Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
Stoß, aber die Stimmung war gebrochen. Als er von Ayla herunterglitt und sich neben sie legte, war er ein wenig verärgert, aber wirklich wütend sein konnte er nicht; dazu war ihm zu wundervoll zumute.
Jondalar stützte sich auf einen Ellenbogen und schaute zu dem Tier hinüber, das ein paar Schritte zurückgewichen war und nun auf den Hinterbeinen dasaß und sie mit heraushängender Zunge beobachtete. Er hätte schwören können, daß Wolf sie an-grinste, und lächelte die Frau, die er liebte, etwas verlegen an. "Du hast ihm beigebracht, bei dir zu bleiben. Meinst du, du könntest ihm auch beibringen, daß er verschwindet, wenn du es willst?"
"Ich kann es versuchen."
"Es macht eine Menge Arbeit, einen Wolf um sich zu haben", sagte Jondalar.
"Ja, es kostet einige Mühe, zumal er noch so jung ist. Aber das gilt auch für die Pferde, und es lohnt sich. Ich habe die Tiere gern um mich. Sie sind so etwas wie sehr gute Freunde."
Aber die Pferde, dachte Jondalar, taten wenigstens etwas für sie. Winnie und Renner trugen sie und ihr Gepäck, mit ihrer Hilfe würde die Reise nicht ganz so lange dauern. Aber von Wolf hatten sie kaum etwas, abgesehen davon, daß er von Zeit zu Zeit ein Tier aufscheuchte. Doch Jondalar beschloß dieses Gedanken für sich zu behalten.
Nachdem die Sonne hinter den wogenden schwarzen Wolken verschwunden war und dies sich, wie von dem ständigen Peitschen wundgeschlagen, leuchtend rot und purpurn gefärbt hatten, wurde es in dem bewaldeten Tal schnell kühl. Ayla stand auf und badete noch einmal im Fluß. Jondalar folgte ihr. Vor langer Zeit, als sie heranwuchs, hatte Iza, die Medizinfrau des Clans, sie mit den Reinigungsritualen der Frauen vertraut
gemacht, obwohl sie kaum glaubte, daß ihre seltsame und - wie sie selbst zugab - häßliche Adoptivtochter jemals Veranlassung haben würde, sie zu vollziehen. Dennoch hatte sie das Gefühl gehabt, es wäre ihre Pflicht, und hatte ihr unter anderen auch erklärt, was sie zu tun hatte, wenn sie mit einem Mann zu-sammengewesen war. Besonders wichtig war für den Totemgeist einer Frau die Reinigung mit Wasser, wann immer es möglich war.
Sie trockneten sich ab, legten ihre Kleider wieder an, brachten die Schlaffelle ins Zelt zurück und fachten das Feuer an. Ayla räumte die Erde und die Steine von ihrem Erdherd beiseite und holte mit zwei Stöcken ihr Mahl heraus. Nach dem Essen, während Jondalar seine Packkörbe in Ordnung brachte, traf sie ihre Vorbereitungen für einen zeitigen Aufbruch am nächsten Morgen. Dann legte sie Steine zum Wasserkochen ins Feuer; sie wollte einen Tee aufbrühen, dessen Zutaten sie nach Bedarf und Geschmack zusammenstellte.
Die Pferde kamen zurück, als die letzten Strahlen der untergegangenen Sonne noch den Himmel färbten. Gewöhnlich verbrachten sie einen Teil der Nacht mit Fressen; sie legten tagsüber weite Strecken zurück und brauchten große Mengen von den harten Gräsern der Steppe. Aber das Wiesengras war besonders grün und üppig gewesen, und sie hielten sich nachts gern in der Nähe des Feuers auf.
Während Ayla darauf wartete, daß die Steine heiß wurden, ließ sie im letzten Schein der Dämmerung noch einmal den Blick über das Tal schweifen und ergänzte ihre Beobachtungen durch das, was sie im Laufe des Tages gesehen hatte: die steil abfallenden Hänge, die unvermittelt in das breite Tal übergingen, durch dessen Mitte sich der kleine Fluß
schlängelte. Es war ein üppiges Tal, das sie an ihre Kindheit beim Clan erinnerte; dennoch gefiel es ihr nicht. Irgend etwas an ihm bereitete ihr Unbehagen, und das Gefühl wurde noch stärker, als die Nacht hereinbrach.
Sie hörte dem Wind zu, der seufzend durch die schwankenden Weiden fuhr, die sich vor silbrigen Wolken abhoben. Der volle Mond, von einem deutlichen Hof umgeben, verschwand hinter ihnen, dann erhellte er wieder den weich schimmernden Himmel. Ayla kam zu dem Schluß, daß ein Weidenrindentee gegen ihr Unbehagen helfen könnte, und stand rasch auf, um etwas frische Rinde zu holen. Und wenn sie schon einmal dabei war, konnte sie auch gleich ein paar biegsame Weidenruten abschneiden.
Als Jondalar sich zu ihr gesellte, war die Nachtluft feucht und kühl, so kühl, daß sie wärmere Kleidung anziehen mußten. Sie saßen dicht beim Feuer, froh über den heißen Tee. Wolf hatte sich den ganzen Abend in Aylas Nähe aufgehalten und war ihr auf Schritt und Tritt gefolgt; jetzt schien er völlig damit zufrieden, zusammengerollt bei ihren Füßen zu
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