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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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kleine Schneideklingen aus Feuerstein waren mit Sehnen zu einem Bündel zusammengeschnürt, ebenso wie Ahlen aus Knochen und Feuerstein, die zum Durchstechen dienten. Ein kleines Rechteck aus zäher Mammuthaut diente als Fingerhut. Außerdem lagen drei winzige Röhren aus hohlen Vogelkno chen auf Aylas Schoß.
Sie nahm eine der Röhren, zog einen winzigen Lederpfropfen aus dem einen Ende und schüttete sich den Inhalt auf die Hand fläche. Ein kleiner, in eine Spitze auslaufender Schaft aus El fenbein glitt heraus, der einer Ahle glich, am anderen Ende aber ein Loch hatte. Vorsichtig reichte sie ihn Marthona.
»Siehst du das Loch?«, fragte Ayla.
Marthona hielt den kleinen Gegenstand von sich weg und sagte: »Nein, ich kann es nicht besonders gut sehen.« Sie be tastete ihn, zuerst die Spitze, dann den Schaft entlang bis zum anderen Ende. »Ah! Da ist es! Ich kann es fühlen. Ein sehr kleines Loch, nicht viel größer als in einer Perle.«
»Die Mamutoi wissen durchaus, wie man Perlen durchbohrt, aber im Löwenlager gab es dennoch keinen wirklich erfahrenen Perlenmacher. Das Loch ist mit einem Bohrwerkzeug gemacht, das Jondalar anfertigte. Ich glaube, das Bohren war das Schwierigste beim Anfertigen des Fadenziehers. Ich habe jetzt nichts zum Nähen da, aber ich zeige dir, wie es geht.« Sie wählte das Knochenglied, um das Sehnenschnur gewickelt war, rollte ein Stück ab, feuchtete das Ende mit den Lippen an, steckte es geschickt durch das Loch und zog es hindurch. Dann reichte sie Marthona den Fadenzieher.
Die Frau erkannte mit den Händen besser, was sie vor sich hatte, als mit den alternden Augen, denn sie sah Gegenstände in der Nähe lange nicht mehr so gut wie entferntere. Während sie mit konzentriert gerunzelter Stirn tastete, hellte sich ihre Miene mit einem Mal auf. »Natürlich!«, sagte sie. »Ich glaube, damit könnte ich wieder nähen!«
»Bei manchen Materialien muss man allerdings zuerst ein Loch mit der Ahle stechen«, erklärte Ayla. »Die Elfenbeinspit ze dringt, so fein man sie auch macht, nicht ohne weiteres durch dickes oder zähes Leder. Mit dem Fadenzieher kann man den Faden aber immerhin leichter durch ein Loch ziehen als ohne ihn. Das Löcherstechen war für mich nicht schwer, aber es gelang mir einfach nicht, durch das Loch hindurch mit der Spitze einer Ahle den Faden aufzunehmen, obwohl Nezzie und Deegie viel Geduld mit mir hatten.«
Marthona sagte verwundert: »Am Anfang haben junge Mäd chen damit Mühe, das weiß ich. Kann es denn sein, dass du als Mädchen nicht nähen gelernt hast?«
»Die Clan-Leute kennen das Nähen nicht, jedenfalls nicht in dieser Art. Sie tragen Pelzbahnen, die festgebunden werden. Manche Dinge knoten sie mit Schnüren zusammen, zum Bei spiel Behälter aus Birkenrinde, doch die Löcher, durch die sie die Schnüre ziehen, sind ziemlich groß. Die Löcher, die ich bei Nezzie stechen sollte, waren viel kleiner.«
»Ich vergesse immer wieder, wie ... ungewöhnlich deine Kindheit war«, sagte Marthona. »Wenn du als Mädchen nicht nähen gelernt hast, kann ich verstehen, dass es dir später schwer fiel. Dieses kleine Hilfsmittel ist aber außerordentlich raffiniert.« Sie blickte auf. »Da kommt Proleva. Ich möchte ihr das gern zeigen, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Nein, ich habe gar nichts dagegen«, sagte Ayla. Auf der sonnenbeschienenen Terrasse vor dem Felsüberhang sah sie Joharrans Gefährtin Proleva und Rushemars Gefährtin Salova und bemerkte jetzt, dass mittlerweile zahlreiche weitere Leute aufgestanden waren und ihren Tätigkeiten nachgingen.
Nachdem die Frauen sich begrüßt hatten, sagte Marthona: »Schau dir das an, Proleva. Und du auch, Salova. Ayla nennt das einen ›Fadenzieher‹, sie hat ihn mir gerade gezeigt. Es ist ein sehr raffiniertes Ding, und ich glaube, damit werde ich wieder nähen können, selbst wenn ich in der Nähe nicht mehr gut sehe. Ich werde den Tastsinn zu Hilfe nehmen können.«
Die zwei Frauen, die in ihrem Leben schon viele Kleidungs stücke angefertigt hatten, erfassten rasch das Prinzip des neuen Instruments, und es entspann sich ein angeregtes Gespräch ü ber die neuen Möglichkeiten, die der Fadenzieher eröffnen würde.
»Der Gebrauch lässt sich leicht lernen, nehme ich an«, sagte Salova. »Es muss aber schwierig gewesen sein, diesen Faden zieher anzufertigen.«
»Jondalar hat mir dabei geholfen«, erklärte Ayla. »Er hat das Bohrwerkzeug für dieses kleine Loch gemacht.«
»Ja, dazu braucht es einen, der so

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