Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
sich der Schnee häufte, fiel ihnen das Vorankommen sehr schwer. In tiefem Schnee konnten sie nicht lange überleben und zogen deshalb die windigen Ebenen mit festem Boden vor.
Im Gegensatz zu Mammuten und Pferden waren die Wisente auf die eiweißreichen Halme und Scheiden angewiesen und hielten sich im allgemeinen an die Niedergräser; in Regionen mit Mittel und Hochgras weideten sie nur, wenn es junge Triebe gab, gewöhnlich im Frühjahr.
Im Winter wanderten die Wisente in südliche Regionen mit wechselhaftem Wetter und mehr Schnee, der dafür sorgte, daß die niedrigen Grashalme feuchter und frischer blieben als die auf den Ebenen im Norden. Sie waren sehr geschickt darin, mit Nasen und Wangen den Schnee beiseitezuschieben, um ihre bevorzugte, bodennahe Nahrung zu finden; doch auch die verschneiten Steppen des Südens bargen für sie Gefahren.
Obwohl das dichte, zottige Fell die Wisente und andere dick bepelzte Tiere in der trockenen Kälte warm hielt, konnte es denen, die nach Süden wanderten, zum Verhängnis werden, wenn es kalt und naß wurde und die Witterung häufig zwischen Frost und Tauwetter wechselte. Wenn ihr Fell während einer Tauwetterperiode klatschnaß wurde, konnten sie sich, wenn es wieder kalt wurde, eine tödliche Unterkühlung zuziehen, und besonders gefährlich war es, wenn sie während des Ruhens auf der Erde von einem Kälteeinbruch überrascht wurden. Dann fror ihr langes Haar am Boden fest, und sie waren außerstande, wieder aufzustehen.
Auch Mufflons und Saiga-Antilopen gediehen, indem sie sich ihren Anteil der an das trockene, kalte Klima angepassten
Pflanzen holten, kleine Kräuter und niederliegende, saftige Niedergräser. Aber im Gegensatz zu den Wisenten kamen die Saigas auf unebenem Terrain und in tiefem Schnee nur schlecht voran; sie konnten auch nicht gut springen. Sie waren schnelle Langstreckenläufer, die ihren Feinden nur auf der festen, ebenen Oberfläche der windigen Steppen entkommen konnten. Die Mufflons dagegen waren hervorragende Kletterer; die Wildschafe machten, um ihren Feinden zu entkommen, von unwegsamen Gelände Gebrauch. Sie bevorzugten vom Wind
leergefegte Gebirgslandschaften.
Die mit den Ziegen verwandten Gemsen und Steinböcke teilten ihren gemeinsamen Lebensraum auf, indem sie sich in verschiedene Höhenlagen aufhielten, wobei die Steinböcke die höchsten Gipfel mit den steilsten Wänden bevorzugten; nur wenig tiefer lebten die kleineren und überaus behenden Gemsen, und unter ihnen die Mufflons. Sie alle waren auch in den niederen Lagen auf zerklüftetem Terrain anzutreffen Kälte machte ihnen nichts aus, solange sie trocken war.
Auch die Moschusochsen waren ziegenähnliche Tiere, wenn auch größer, und ihr dichtes, zweischichtiges Fell, das dem der Mammute und Wollnashörner ähnelte, ließ sie massiger erscheinen und eher wie Ochsen aussehen. Sie weideten unablässig die niedrigen Sträucher und Riedgräser ab, waren dem allerkältesten Klima angepaßt und bevorzugten die extrem kalten, windigen Ebenen in der Nähe des Eises. Obwohl sie ihre Unterwolle im Sommer verloren, war zu warme Witterung für die Moschusochsen eine Strapaze.
Riesenhirsche und Rentiere wanderten in Herden über die offenen Landschaften und weideten die Blätter von den Bäumen ab. Relativ selten waren die einzeln in den Wäldern lebenden Elche. Im Sommer ernährten sie sich von den grünen Blättern der Laubbäume und den saftigen Pflanzen, die in Sümpfen und Teichen wuchsen, und da sie breite Hufe und lange Beine hatten, konnten sie sich auch in sumpfigen Niederungen fortbewegen. Im Winter überlebten sie, indem sie das schwerer verdauliche Gras fraßen oder die Zweige von den Weiden, die in den Flußtälern wuchsen, und ihre langen Beine mit den breiten Hufen trugen sie mühelos durch die Schneewehen, die sich dort aufgehäuft hatten.
Auch den Rentieren machte der Winter nichts aus. Sie er-nährten sich von den Fichten, die auf kahler Erde und Steinen wuchsen. Sie waren imstande, die von ihnen bevorzugten Pflanzen durch den Schnee hindurch schon von weitem zu wittern, und mit ihren Hufen konnten sie, wenn es erforderlich war, auch tiefen Schnee beiseiteschieben. Im Sommer fraßen sie Gras und die Blätter von Sträuchern.
Im Frühjahr und Sommer bevorzugten Elche und Rentiere hochgelegene Kräuterwiesen, hielten sich aber durchweg in tieferen Lagen auf als die Schafe, und die Elche neigten dazu, eher Gras als Sträucher zu fressen. Esel und Onager gaben den
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