Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Grausamkeit, und ihre Augen zeigten, daß etwas in ihrer Seele zerstört war.
S'Armuna erschien an ihrer Seite. Sie muß mit den anderen Frauen hereingekommen sein, dachte er, obwohl er sie nicht bemerkt hatte.
"Ich spreche jetzt für Attaroa", sagte sie auf Zelandonii.
"Es gibt viel, auf das du nur selbst eine Antwort geben kannst", sagte Jondalar. "Wie konntest du das alles zulassen? Attaroa ist wahnsinnig, aber du nicht. Ich mache dich dafür verant-wortlich." Seine blauen Augen flammten auf vor Empörung.
Attaroa sprach ärgerlich mit der Schamanin.
"Sie will nicht, daß du mit mir redest. Ich bin hier, um für sie zu übersetzen. Attaroa wünscht, daß du sie ansiehst, wenn du sprichst", sagte S'Armuna, die seinem Blick auswich und Attaroa ansah.
Ein maliziöses Lächeln spielte um. den Mund der Anführerin. "Ich bin sicher, daß du schon allerlei über mich gehört hast; aber du solltest nicht alles glauben, was du hörst."
"Ich glaube, was ich sehe", sagte Jondalar.
"Nun, du hast gesehen, daß ich Essen gebracht habe." "Ich sehe niemanden essen; und ich weiß, daß sie hungrig sind."
Ihr Lächeln wurde breiter, als sie die Übersetzung hörte. "Sie sollen anfangen, und du auch. Du wirst deine ganze Kraft brauchen." Attaroa lachte laut auf.
"Davon bin ich überzeugt", sagte Jondalar.
Nachdem S'Armuna seine Worte übersetzt hatte, drehte sich Attaroa abrupt um und gab der älteren Frau ein Zeichen, ihr zu folgen.
"Ich mache dich verantwortlich", sagte Jondalar zu S'Armuna, als die Schamanin ihm den Rücken zuwandte und sich entfernte.
Sobald sich das Tor geschlossen hatte, sagte eine der Frauen: "Ihr solltet euch bedienen, bevor sie ihre Meinung ändert."
Die Männer stürzten sich auf die am Boden abgestellten Fleischplatten. Als S'Amodun kam, blieb er stehen. "Sei vorsichtig, Zelandonii. Sie hat etwas mit dir vor."
Die nächsten Tage vergingen langsam für Jondalar. Die Männer erhielten genügend Wasser, aber kaum mehr zu essen als sonst; und niemand durfte hinaus, selbst zur Arbeit nicht, was ungewöhnlich war. Es machte sie unruhig, zumal sogar Ardemun den Pferch nicht verlassen durfte. Seine Sprachkenntnisse hatten ihn nicht nur zum Dolmetscher gemacht, sondern auch zum Mittelsmann zwischen Attaroa und den Gefangenen. Da er ein lahmes, ausgerenktes Beü" hatte, fühlte sie sich von ihm nicht bedroht. Auch bestand keine Gefahr, daß er fliehen würde. So konnte er sich freier im Lager bewegen als die anderen und brachte oft Berichte, über das Leben außerhalb des Männer-Lagers mit.
Die meisten Männer verbrachten ihre Zeit mit Glücksspiel len, wobei sie als zukünftig einzulösende Einsätze kleine
Holzstücke, Kieselsteine und Knochenstücke von dem Fleisch verwendeten, das ihnen zugeteilt worden war. Ein abgenagter Knochen aus dem Unterschenkel eines Pferdes war eigens für diesen Zweck beiseitegelegt worden.
Jondalar beschäftigte sich am ersten Tag seiner Gefangenschaft damit, den Palisadenzaun zu untersuchen, der das Gehege umschloß. Er fand mehrere schwache Stellen, an denen es ihm möglich schien, den Zaun zu durchbrechen oder zu überklettern. Doch durch die Ritzen konnte er sehen, daß Epadoa und ihre Frauen ständig Wache hielten, und der Gedanke an den Mann mit der schrecklichen Wunde hielt ihn davon ab, einen solchen Versuch zu wagen. Er sah sich auch den Schuppen näher an, der ohne großen Aufwand zu reparieren und wetterfest zu machen war - wenn er nur Werkzeug und Material dazu gehabt hätte.
Nach allseitiger Übereinkunft war eine Seite der Einfriedung neben einem Steinhaufen - dem einzigen ins Auge fallenden Objekt außer dem Schuppen in ihrem ansonsten leeren Gefängnis - dem Platz vorbehalten worden, an dem die Männer ihre Notdurft verrichteten und ihre Abfälle beseitigten. Von Anfang an hatte Jondalar den Gestank wahrgenommen, der den ganzen Platz einhüllte. Es war am schlimmsten hinter dem Schuppen, in dem die eiternde Wunde des verletzten Mannes den üblen Geruch verstärkte. Jondalar vermied es, sich dort aufzuhalten; doch nachts hatte er keine andere Wahl. Er kauerte sich mit den anderen zusammen, um sich zu wärmen, und teilte seinen zerrissenen Lederumhang mit denen, die noch weniger zum Zudecken hatten.
In den darauffolgenden Tagen gewöhnte er sich an den Gestank und spürte seinen Hunger immer weniger. Aber er wurde empfindlicher gegenüber der Kälte und fühlte sich manchmal schwindlig und benommen. Auch wünschte er, er hätte
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