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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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wenn sie rot waren, verliehen einer Frau einen so verführerischen Reiz, dass Männer den Kopf verloren und unter Umständen sogar gewalttätig werden konn ten.
    Wenn Frauen in die Rolle einer Donii-Frau schlüpften - um jungen Männern die Wonnengabe der Großen Erdmutter nahe zu bringen -, trugen sie einen langen roten Fransensaum um die Hüften, der ihre wichtige rituelle Rolle symbolisierte. An hei ßen Sommertagen hatten sie oft wenig mehr an als diesen Fran sensaum.
    Donii-Frauen waren durch Sitten und Gepflogenheiten vor unangebrachten Annäherungsversuchen geschützt und beweg ten sich, wenn sie die roten Fransen trugen, in der Regel auch nur in bestimmten Bezirken. Es galt als gefährlich, wenn eine Frau sich zu anderen Zeiten mit roten Fransen schmückte. Wo zu ein Mann sich dann womöglich hinreißen lassen würde, war nicht abzusehen. Die Frauen trugen häufig Fransen in anderen Farben als Rot, doch auch diese hatten immer etwas Erotisches an sich.
    In feinen Andeutungen oder auch deftigen Witzen war »Fran sen« oft ein anderes Wort für Schamhaar. Wenn ein Mann von einer Frau derart hingerissen war, dass er sich nicht von ihr fernhalten oder die Augen von ihr abwenden konnte, sagte man, er sei »ihrem Saum verfallen«.
    Die Zelandonii-Frauen nähten auch andere Verzierungen auf ihre Kleider und legten anderen Schmuck an, doch Fransen, die beim Gehen sinnlich hin und her schwangen, mochten sie ganz besonders, ob nun an einer warmen Wintertunika oder auf dem ansonsten nackten Körper. Viele Frauen wählten, auch wenn sie tiefrote Fransen mieden, stark ins Rot hineinspielende Far ben.
    An Aylas Mamutoi-Kleid gab es keine Fransen, doch es war offensichtlich, dass seine Herstellung einen außergewöhnlichen Aufwand erfordert hatte. Das Leder war von feinster Qualität und hatte eine satte, erdige, goldgelbe Farbe, die Aylas Haar farbe ähnelte. Der Effekt beruhte vorwiegend auf gelbem O cker, den man geschickt mit Rot und anderen Farben gemischt hatte. Das Leder stammte wahrscheinlich von einem Hirsch, vielleicht auch von einer Steppenantilope, dachte Marthona. Es war samtweiches, gut abgeschabtes Wildleder, wie sie es kann te, aber darüber hinaus durch eine glänzende Imprägnierung wahrscheinlich auch so gut wie wasserdicht.
    Das Grundmaterial war aber nur der Anfang - zu etwas Au ßergewöhnlichem wurde das Kleid durch die exquisiten Ver zierungen. Die lange Ledertunika und der untere Teil der Bein linge waren mit kunstvollen geometrischen Mustern bedeckt, die sich vorwiegend aus Elfenbeinperlen zusammensetzten, wobei manche Stellen ganz damit ausgefüllt waren. Die Muster begannen mit nach unten zeigenden Dreiecken, die sich in waagerechter Richtung zu Zickzacklinien und in senkrechter Richtung zu Rauten und Winkeln entfalteten, um dann in kom plexe Figuren wie rechtwinklige Spiralen und konzentrische Rhomboide überzugehen.
    Die Muster aus Elfenbeinperlen wurden durch viele kleine Bernsteinperlen, die den gleichen Farbton wie das Leder hat ten, aber zum Teil heller, zum Teil dunkler waren, und durch rote, braune und schwarze Stickereien umgrenzt und hervorge hoben. Hinten lief die Tunika zu einem nach unten weisenden Dreieck zu, während sie vorne offen und unterhalb der Hüften auf beiden Seiten so geschnitten war, dass beim Schließen ein weiteres nach unten weisendes Dreieck entstand. In der Taille wurde sie mittels einer geflochtenen Schärpe geschnürt. Die Schärpe war mit einem ähnlichen geometrischen Muster aus rotem Mammuthaar geschmückt, in dem mit elfenbeinfarbener Mufflonwolle, braunem Moschusochsen-Flaum und rötlich schwarzem, wollenem Nashornhaar Akzente gesetzt waren.
    Das Kleid war ein großartiges, beeindruckendes Kunstwerk und in jedem Detail sorgfältigst gearbeitet. Ganz offensichtlich hatte dafür jemand die besten Materialien beschafft, die ge schicktesten und fähigsten Kunsthandwerkerinnen eingesetzt und keinen Aufwand gescheut. Die Perlenmuster waren dafür ein gutes Beispiel. Auf das Gewand waren mehr als dreitau send Elfenbeinperlen aus Mammut-Stoßzähnen genäht, und jede kleine Perle war geschnitzt, durchbohrt und poliert wor den.
    Jondalars Mutter hatte nie etwas Ähnliches gesehen, doch sie wusste sogleich, dass die Person, auf deren Betreiben hin das Kleid gefertigt worden war, großen Respekt genoss und in ih rem Volk eine sehr hohe Stellung einnahm. Die Herstellung des Kleides hatte unermesslich viel Zeit und Arbeit erfordert, und dennoch hatte man es Ayla gegeben,

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