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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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seinem Umhang und breitete es auf dem Boden aus, um die bei der Arbeit anfallenden scharfen Feuer-steinsplitter aufzufangen. Während die beiden Jungen und mehrere Männer um ihn herumsaßen, zeigte er, wie aus einem harten, ovalen Stein und einigen Knochenstücke Werkzeuge gemacht werden konnten, die dazu dienten, Gegenstände aus Leder, Holz und Knochen anzufertigen. Sie sahen ihm fasziniert zu, obwohl sie zwischendurch immer wieder aufstehen und ihren normalen Beschäftigungen nachgehen mußten, um die Aufmerksamkeit der Wache nicht zu erregen. Dann kamen sie zurück und kauerten sich zusammen, als wollten sie sich wärmen, und bildeten auf diese Weise mit ihren Körpern einen Schutzschild, der Jondalar vor den Blicken der Wachen abschirmte.
    Er hob eine Klinge auf und betrachtete sie prüfend. wollte verschiedene Werkzeuge machen, und überlegte welches von ihnen am besten diesem Rohling entsprach. Eine lange, scharfe Kante war fast gerade, die andere war etwas gebogen. Er begann damit, die unebene Kante abzustumpfen, indem er sie einige Male mit dem Hammerstein schabte. Die andere Seite ließ er, wie sie war. Dann bearbeitete er unter leichtem Druck mit einem spitz zulaufenden Knochenstück das abgerundete Ende des Steins, indem er sorgfältig kleine Splitter abschlug, bis es eine Spitze bildete. Wenn er Sehnen, Leim, Pech oder ein anderes Material gehabt hätte, hätte er einen Griff daran befestigen können. Doch so, wie er das Werkzeug jetzt aus der Hand legte, war es ein gebrauchsfertiges Messer.
    Während er herumgereicht und an einem Haar oder einem Stück Leder erprobt wurde, hob Jondalar einen anderen Rohling auf. Beide Kanten verjüngten sich in der Mitte. Indem er mit dem runden Ende des Knochens sanften Druck ausübte, brach er nur die schärfsten Kanten an den beiden Seiten ab, so daß sie leicht stumpf, doch insgesamt stärker wurden und das Stück nun als Schaber verwendet werden konnte, um Holz oder Knochen zu glätten. Er zeigte, wie es zu benutzen sei, und ließ es ebenfalls herumgehen.
    Den nächsten Rohling stumpfte er an beiden Kanten ab, so daß er gut in der Hand lag. Dann entfernte er mit sorgfältig plazierten Schlägen einige Splitter an einem Ende, das jetzt eine scharfe, meißelartige Spitze bildete. Um zu zeigen, wie das Werkzeug zu gebrauchen war, schnitt er eine Furche in ein Knochenstück und vertiefte sie, wobei die abgeschabten Knochenteilchen sich aufrollten. Er erläuterte, wie ein Stiel, ein Knauf oder ein Heft zugeschnitten und glattgeschabt werden konnte.
    Jondalars Vorführung glich einer Offenbarung. Keiner der Jungen oder der jüngeren Männer hatte jemals einen erfahrenen Feuersteinschläger bei der Arbeit gesehen; und nur wenige der Älteren konnten sich an einen erinnern, der so geschickt war. In der kurzen Zeit der Dämmerung hatte er am Vorabend fast dreißig brauchbare Rohlinge aus dem Feuerstein gehauen, be-vor der Kern zur weiteren Bearbeitung zu klein geworden war. Am nächsten Tag hatten die meisten Männer mindestens eines der Werkzeuge, die er für sie gemacht hatte, in Gebrauch.
    Dann versuchte er die Jagdwaffe zu erklären, die er ihnen zeigen wollte. Einige der Männer schienen ihn sofort zu verstehen, obwohl sie ausnahmslos bezweifelten, daß ein mit einer Speerschleuder geworfener Speer auch nur annähernd die
     
    Treffsicherheit und Wucht erreichen würde, die er voraussagte. Andere schienen überhaupt nicht zu begreifen, was er meinte. Aber das spielte keine Rolle.
    Wichtig war allein, daß sie gute Werkzeuge besaßen und wieder das Gefühl hatten, eine sinnvolle Tätigkeit zu verrichten. Und die bloße Tatsache, etwas zu tun, das gegen At-taroa gerichtet war, hob die Stimmung im Männer-Lager und nährte die Hoffnung, eines Tages vielleicht wieder das eigene Schicksal bestimmen zu können.
    Epadoa und ihre Frauen spürten in den nächsten Tagen, daß sich das Verhalten der Gefangenen verändert hatte und daß etwas vor sich ging, von dem sie nichts wußten. Der Gang der Männer schien leichter und federnder geworden zu sein, und sie lächelten zuviel; aber so sehr Epadoa sich auch bemühte, der Sache auf den Grund zu gehen - sie konnte nichts entdecken. Die Männer hatten sorgfältig darauf geachtet, nicht nur die von Jondalar angefertigten Messer, Schaber und Meißel vor ihr zu verbergen, sondern auch die Gegenstände, die sie damit bearbeiteten, und sogar die bei der Arbeit anfallenden Abfälle. Die kleinsten Feuersteinsplitter, die winzigsten Holz-

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