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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gefüllt, und Baumstämme und andere schwimmende Trümmer tanzten in dem aufgewühlten Wasser, das immer noch anstieg, auf und nieder. Der Abfluß des kleinen Flusses war nach wie vor blockiert, und das Wasser flutete noch immer zurück, strudelte aber nicht mehr so heftig wie in der Nacht zuvor.
    Ayla trat leise neben Jondalar, der wie gebannt in das Tal hinabstarrte. Als er ihre Gegenwart spürte, schaute er auf.
    "Dieses Tal verengt sich weiter flußabwärts, und irgend etwas muß den Fluß aufstauen", sagte er. "Vermutlich Felsbrocken oder ein Erdrutsch. Deshalb kann das Wasser nicht abfließen.
     
    Vielleicht ist das der Grund dafür, daß es dort so grün war. Dasselbe könnte schon einmal passiert sein."
    "Der Rückstau allein hätte uns weggespült, wenn wir da hineingeraten wären", sagte Ayla. "Mein Tal wurde in jedem Frühjahr überschwemmt, und das war schon schlimm genug, aber dies ..." Sie fand keine Worte, mit denen sie ihren Gedanken hätte formulieren können, und beendete ihren Satz unbewußt mit den Gesten der Clan-Sprache, in der sich ihre Gefühle deutlicher und präziser ausdrücken ließen.
    Jondalar verstand. Auch ihm fehlten die Worte, und er empfand ebenso wie sie. Sie standen schweigend nebeneinander und beobachteten die Vorgänge unter ihnen; dann bemerkte Ayla, wie er vor Konzentration und Sorge die Stirn runzelte. Schließlich sprach er.
    "Wenn dieser Erdrutsch, oder war immer es sein mag, zu schnell nachgibt, dann wird das herausflutende Wasser sehr ge-fährlich sein. Ich hoffe, daß weiter flußabwärts keine Leute wohnen", sagte er.
    "Nicht gefährlicher, als es letzte Nacht war", sagte Ayla. "Oder doch?"
    "Letzte Nacht hat es geregnet, deshalb hätte man mit einer Überschwemmung gerechnet, aber ohne die Warnung durch ein Gewitter könnte es völlig unerwartet kommen, und das wäre verheerend", erklärte er.
    Ayla nickte, dann sagte sie: "Aber wenn Leute an diesem Fluß leben - würden sie dann nicht merken, daß er nicht mehr fließt, und versuchen, den Grund dafür herauszubekommen?"
    Er drehte sich zu ihr um. "Aber was ist mit uns, Ayla? Wir reisen durchs Land und würden es nicht wissen, wenn ein Fluß nicht mehr fließt. Irgendwann könnten wir uns unterhalb von etwas derartigem befinden und wären durch nichts gewarnt."
    Ayla wendete sich wieder dem Wasser in dem Tal zu. Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete. "Du hast recht, Jon-dalar", sagte sie schließlich. "Wir könnten ohne jede Vorwarnung von einer Überschwemmung überrascht werden. Oder der Blitz hätte uns treffen können anstatt diesen Baum.
    Oder ein Erdbeben könnte die Erde aufreißen und bis auf ein kleines Mädchen alles verschlingen und es allein in der Welt
    zurücklassen. Oder jemand könnte krank oder verkrüppelt geboren werden. Der Mamut hat gesagt, daß niemand weiß, wann die Mutter beschließt, eines ihrer Kinder zu sich zu holen. Damit, daß man sich Sorgen macht, ist nichts gewonnen. Wir können nicht das geringste dagegen tun. Einzig und allein die Mutter entscheidet, was geschehen soll."
    Jondalar hörte zu, noch immer mit Sorgenfalten auf der Stirn; dann entspannte er sich und legte den Arm um sie. "Ich mache mir viel zu viel Sorgen. Das hat Thonolan auch immer gesagt. Ich mußte nur daran denken, was passieren würde, wenn wir uns unterhalb des Tals befänden, und erinnerte mich an die letzte Nacht. Und dann mußte ich daran denken, was wäre, wenn ich dich verlöre, und ..." Er drückte sie fester an sich. "Ayla, ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich dich nicht mehr hätte", sagte er. "Ich bin nicht sicher, ob ich dann weiterleben wollte."
    Sein heftige Reaktion bestürzte sie ein wenig. "Ich hoffe, du würdest weiterleben, Jondalar, und eine andere finden, die du lieben kannst. Wenn dir etwas zustoßen würde, dann wäre ein Teil von mir, ein Teil meines Geistes mit dir gestorben, weil ich dich liebe, aber ich würde weiterleben, und ein Teil deines Geistes wäre immer bei mir."
    "Es wäre nicht einfach, eine andere zu finden, die ich lieben kann. Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt versuchen würde", sagte Jondalar.
    Sie machten sich gemeinsam auf den Rückweg. Ayla schwieg eine Weile, dann sagte sie: "Ich frage mich, ob nicht genau das passiert, wenn man jemanden liebt und wiedergeliebt wird. Ob dann jeder einen Teil vom Geist des anderen bekommt? Vielleicht ist das der Grund dafür, daß es so wehtut, wenn man jemanden verliert, den man liebt. Ich habe Teile meines Geistes

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