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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Flachschädel mehr zählen als Zelandonii, ist mir
neu.«
»Bei den Mamutoi war sie eine Heilerin, und sie ist die Toch
ter ihres Mamut, das heißt ihres Zelandoni«, erklärte Marthona.
Die frühere Anführerin wurde allmählich ungeduldig. Es war
ihr unangenehm, dass sie sich vor dem Mann rechtfertigen
musste, der in der Rangordnung der Höhle ganz unten stand...
zumal er auch noch Recht hatte.
»Aber sie hat nicht viel getan, um Shevonar zu heilen«, bohr
te Laramar weiter.
Nun war es Joharran, der Ayla beisprang. »Niemand hätte
mehr für ihn tun können als das, was Ayla getan hat, nicht
einmal die Erste. Sie hat seine Schmerzen gelindert, so dass er
aushielt, bis seine Gefährtin eintraf.«
Ayla bemerkte, dass Laramars Lächeln einen bösartigen Zug
angenommen hatte. Es schien ihm Vergnügen zu bereiten, dass
er Jondalars Familie reizen konnte und sie sich rechtfertigen
mussten. Sie verstand nicht, was das Ganze mit ihr zu tun hatte,
aber sie nahm sich vor, Jondalar danach zu fragen, wenn sie
wieder allein waren. Allmählich verstand sie, warum die ande
ren so abfällig von Laramar redeten.
Die Zelandonia stellten sich wieder um die Grabhütte herum
auf. Alle anderen brachten ihre Teller zu einer entfernten Ecke
des Versammlungsplatzes und warfen die Reste auf einen Hau
fen, wo man sie einfach liegen lassen würde. Verschiedene
Aasfresser würden sich der Knochen und Fleischreste anneh
men, und die pflanzlichen Überreste wurden an Ort und Stelle
verrotten. Das war die übliche Art, wie man mit Essensresten
verfuhr. Laramar ging mit Jondalars Familie zum Abfallhaufen
hinüber. Ayla war sicher, dass er das nur tat, um sie noch ein
wenig mehr zu provozieren. Dann wandte er sich von ihnen ab
und stolzierte davon.
Nachdem sich die Menge erneut um die Grabhütte versam
melt hatte, hob Die, Die Die Erste Ist, den eng geflochtenen
Korb mit dem Ocker, den Ayla zerrieben hatte, in die Höhe.
»Es gibt fünf heilige Farben«, begann die Donier. »Alle ande
ren Farben sind Abstufungen dieser Hauptfarben. Und die erste
Farbe ist rot. Die Farbe des Blutes, die Farbe des Lebens. Eini
ge Pflanzen und Früchte sind rot, aber nicht von Dauer. Rot
bleibt selten Rot. Wenn Blut trocknet, wird es dunkel und
braun. Braun ist eine Schattierung von Rot, die man auch Altes
Rot nennt. Der rote Ocker der Erde ist das getrocknete Blut der
Großen Erdmutter, und auch wenn er manchmal hellrot er
scheint, handelt es sich immer um Altes Rot.
Bedeckt mit dem roten Blut aus dem Schoß deiner Mutter
kamst du zur Welt, Shevonar. Bedeckt mit der roten Erde aus
dem Schoß der Großen Erdmutter kehrst du zu ihr zurück, um
in die nächste Welt geboren zu werden, so wie du in diese geboren wurdest.« Die Erste bestreute den Toten von Kopf bis
Fuß mit dem roten Eisenerz.
»Die fünfte Grundfarbe ist das Dunkel, manchmal auch
Schwarz genannt«, fuhr Zelandoni fort, und Ayla fragte sich,
welche wohl die zweite, dritte und vierte heilige Farbe war.
»Dunkel ist die Farbe der Nacht und die Farbe von dunklen
Höhlen, die Farbe von Kohle, wenn das Feuer das Leben aus
dem Holz gebrannt hat. Manche sagen, das Schwarz der Kohle
sei in Wahrheit die dunkelste Schattierung von Altem Rot. Es
ist die Farbe, die über die Farbe des Lebens obsiegt, wenn das
Alter kommt. So wie aus Leben Tod wird, so wird aus Kot
Schwarz, das Dunkel. Das Dunkel ist die Abwesenheit des Le
bens, die Farbe des Todes. Ihm ist nicht einmal ein vergängli
ches Leben beschieden - schwarze Blumen gibt es nicht, Tiefe
Höhlen zeigen diese Farbe in ihrer reinsten Form.
Shevonar, der Körper, den dein Elan bewohnte, ist gestorben
und wird in das Schwarze unter der Erde eingehen, zur schwar
zen Erde der Mutter zurückkehren. Aber dein Elan, dein Geist,
wird in die Welt der Geister hinübergehen, zur Mutter zurück
kehren, der Urquelle des Lebens. Nimm mit dir den Geist die
ser Speisen, die wir dir geben, damit du dich auf deiner Reise
stärken kannst.« Die mächtige große Frau nahm den Teller mit
den Speisen, die Shevonar zugedacht waren, und hielt ihn in
die Höhe. Dann stellte sie ihn neben den Toten und bestreute
die Speisen mit rotem Ocker.
»Nimm mit dir deinen Lieblingsspeer, damit du Jagd auf die
Geistertiere machen kannst.« Die Donier legte den Speer neben
ihn und streute Ocker darüber. »Nimm deine Werkzeuge, damit
du für die Jäger der nächsten Welt neue Speere machen
kannst.« Sie legte den Speerbegradiger unter seine schon steife
Hand und bestreute auch ihn mit Ocker.

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