Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
dir die Pferde später vorstellen. Sie sind Fremden gegenüber scheu und brauchen etwas Zeit, um sich an neue Leute zu gewöhnen."
"Sind alle östlichen Tiere so zahm?" Die Antwort hätte jeden Jäger brennend interessiert.
Jondalar lächelte. "Nein, Tiere sind überall gleich. Es liegt an Ayla, daß diese hier anders sind."
Laduni unterdrückte weitere Fragen, weil er wußte, daß die ganze Höhle ihre Geschichten hören wollte. "Ich habe euch willkommen geheißen und lade euch ein, mit uns Wärme, Essen und einen Ruheplatz zu teilen. Aber zuerst sollte ich den Angehörigen der Höhle wohl einiges erklären."
Laduni ging zu der Gruppe, die vor einer großen Öffnung an der Seite einer Felsenwand stand, und erzählte ihnen, wie er Jondalar vor ein paar Jahren getroffen hatte. Er erwähnte, daß Jondalar mit Dalanar verwandt war, und betonte, daß sie Menschen waren, keine bedrohlichen Geister, die ihnen alles über die Pferde und den Wolf erzählen würden. Das hatte einen großen Reiz für Menschen, die seit dem Beginn des Winters überwiegend an ihre Höhle gebunden waren und anfingen, sich zu langweilen.
Ayla bemerkte nach einer Weile, daß seine Sprache Ähn-lichkeiten mit der der Zelandonii hatte. Trotz unterschiedlicher Aussprache und Betonung hörte sie, daß die Losadunai mit den Zelandonii ebenso verwandt waren wie die S'Armunai und Sharamudoi mit den Mamutoi. Die Sprache hatte sogar etwas mit der der S'Armunai gemeinsam. Sie hatte einige seiner Worte verstanden. In wenigen Tagen würde sie sich mit diesen Leuten verständigen können.
"Losaduna heißt euch am Herdfeuer der Besucher willkommen", sagte Laduni, als er zurückkehrte.
"Wir müssen erst die Pferde abladen und sie irgendwo unterbringen", sagte Jondalar. "Die Koppel hier vor euerer Höhle scheint eine gute Winterweide zu sein. Hat jemand etwas dagegen, wenn wir sie hier lassen?"
"Ihr dürft sie gern benutzen", meinte Laduni. "Ich glaube, es macht alle irgendwie neugierig, Pferde so nah bei sich zu sehen." Er warf einen verwunderten Blick auf Ayla. Was hatte sie bloß mit den Tieren gemacht? Offensichtlich konnte sie sehr mächtigen Geistern befehlen.
"Ich muß um noch etwas bitten", sagte Ayla. "Wolf ist es ge-wohnt, bei uns zu schlafen. Woanders wäre er sehr unglücklich. Wenn sich Losaduna und deine Leute mit dem Wolf unwohl fühlen, schlagen wir unser Zelt auf und bleiben draußen."
Laduni sprach wieder mit den Leuten. "Sie wollen, daß ihr hereinkommt, aber einige Mütter fürchten für ihre Kinder", sagte er.
"Das verstehe ich. Aber ich verspreche dir, daß Wolf nie-mandem etwas tut; wenn das aber nicht genügt, werden wir draußen bleiben."
Laduni sprach noch einmal mit den Leuten und sagte dann: "Ihr sollt hereinkommen."
Laduni, der Ayla und Jondalar begleitete, um die Pferde abzu-laden, war genauso aufgeregt, Winnie und Renner zu begegnen, wie dem Wolf. Er hatte Pferde gejagt, sie aber höchstens einmal zufällig berührt, wenn er während der Hatz nah genug an sie herankam. Ayla bemerkte sein Entzücken und dachte daran, ihm später einen Ritt auf Winnie anzubieten.
Als sie zur Höhle zurückgingen und ihre Habseligkeiten in dem Rundboot mitschleppten, fragte Laduni Jondalar nach seinem Bruder und sah, wie sich das Antlitz des großgewachsenen Mannes schmerzhaft verzog.
"Thonolan lebt nicht mehr. Ein Höhlenlöwe hat ihn getötet."
"Das tut mir leid. Ich mochte ihn", sagte Laduni.
"Jeder mochte ihn."
"Er war so begierig, dem Großen Mutter Fluß ganz bis zum Ende zu folgen. Hat er das geschafft?"
"Ja, er erreichte das Ende des Flusses, bevor er starb; aber er
hatte keinen Sinn mehr dafür. Er hatte sich in eine Frau verliebt und sie zu seiner Gefährtin gemacht, doch sie starb im Kindbett", sagte Jondalar. "Das hat ihm das Herz gebrochen. Danach wollte er nicht mehr leben."
Laduni schüttelte den Kopf. "Wie schrecklich! Er war so voller Leben. Filonia dachte noch lange an ihn, nachdem ihr uns verlassen hattet. Sie hat immer gehofft, er würde einmal zurückkehren."
"Wie geht es Filonia?" fragte Jondalar und erinnerte sich an die hübsche, junge Tochter von Ladunis Herdfeuer.
Der ältere Mann grinste. "Sie hat nun einen Gefährten, und Duna ist ihr wohlgesonnen. Sie hat zwei Kinder. Kurz nach deiner und Thonolans Abreise entdeckte sie, daß sie schwanger war. Und als sich das herumsprach, suchte jeder akzeptable Losadunai-Mann einen Grund, unsere Höhle zu besuchen."
"Das kann ich mir denken. Soweit ich mich
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