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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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respektiert Nun hört euch das an! Du glaubst wohl, ich kenne keine Männer, Zelan-donii? Du glaubst wohl, ich sei immer allein gewesen? Bin ich so häßlich, daß kein Mann mich haben will?"
    Attaroa schrie ihn fast an, und S'Armuna übersetzte fast gleichzeitig, als wüßte sie im voraus, was die Anführerin sagen wollte. Jondalar vergaß, daß die Schamanin für sie übersetzte; es war, als redete Attaroa selbst mit ihm; aber die gelassene Art, in der S'Armuna ihre Worte wiedergab, verfremdete auf seltsame Weise den aggressiven Ton der zornig auf ihn einredenden Frau. Ein bitterer, verstörter Ausdruck trat in ihre Augen, als sie sich wieder an Jondalar wandte.
    "Mein Gefährte war hier der Anführer. Er war ein starker Anführer, ein starker Mann." Attaroa schwieg plötzlich.
    "Viele Leute sind stark. Stärke macht nicht den Anführer aus", sagte Jondalar.
    Attaroa beachtete seine Worte nicht. Sie hörte ihm gar nicht zu. Sie schwieg, um ihren eigenen Gedanken zu lauschen, um ihre Erinnerungen zu ordnen. "Brugar war ein so starker Anführer, daß er mich jeden Tag schlagen mußte, um es zu beweisen." Sie lachte höhnisch auf. "Ist es nicht ein Jammer, daß die Pilze, die er aß, giftig waren?" Ihr Lächeln war böse. "Ich habe den Sohn seiner Schwester in fairem Kampf geschlagen, um Anführerin zu werden. Er war ein Schwächling. Er starb." Sie blickte Jondalar an. "Aber du bist kein Schwächling, Zelandonii. Möchtest du nicht mit mir um dein Leben kämpfen?"
    "Ich habe nicht das Bedürfnis, mit dir zu kämpfen, Attaroa. Aber ich werde mich verteidigen, wenn es sein muß."
    "Nein, du willst nicht mit mir kämpfen, weil du weißt, daß ich gewinne. Ich bin eine Frau. Ich habe die Macht Munas auf meiner Seite. Die Mutter hat die Frauen ausgezeichnet; sie sind es, die das Leben erhalten. Sie sollten auch die Anführerinnen sein", sagte Attaroa.
    "Nein", sagte Jondalar. Einige der umstehenden Leute zuckten zusammen, als er Attaroa so offen widersprach. "Führung kommt nicht notwendigerweise denjenigen zu, die von der Mutter gesegnet sind; sie kommt auch nicht denen zu, die körperlich stark sind. Ein Anführer - jeder Anführer, wie beispielsweise der von Beerensammlem - ist derjenige, der weiß, wo die Beeren wachsen, wann sie reif und wie sie am besten zu pflücken sind." Jondalar begann, das Gespräch an sich zu reißen. "Ein Anführer muß zuverlässig, vertrauens-würdig sein; er muß wissen, was er tut."
    Attaroa zog finster die Brauen zusammen. Seine Worte ver-fehlten ihre Wirkung auf sie; sie ließ nur ihre eigene Meinung gelten. Aber sie mißbilligte den anklagenden Ton in seiner Stimme. Er hatte nicht das Recht, so offen zu sprechen!
    "Es ist gleichgültig, um welche Aufgabe es sich handelt", fuhr Jondalar fort. "Der Anführer bei einer Jagd ist derjenige, der weiß, wo die Tiere sich aurhalten und wann sie an einem bestimmten Ort zu finden sind. Er ist derjenige, der ihre Spuren verfolgen kann. Er ist der Geschickteste. Marthona hat immer gesagt, wer Leute führt, sollte um das Wohl der Leute besorgt sein, die er führt. Ist er es nicht, so wird er nicht lange Anführer bleiben." Jondalar gab seiner Empörung unverhohlen Aus-druck, ohne auf die finstere Miene Attaroas zu achten. "Welche Rolle sollte es spielen, ob sie Frauen oder Männer sind?"
    "Ich erlaube keinem Mann mehr, Anführer zu sein, unterbrach ihn Attaroa. "Hier wissen die Männer, daß Frauen die Anführer sind. Die Kinder werden so erzogen, daß sie das rechtzeitig begreifen. Hier sind Frauen die Jäger. Wir brauchen keine Männer, um Spuren zu verfolgen. Glaubst du, daß Frauen nicht jagen können?"
    "Natürlich können Frauen jagen. Meine Mutter war eine Jägerin, bevor sie Anführerin wurde; und die Frau, mit der ich gereist bin, war eine der besten Jägerinnen, die ich je ken-nengelernt habe. Sie liebte die Jagd und verstand es wie niemand sonst, Spuren zu lesen. Ich kann einen Speer weiter werfen als sie, aber sie trifft genauer. Sie kann mit einem einzigen Stein aus ihrer Schleuder einen Vogel vom Himmel holen oder ein Kaninchen im vollen Lauf erlegen."
    "Noch mehr Geschichten!" rief Attaroa verächtlich. "So was läßt sich leicht behaupten - von einer Frau, die es nicht gibt. Meine Frauen haben nicht gejagt; sie durften.es nicht. Als Brugar Anführer war, durfte keine Frau eine Waffe anrühren. Und es war nicht leicht für uns, als ich Anführerin wurde. Niemand wußte, wie man jagt; aber ich habe ihnen beigebracht. Siehst du diese

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