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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gingen. Er mußte daran denken, daß er ein Günstling der Mut-ter war; ihm konnte keine Frau widerstehen, auch Doni nicht; jede Bitte, die er an die Mutter richtete, würde ihm gewährt werden. Man hatte ihn sogar gewarnt, mit einer solchen Gunst vorsichtig umzugehen; schließlich könnte er bekommen, was er sich wünschte. Jetzt hoffte er sehnsüchtig, daß das alles wahr wäre.
    Sie traten vor die Nische mit der brennenden Lampe. "Nimm die Dunai und halte sie in deinen Händen!" befahl ihm der Eine, Der Der Mutter Diente.
    Jondalar griff nach der Muttergestalt. Sie war eine der schöns-ten Skulpturen, die er je gesehen hatte. Ihr Körper war vollkommen. Die Figur sah aus, als hätte der Bildhauer sie nach einem lebenden Modell geschnitzt. Die Arme, die auf den großen Brüsten ruhten, waren nur angedeutet, aber die Finger und die Armreifen an den Handgelenken konnte man deutlich erkennen. Ihre Beine liefen in einer Art Zapfen zusammen, der im Boden steckte.
    Am erstaunlichsten war der Kopf. Die meisten Donii, die er gesehen hatte, trugen als Kopf nur einen kleinen Knoten und hatten keine Gesichtszüge. Diese Gestalt dagegen hatte eine aufwendige Haartracht, die in dichten Locken über den Kopf und das Gesicht fiel.
    Als er genauer hinsah, überraschte ihn, daß sie aus Kalkstein geformt war. Elfenbein, Knochen oder Holz waren viel leichter zu bearbeiten, und die Figur war so schön und in allen Einzelheiten so sorgfältig gestaltet, daß man kaum glauben konnte, daß sie aus Stein war. Viele Feuersteinwerkzeuge müssen an ihr stumpf geworden sein, um sie ins Leben zu rufen, dachte er.
    Der Eine, Der Der Mutter Diente, hatte zu singen begonnen. Jondalar war in den Anblick der Donii so versunken, daß er es zuerst gar nicht bemerkte; doch dann hörte er einige Namen der Mutter heraus. Losaduna hatte mit dem Ritual begonnen. Jondalar wartete und hoffte, daß ihn die Bewunderung der ästhetischen Qualitäten der Skulptur nicht von dem eigentlichen Kern der Zeremonie ablenken würde. Obgleich die Donii ein Symbol der Mutter war und als Gefäß einer ihrer vielen Geistformen angesehen wurde, wußte er, daß die geschnitzte Figur nicht die Große Erdmutter war.
    "Nun denke nach und bitte die Mutter in deinen eigenen Worten und von ganzem Herzen um das, was du begehrst", sagte Losaduna. "Die Figur in deiner Hand wird dir helfen, all deine Gedanken und Gefühle in deiner Bitte zu versammeln. Sag alles frei heraus, was dir in den Sinn kommt. Denke daran, daß deine Bitte die Mutter allen Lebens erfreuen wird."
    Jondalar schloß die Augen, um besser nachdenken zu können. "Oh, Doni, Große Erdmutter", begann er. "Es hat in meinem Leben Zeiten gegeben, in denen ich Dinge tat, die Dich viel-leicht erzürnt haben. Ich wollte Dein Mißfallen nicht erregen, doch es ist so geschehen. Es gab eine Zeit, in der ich glaubte, daß ich niemals eine Frau richtig lieben könnte, und ich fragte mich, ob das um jener Dinge willen so war, die Deinen Zorn erregt haben."
    Im Leben dieses Mannes muß etwas sehr Schlimmes geschehen sein. Er ist ein guter Mensch und so zuversichtlich; kaum zu glauben, daß er sich so sehr grämt und schämt, dachte Losaduna.
    "Doch als ich das Ende Deines Flusses hinter mir und meinen Bruder verloren hatte, den ich mehr als alle anderen liebte, brachtest Du Ayla in mein Leben, und endlich lernte ich die Liebe kennen. Ich bin Dir für Ayla dankbar. Wenn es nie-manden in meinem Leben gäbe, keine Familie, keine Freunde, wäre ich zufrieden, solange nur Ayla bei mir bliebe. Aber wenn es Dir nichts ausmacht. Große Mutter, hätte ich gern noch etwas. Ich wünsche mir ein Kind. Ein Kind von Ayla und, wenn möglich, von meinem Geist - oder meinem männlichen
    Wesen, wie Ayla glaubt. Wenn das nicht möglich sein sollte, wenn mein Geist nicht stark genug ist, dann gib Ayla das Kind, daß sie sich wünscht, und laß es an meinem Herdfeuer geboren werden, damit es im Herzen mir gehört."
    Jondalar wollte die Donii gerade zurückstellen, hielt sie dann aber noch einen Moment in den Händen. "Ich habe noch einen Wunsch. Wenn Ayla jemals von einem Kind meines Geistes schwanger werden sollte, möchte ich gern erfahren, ob es von meinem Geist ist."
    Eine interessante Bitte, dachte Losaduna. Die meisten Männer wüßten das wohl gern, aber es spielt für sie keine - große Rolle. Warum ist es für ihn so wichtig? Und was meinte er mit einem Kind von seinem Wesen, wie Ayla glaubt? Ich würde sie gern fragen, doch dies ist ein

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