, weil sie... Aber das ist eine andere Geschichte", sagte Jondalar. "Jedenfalls sehnte sie sich nach Gesellschaft und entschloß sich, das Fohlen bei sich aufzunehmen. Sie nannte das Pferd Winnie, und als es größer wurde, schenkte es einem jungen Hengst das Leben, genau zu der Zeit, als wir einander begegneten. Sie lehrte mich, die Stute zu reiten, und gab mir den Hengst zur Ausbildung. Ich nannte ihn Renner. Wir sind den ganzen Weg vom Sommertreffen der Mamutoi, um die südlichen Ausläufer der Berge im Osten herum, auf dem Rücken der Pferde gereist. Es hat wirklich nichts mit geheimnisvollen Kräften zu tun. Es kommt nur darauf an, sie von Geburt an aufzuziehen - genau wie eine Mutter, die ihr Kind großzieht."
    "Nun, wenn du es sagst", meinte Ebulan.
    "Ich sage es, weil es wahr ist", erwiderte Jondalar. Er sah ein, daß es sinnlos war, das Thema weiter zu verfolgen. Sie mußten es sehen, um es zu glauben; und es wahr unwahrscheinlich, daß sie jemals die Gelegenheit dazu haben würden. Ayla gab es nicht mehr, und auch nicht die Pferde.
    In diesem Augenblick öffnete sich das Tor, und alle drehten sich um. Epadoa trat mit einigen Frauen ein. Nun, da er mehr von ihr wußte, betrachtete Jondalar aufmerksam die Frau, die den beiden Kindern so große Schmerzen zugefügt hatte. Er fragte sich, wer verabscheuungswürdiger war - diejenige, die die Schandtat geplant, oder diejenige, die sie ausgeführt hatte. Er zweifelte nicht im mindesten daran, daß auch Attaroa zur Ausführung imstande gewesen wäre; es war offensichtlich, daß etwas mit ihr nicht stimmte. Irgendein böser Geist mußte in sie gefahren und ihr Wesen zerstört haben. Aber was war mit Epadoa? Sie schien gesund zu sein. Doch wie konnte sie zugleich so grausam und gefühllos sein? War auch in ihr etwas zerstört?
    Zur allgemeinen Überraschung durchschritt Attaroa das Tor.
    "Sie kommt nie hierher", sagte Olamun. "Was kann sie wollen?" Ihr ungewöhnliches Verhalten ängstigte ihn.
    Ihr folgten einige Frauen, die Platten mit dampfendem gekochtem Fleisch sowie Schüsseln mit einer duftenden Brühe trugen. Pferdefleisch! Waren die Jägerinnen zurückgekehrt? Jondalar hatte schon lange kein Pferdefleisch mehr gegessen; der Gedanke daran sagte ihm keinesfalls zu. Aber es roch verlockend. Auch ein großer Wasserbeutel mit einigen Trinkgefäßen wurde hereingetragen.
    Die Männer beobachteten den Aufzug der Frauen mit gierigen Augen; aber niemand rührte etwas an. Sie alle fürchteten, daß Attaroa bei der geringsten falschen Bewegung ihren Sinn ändern könnte, oder daß sie die dampfenden Speisen nur hereinbringen ließ, um sie ihnen wieder wegzunehmen.
    "Zelandonii!" rief Attaroa und ließ den Namen wie einen Befehl klingen. Jondalar blickte sie an, als er sich ihr näherte. Sie sah fast männlich aus. Ihre Züge waren hart und scharf, aber gutgeschnitten und wohlproportioniert. Sie war schön - auf ihre Weise. Zumindest hätte sie es sein können, wenn sie nicht so herrisch gewirkt hätte. Aber der zusammengepreßte Mund verriet

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