Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
lebten oder nicht. Besonders mochte Ayla die Menschen, deren Wohnplatz sie teilte - So-landia, Losaduna und die Kinder; ihr wurde bewußt, wie sehr sie die Gesellschaft freundlicher Leute vermißt hatte. Die Frau beherrschte Jondalars Sprache gut, auch mit Ayla hatte sie keine Verständigungsschwierigkeiten.
Noch stärker fühlten sich Ayla und die Gefährtin Dessen, Der Der Mutter Diente, zueinander hingezogen, als sie gemeinsame Interessen entdeckten. Obwohl sich eigentlich Losaduna mit Pflanzen und Heilkräutern auskennen sollte, hatte sich Solandia das meiste Wissen angeeignet. Es erinnerte Ayla an Iza und Creb, wenn Solandia die Krankheiten der Höhle mit Kräutern kurierte und das Austreiben von Geistern und anderen unbekannten, unheilvollen Kräften ihrem Gefährten überließ. Ayla war auch von Losadunas Interesse an Geschichte, Legenden, Mythen und der Welt der Geister gefesselt - Geheimnisse, die sie nicht kennen durfte, als sie noch beim Clan lebte; sie lernte den Reichtum des Wissens, über das er verfügte, immer mehr schätzen.
Sobald er ihr echtes Interesse an der Großen Erdmutter und der Welt der Geister, ihre schnelle Auffassungsgabe und ihr er-staunliches Gedächtnis entdeckt hatte, gab er sein Wissen mit Freuden weiter. Er sprach fließend Zelandonii, wenn auch mit starkem Losadunai-Einschlag in Wortwahl und Satzbau; die kleinen Unterschiede und vielen Übereinstimmungen zwischen seinen Erläuterungen und der überlieferten Weisheit der Mamutoi entzückten beide.
Jondalar verbrachte viel Zeit mit Laduni und anderen Jägern, zeigte aber auch ein erstaunliches Interesse an den Kindern Solandias oder vielmehr daran, wie sie mit ihnen umging. Wenn sie das Kind stillte, sehnte er sich nach einem Kind von Ayla - einem Kind seines Geistes, so hoffte er, doch zumindest einem Sohn oder einer Tochter seines Herdfeuers. Es machte ihm langsam Sorgen, daß die Große Erdmutter Ayla nicht mit Schwangerschaft segnete, und er empfand es in gewisser Weise als sein eigenes Versagen. Eines Tages teilte er Losaduna seine Befürchtungen mit.
"Die Mutter wird den rechten Zeitpunkt bestimmen", sagte der Mann. "Vielleicht wußte sie, wie beschwerlich eure Reise sein würde. Dennoch - jetzt wäre die rechte Zeit, sie mit einer Zeremonie zu ehren. Dann könntet ihr sie bitten, Ayla ein Kind zu schenken."
"Vielleicht hast du recht", sagte Jondalar. "Es könnte sicher nicht schaden." Er lachte geringschätzig. "Jemand hat mir mal gesagt, ich wäre ein Liebling der Mutter, und sie würde mir keine Bitte abschlagen." Dann verdüsterte sich sein Blick. "Thonolan ist dennoch gestorben."
"Hast du sie ausdrücklich gebeten, ihn nicht sterben zu lassen?" fragte Losaduna.
"Nein. Es ging zu schnell", gab Jondalar zu. "Der Löwe hatte auch mich verwundet."
"Denke in Ruhe darüber nach, ob du sie jemals ausdrücklich um etwas gebeten hast und sie es dir nicht gewährte. Jedenfalls werde ich mit Laduni und dem Rat über eine Zeremonie zu Ehren der Mutter sprechen", sagte Losaduna. "Ich möchte irgend etwas tun, um Madenia zu helfen. Sie verläßt ihr Bett nicht mehr. Sie ist nicht einmal aufgestanden, um eure Geschichten zu hören; dabei liebt sie Reiseerzählungen."
"Was muß sie durchgemacht haben!" Jondalar schauderte es bei dem Gedanken.
"Ja. Dabei hoffte ich, daß sie sich jetzt langsam davon erholt hätte. Vielleicht würde ein Reinigungsritual am heißen Brunnen helfen", sagte er, ganz in Gedanken versunken. Plötzlich sah er auf. "Weißt du, wo Ayla ist? Ich werde sie bitten, dabei zu sein. Sie könnte uns helfen."
"Losaduna hat es mir erklärt, und ich bin an diesem Ritual, das wir planen, sehr interessiert", sagte Ayla. "Aber was die Zere-monie zu Ehren der Mutter betrifft, bin ich nicht so sicher."
"Sie ist wichtig", sagte Jondalar stirnrunzelnd. "Die meisten Leute freuen sich darauf." Er fragte sich, ob es überhaupt etwas nützen würde, wenn sie damit nicht einverstanden war.
"Vielleicht, wenn ich mehr darüber wüßte ... Ich muß noch so viel lernen, und Losaduna ist bereit, mich zu unterweisen. Ich würde so gern noch eine Weile bleiben."
"Wir müssen bald weg. Wenn wir noch lange warten, wird es Frühling sein. Wir bleiben noch bis zur Zeremonie zu Ehren der Mutter, dann brechen wir auf", sagte Jondalar.
"Ich wünschte fast, wir könnten hier bis zum nächsten Winter bleiben. Ich habe das Wandern so satt", sagte Ayla. Den nächs-ten Gedanken behielt sie für sich, obwohl er sie sehr quälte. Diese
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