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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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und ihm befahl, dort zu bleiben, während sie sich entfernte; aber die Schlinge um seinen Hals war zu locker, und er zog den Kopf heraus. Beim nächsten Mal band sie das Seil fester, fürchtete aber, daß er sich erwürgen könnte, wenn die Schlinge zu fest war. Wie sie erwartet hatte, heulte und winselte er, sprang hoch und versuchte ihr zu folgen. Während sie sich ein paar Schritte weit entfernte, befahl sie ihm immer wieder, zu bleiben, wo er war, und unterstrich ihren Befehl mit den entsprechenden Gesten.
    Als er sich endlich hinlegte, kehrte sie zurück und lobte ihn. Nach einigen weiteren Versuchen bemerkte sie, daß Jondalar fertig war, und ließ Wolf frei. Für den Anfang genügte es, aber als es sich als schwierig erwies, die Knoten zu lösen, die Wolf festgezerrt hatte, kamen ihr Bedenken, ob die Schlinge um den
    Hals die richtige Methode war. Sie durfte weder zu fest noch zu locker sein, und die Knoten müßten sich aufknüpfen lassen. Hier steckte noch eine Schwierigkeit.
    "Meinst du wirklich, du könntest ihm beibringen. Fremde nicht zu bedrohen?" fragte Jondalar, nachdem er ihre ersten, allem Anschein nach erfolglosen Versuche beobachtet hatte. "Hast du mir nicht erzählt, es wäre für Wölfe ganz natürlich, anderen gegenüber mißtrauisch zu sein? Wie kannst du dann hoffen, ihm etwas beibringen zu können, was seiner natürlichen Veranlagung zuwiderläuft?" Er schwang sich auf Renner, während sie das Seil verstaute und auf Winnies Rücken stieg. "Gehört es zur natürlichen Veranlagung des Pferdes, daß es dich auf seinem Rücken trägt?" fragte sie. "Ich glaube, das ist nicht dasselbe", sagte Jondalar, als sie nebeneinander her-reitend, den Lagerplatz verließen. "Pferde fressen Gras, kein Fleisch, und ich glaube, sie neigen von Natur aus eher dazu, Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen. Wenn sie Fremde sehen oder sonst irgend etwas Bedrohliches, dann laufen sie davon. Es kommt zwar vor, daß ein Hengst mit einem anderen Hengst kämpft oder mit einem Tier, das ihn unmittelbar bedroht, aber Renner und auch Winnie wollen flüchten, wenn ihnen etwas befremdlich erscheint. Wolf wird aggressiv. Er ist viel eher zu einem Kampf bereit."
    "Auch er würde davonlaufen, Jondalar, wenn wir es täten. Er wird aggressiv, weil er uns beschützen will. Ja, er ist ein Fleischfresser, und er könnte einen Menschen töten. Aber ich glaube nicht, daß er es tun wird, außer wenn er glaubt, daß einem von uns Gefahr droht. Tiere können lernen, ebenso wie Menschen. Sogar Winnie hat Dinge gelernt, die sie in Gesellschaft anderer Pferde niemals gelernt hätte. Wie natürlich ist es für ein Pferd, in einem Wolf einen Freund zu sehen? Sie hatte sogar einen Höhlenlöwen zum Freund. Ist das eine natürliche Veranlagung?"
    "Vielleicht nicht", sagte Jondalar, "aber ich kann dir nicht sagen, welche Angst ich ausgestanden habe, als dieser Höhlenlöwe beim Sommertreffen auftauchte und du mit Winnie direkt auf ihn zugeritten bist. Woher wußtest du, daß er sich an dich erinnern würde? Oder an Winnie? Oder daß Winnie sich an ihn erinnern würde?"
    "Sie sind zusammen aufgewachsen. Baby war noch ganz klein, als ich ihn fand, wirklich ein Baby, noch nicht einmal ent-wöhnt. Ein flüchtender Hirsch hatte ihn am Kopf getroffen, und er war fast tot. Deshalb ließ seine Mutter ihn zurück. Auch für Winnie war er wie ein Baby. Sie hat mir geholfen, für ihn zu sorgen - es war so lustig, als sie anfingen, miteinander zu spielen, besonders wenn Baby sich anschlich und versuchte, Winnies Schweif zu packen. Ich weiß, daß sie ihn manchmal mit voller Absicht vor ihm geschwenkt hat. Oder jeder von ihnen ergriff ein Ende des Fells, und dann versuchten sie, es sich gegenseitig zu entreißen. Ich habe in diesem Jahr eine Menge Felle eingebüßt, aber die beiden haben mich zum Lachen gebracht."
     
    Aylas Miene wurde nachdenklich. „Erst damals habe ich das Lachen gelernt. Die Leute vom Clan haben nie laut gelacht. Sie mochten keine unnötigen Geräusche; laute Töne waren normalerweise Warnzeichen. Und dieser Ausdruck, der dir so gut gefällt und bei dem die Zähne zu sehen sind, den wir Lächeln nennen er bedeutete bei ihnen, daß sie nervös waren oder aggressiv, und zusammen mit einem bestimmten Handzeichen war es eine Drohgebärde. Als ich klein war, mochten sie es nicht, wenn ich lächelte oder lachte, also lernte ich, es möglichst selten zu tun."
    Sie ritten eine Weile am Flußufer entlang, auf einer flachen, breiten Kiesebene.

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