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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gehst jetzt vorne
bei uns mit, aber später wirst du dich Jondalar und Marthona
anschließen, damit du beim Fest sofort etwas zu essen be
kommst.«
Ayla fragte nicht nach, warum sie mit den fastenden Zelan
donia gehen, dann aber mit Jondalars Familie speisen sollte.
Was erwartete man von ihr? Sie ging schweigend neben Zelandoni her, über die Brücke hinüber nach Flussabwärts und von
dort hinunter zum Versammlungsplatz.
Die Zelandonia fasteten, weil man nur nüchtern den Kontakt
mit der nächsten Welt, wie er bei einer Bestattung notwendig
war, herstellen konnte. Später wollte die Erste eine längere
spirituelle Reise in die Welt der Geister unternehmen, um mit
dem Elan von Thonolan in Verbindung zu treten. Es war nie
mals leicht, in die nächste Welt zu reisen, aber mittlerweile
hatte sie sich daran gewöhnt und wusste, wie sie vorgehen
musste. Das Fasten war ein Teil des Lebens der Zelandonia,
und manchmal fragte sie sich, warum sie dennoch immer
schwerer wurde. Vielleicht aß sie einfach am nächsten Tag
umso mehr, eigentlich aber hatte sie nicht den Eindruck, dass
sie mehr zu sich nahm als andere. Sie wusste, dass die Üppig
keit zu ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung beitrug, aber sie litt
unter ihrem hohen Gewicht. Es fiel ihr immer schwerer, sich zu
bücken, einen Abhang hinaufzusteigen oder sich aus dem Sit
zen zu erheben, aber die Mutter schien sie so füllig haben zu
wollen, und wenn es ihr Wunsch war, dann sollte es so sein. Vor der hohen Felswand, weit weg von dem Leichnam, wa
ren die verschiedensten Speisen aufgebaut. »Das ist fast wie
ein kleines Sommertreffen«, hörte Ayla jemanden sagen und
dachte: Wenn das hier klein ist, wie gewaltig muss dann erst
das wirkliche Sommertreffen der Zelandonii sein? Allein aus
der Neunten Höhle waren an die zweihundert Menschen anwe
send, und dazu kamen diejenigen von fünf anderen Höhlen, die
ebenfalls über zahlreiche Mitglieder verfügten. Ayla wusste,
dass sie sich unmöglich würde an alle erinnern können. Die
Zählwörter, die sie kannte, würden für so viele Menschen
wahrscheinlich gar nicht ausreichen. Die Menge kam ihr wie
eine der Wisentherden vor, die sich zur Paarungs oder Wande
rungszeit bildeten.
Die Grabhütte war auf den Versammlungsplatz getragen und
dort erneut aufgestellt worden. Als die sechs Zelandonia und die sechs Anführer der Höhlen nun darum einen Kreis bildeten, ließen sich die Menschen auf der Erde nieder und hörten auf zu reden. Vor der Grabhütte stand eine große Platte mit erlesenen Köstlichkeiten, die von dem Fest stammten, darunter auch eine ganze Wisentkeule. Die Erste nahm sie und hielt sie in die Hö he, damit alle sie sehen konnten. Dann legte sie sie neben She
vonars Leichnam.
»Die Zelandonii feiern dieses Fest zu deinen Ehren, Shevo
nar«, sprach sie. »Schließ dich im Geist uns an, damit wir dei
nem Elan eine gute Reise in die nächste Welt wünschen kön
nen.«
Alle stellten sich nun an, um sich etwas von den Speisen zu
nehmen. Bei sonstigen Festen war die Reihenfolge nicht fest
gelegt, in der sich die Einzelnen bedienten, doch bei einer Be
stattung galten strengere Regeln. Die Menschen stellten sich
entsprechend ihrem Status, der allen bekannt war, aber selten
zur Schau getragen wurde, hintereinander auf, um den Geistern
der nächsten Welt anzuzeigen, welchen Platz sie in dieser Welt
einnahmen, und um Shevonars Elan den schwierigen Übertritt
in die nächste Welt zu erleichtern.
Die trauernde Gefährtin mit den beiden Kindern ging als Ers
te zu den Speisen. Dahinter folgte Shevonars Bruder Ranokol.
Joharran, Proleva und Jaradal waren die Nächsten. Dann ka
men Marthona, Willamar, Folara und Jondalar - die ranghöchs
ten Mitglieder der Neunten Höhle - und mit ihnen Ayla. Ayla wusste nicht, dass man sich schwer getan hatte, ihren
Status zu bestimmen. Als eine Fremde hätte sie eigentlich an
letzter Stelle stehen müssen. Wenn sie und Jondalar sich zuvor
bereits in einer öffentlichen Zeremonie miteinander verbunden
hätten, dann hätte man sie ohne weiteres seiner Familie zuord
nen können. Doch bislang hatte die Gemeinschaft weder ihrer
Verbindung mit Jondalar noch ihrer Aufnahme in die Höhlen
gemeinschaft öffentlich zugestimmt. Als man ihn darauf an
sprach, hatte Jondalar unmissverständlich erklärt, dass er neben Ayla gehen werde, ganz gleich, wo man sie platziere. Falls man ihr den letzten Platz in der Reihe zuweisen würde, dann
würde auch er diesen Platz einnehmen.
Der Status eines Mannes hing so lange

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