Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
nur eine andere Art."
Laduni verstummte; er wollte einen Gast nicht verletzen. Mit einem Wolf, der sie beschützte und den sie wie einen Menschen behandelte - war es da ein Wunder, daß sie die Flachschädel auch für Menschen hielt? Sie mochten klug sein, waren aber eben doch keine Menschen, dachte er.
Einige Leute hatten sich um sie versammelt, während sie sprachen. Ein kleiner, dünner Mann, über das mittlere Alter hinaus, sagte mit einem schüchternen Lächeln: "Sollten sich unsere Gäste nicht erst einmal niederlassen. Laduni?"
"Ich frage mich, ob du sie den ganzen Tag über aufhalten willst?" fügte die Frau an seiner Seite hinzu. Sie war rundlich, nur wenig größer als der Mann und hatte ein freundliches Gesicht.
"Ihr habt recht, es tut mir leid. Darf ich euch vorstellen?" sagte Laduni. Erst sah er Ayla an, dann wandte er sich zu dem kleinen Mann. "Losaduna, Der Du an der Heißquellenhöhle der Losadunai Der Mutter Dienst, dies ist Ayla vom Löwen-Lager der Mamutoi, vom Löwen Erwählte, vom Großen Bären Beschützte, Tochter vom Herdfeuer des Mammut."
"Das Herdfeuer des Mammut! Dann bist du auch Eine, Die Der Mutter Dient", sagte der Mann überrascht, noch bevor er sie begrüßt hatte.
"Nein. Ich bin eine Tochter vom Herdfeuer des Mammut. Mamut hat mich die Geheimnisse gelehrt, aber ich bin nie ein-geführt worden", erklärte Ayla.
"Aber dort geboren! Du mußt eine Auserwählte der Mutter sein, zusammen mit all den anderen", sagte der Mann sichtlich entzückt.
"Losaduna, du hast sie noch nicht begrüßt", wies ihn die dicke Frau zurecht.
Der Mann stand einen Augenblick lang verlegen da. "Ach, immer diese Formalitäten! Im Namen von Duna, der Großen Erdmutter, begrüße ich dich, Ayla von den Mamutoi, Erwählte des Löwen-Lagers und Beschützte vom Herdfeuer des Mam-mut."
Die Frau neben ihm seufzte und schüttelte den Kopf. "Er hat es durcheinandergebracht! Dabei behält er selbst die unbe-kannteste Zeremonie oder Legende der Mutter im Gedächtnis", sagte sie.
Ayla mußte lachen. Noch nie hatte sie Einen, Der Der Mutter
Dient, getroffen, der weniger zu dieser Rolle paßte als dieser zerstreute, schüchterne Mann. "Das ist schon in Ordnung", sagte sie zu der Frau. "Es ist nicht ganz verkehrt." Schließlich war auch sie vom Löwen-Lager adoptiert worden, wenn auch nicht bei ihnen geboren, dachte Ayla. Dann wandte sie sich an den Mann, der ihre beiden Hände hielt. "Ich grüße Den, Der Der Großen Mutter allen Lebens Dient, und danke dir für dein Willkommen, Losaduna."
Er lächelte über die andere Bezeichnung der Großen Mutter, die Ayla benutzte. Dann sagte Laduni: "Solandia von den Losadunai, geboren in der Bergfluß-Höhle, Gefährtin von Losaduna, dies ist Ayla vom Löwen-Lager der Mamutoi, vom Löwen Erwählte, vom Großen Bären Beschützte und Tochter des Herdfeuers des Mammut."
"Ich grüße dich, Ayla von den Mamutoi, und lade dich in unsere Behausung ein", sagte Solandia.
"Ich danke dir, Solandia."
Laduni blickte Jondalar an. "Losaduna, Der Du an der Heißquellenhöhle der Losadunai Der Mutter Dienst, dies ist Jondalar, Meisterfeuersteinschläger der Neunten Höhle der Zelandonii, Sohn von Marthona, der einstigen Anführerin der Neunten Höhle, Bruder von Joharran, dem Anführer der Neunten Höhle, geboren am Herdfeuer von Dalanar, dem Anführer und Begründer der Lanzadonü."
Ayla hatte Jondalars Titel und Verwandtschaften wohl nie vollständig aufzählen gehört und war überrascht. Auch wenn sie die Bedeutung nicht ganz verstand, klang es beeindruckend. Nachdem Jondalar die Litanei wiederholt hatte und formell eingerührt war, wurden sie endlich in den großen Wohn- und Zeremonienraum geführt, der Losadunas Bereich war.
Wolf, der die ganze Zeit über ruhig zu Aylas Füßen gesessen hatte, jaulte fröhlich, als sie den Eingang zum Wohnplatz erreichten. Er hatte drinnen ein Kind gesehen; doch seine Reaktion erschreckte Solandia. Sie rannte hinein und hob das Kind vom Boden weg. "Ich habe vier Kinder und weiß nicht, ob dieser Wolf hier sein sollte", sagte sie mit angsterfüllter Stimme. "Micheri kann noch nicht einmal laufen."
"Wolf wird den Kleinen nichts tun", sagte Ayla. "Er ist mit Kindern aufgewachsen und liebt sie. Er geht mit ihnen zärtlicher um als mit Erwachsenen und hat sich einfach nur gefreut, als er das Kind sah."
Solandia beäugte den Fleischfresser mißtrauisch. "Nun, schließlich habe ich zugestimmt, daß er bleiben kann", sagte sie.
Ayla ging mit Wolf
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