Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
deshalb freute sich die ganze Herde mit ihr. Bei diesem Gedanken überlief Ayla ein kribbelndes Gefühl, und ihr wurde innerlich ganz warm. Sie blickte zu der baumbestandenen Fläche hinüber, in
der Jondalar verschwunden war, und hoffte, daß er bald zurückkäme.
Aber nicht jedesmal, wenn man die Wonnen teilt, entsteht ein Kind. Vielleicht sind dazu auch die Geister nötig. Ob es nun der Totengeist eines Mannes vom Clan ist oder das Wesen vom Geist eines Mannes, das die Mutter nimmt und einer Frau gibt, es entsteht immer nur dann, wenn ein Mann sein Glied hineinsteckt und sein Wesen zurückläßt. Das ist die Art, auf die die Mutter einer Frau ein Kind gibt, nicht mit Geistern, sondern mit ihrem Geschenk der Wonnen. Aber sie entscheidet darüber, welcher Mann es ist, dessen Wesen das neue Leben in Gang setzt und wann dieses neue Leben beginnt.
Wenn die Mutter entscheidet - weshalb verhindert dann Izas Medizin, daß eine Frau schwanger wird? Vielleicht sorgt sie dafür, daß der Geist eines Mannes sich nicht, mit dem einer Frau vermischt. Iza wußte nicht, wie es funktioniert, aber es scheint zu funktionieren, zumindest meistens.Ich würde gern zulassen, daß ein Kind entsteht, wenn Jondalar die Wonnen mit mir teilt. Ich wünsche mir so sehr ein Kind, eines, das ein Teil von ihm ist. Von seinem Wesen oder seinem Geist. Aber er hat recht. Wir sollten warten. Es war schwer genug für mich, Durc zu bekommen. Was hätte ich getan, wenn Iza nicht dagewesen wäre? Ich will sicher sein, daß Leute um mich sind, die wissen, wie sie mir helfen können.
Ich will auch weiterhin jeden Morgen Izas Tee trinken, und ich werde nichts davon verraten. Sie hatte recht. Und ich sollte auch nicht davon reden, daß es das Glied des Mannes ist, das Kinder entstehen läßt. Es hat Jondalar so beunruhigt, als ich davon sprach, daß er schon glaubte, wir müßten aufhören, die
Wonnen zu teilen. Wenn ich schon vorerst kein Baby haben kann, will ich wenigstens die Wonnen nüti'ir ihm teilen. "
Wie diese Mammute sich miteinander teilen. War es das, was der große Bulle tat? Sorgte er dafür, daß in der dunkelroten Kuh ein Kalb wachsen kann? Ich habe immer wieder gefragt, weshalb sie vor all den anderen Bullen flüchtete; sie wollte nichts von ihnen wissen. Sie wollte sich ihren Gefährten selbst aussuchen, nicht mit jedem mitgehen, der sie haben wollte. Sie
wartete auf diesen großen, hell rostfarbenen Bullen, und sobald er da war, wußte sie, daß er es war. Sie konnte nicht warten, sie rannte direkt auf ihn zu. Sie hatte lange genug gewartet. Ich weiß, was sie empfunden hat.
Wolf trottete auf die Lichtung, im Maul einen alten, verrotteten Knochen, den er stolz hochhielt, damit sie ihn sehen konnte. Er legte ihn ihr vor die Füße und blickte erwartungsvoll zu ihr hoch. "Puh! Der riecht ja widerlich! Wo hast du den her? Du mußt ihn an einer Stelle gefunden haben, wo jemand seinen Kot vergraben hat. Ich weiß, daß du Fauliges liebst. Vielleicht ist jetzt der richtige Moment, um herauszufinden, was du von Scharf und Bitter hältst", sagte sie. Sie hob den Knochen auf und strich etwas von der Mixtur, die sie hergestellt hatte, auf Wolfs Beute. Dann warf sie den Knochen in die Mitte der Lichtung.
Das junge Tier jagte begeistert hinterher, schnüffelte aber argwöhnisch, bevor es den Knochen aufnahm. Er hatte immer noch den wunderbar fauligen Geruch, den er so liebte, aber dieser andere starke Geruch gefiel ihm ganz und gar nicht. Schließlich nahm er dem Knochen doch ins Maul, ließ ihn aber sehr schnell wieder fallen und begann, zu knurren und zu schnüffeln und den Kopf zu schütteln. Ayla konnte nicht an sich halten. Sein Verhalten war so komisch, daß sie laut herauslachen mußte. Wolf schnupperte abermals an dem Knochen, dann wich er zurück, knurrte abermals und rannte dann zur Quelle hinüber.
"Das gefällt dir nicht, Wolf? Gut. Es soll dir auch nicht gefallen", sagte sie und spürte, wie das Lachen sie wieder überkam, als sie ihn beobachtete. Auch das Aufschlürfen von Wasser schien nicht viel zu helfen. Er hob eine Pfote und rieb sich damit über die Schnauze, als glaubte er, auf diese Weise den Geschmack loswerden zu können. Dann rannte er, nochimmer knurrend und schnaubend und Kopf schüttelnd, in den Wald.
Jondalar kreuzte seinen Pfad, und als er auf die Lichtung, trat, lachte Ayla so heftig, daß ihr die Tränen in den Augen standen. "Was ist denn so komisch?" fragte er.
"Du hättest ihn sehen müssen", sagte
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