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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Flussabwärts zu erkennen
und dort, wo der Hauptfluss scharf nach Osten abbog, der rie
sige Abri, der die Neunte Höhle beherbergte.
Als sich der Zug wieder in Bewegung setzte, bemerkte Ayla,
dass einige Trauernde Fackeln angezündet hatten. »Hätte ich
eine Fackel mitbringen müssen?«, fragte sie Willamar, der ne
ben ihr ging. »Es wird schon dunkel sein, wenn wir uns auf den
Rückweg machen.«
»Es muss dunkel sein«, erklärte Marthona. »Beim heiligen
Bezirk werden genügend Fackeln bereitliegen. Wenn wir nach
her nach Hause gehen, werden wir Fackeln anzünden, damit
wir den Weg finden. Wir werden aber nicht alle dieselbe Rich
tung einschlagen. Einige gehen zum Beispiel zum Hauptfluss
hinunter, andere den Berg hinauf zu einem Platz, den wir den
Ausguck nennen. Wenn der Elan von Shevonar und viele ande
re Geister sehen, dass wir den heiligen Bezirk verlassen, könn
ten sie versuchen, uns zu folgen. Mit den Fackeln versuchen
wir sie zu verwirren, für den Fall, dass es ihnen gelingt, aus
dem Bezirk auszubrechen. Sie wissen dann nicht, welchen
Lichtern sie folgen sollen.«
    Als sie sich dem Gräberfeld näherten, sah Ayla hinter der Felsnase das tanzende Licht eines Feuers, und ein intensiver Geruch stieg ihr in die Nase. Sie kamen auf einen Kreis von Fackeln zu, die ebenso viel Rauch wie Licht erzeugten. Hinter den Fackeln konnte Ayla die mit Ornamenten versehenen Pflö cke erkennen, mit denen der heilige Bezirk abgegrenzt war.
    »Die Fackeln haben einen sehr strengen Geruch«, bemerkte sie.
»Ja, die Zelandonia stellen für Bestattungen besondere Fa ckeln her«, erwiderte Marthona. »Sie wehren die Geister ab, damit das Betreten des heiligen Bezirks ungefährlich oder, bes ser gesagt, nicht ganz so gefährlich ist. Außerdem machen die Fackeln den Geruch, der dort möglicherweise herrscht, erträg licher.«
Die Zelandonia der sechs Höhlen stellten sich in gleich gro ßen Abständen an der Innenseite des Pfahlkreises auf und bil deten so einen weiteren schützenden Ring. Die Erste stellte sich an den Kopf des leeren Grabes. Die Leichenträger schleppten ihre traurige Last in den von Fackeln erleuchteten Kreis. Die beiden vorderen Träger schritten bis zum hinteren Ende der Grube und blieben vor der Ersten stehen.
Die vier Träger verharrten still und ließen den Leichnam über der leeren Grube schweben. Die Familie Shevonars und die hochrangigen Mitglieder der Neunten Höhle traten in den vom Fackellicht erhellten Kreis, die anderen blieben außerhalb des heiligen Bezirks.
Die Zelandoni der Neunten Höhle trat vor. Einen Augenblick lang herrschte vollkommene Stille. Plötzlich ertönte in der Fer ne das Gebrüll eines Höhlenlöwen, gefolgt vom Gelächter ei ner Hyäne. Der nächste Ton, den Ayla hörte, war hoch und gespenstisch. Er ging ihr durch Mark und Bein, und sie war nicht die Einzige, der ein Schauer über den Rücken lief.
Es war lange her, dass sie die überirdische Musik einer Flöte vernommen hatte. Manen hatte beim Sommertreffen der Ma mutoi Flöte gespielt. Sie musste daran denken, wie sie für den kleinen Rydag, der sie an ihren eigenen Sohn erinnerte, das traditionelle Bestattungsritual des Clans durchgeführt hatte. Dem Kind von gemischten Geistern, das Nezzie adoptiert hatte, war ein Mamutoi-Begräbnis verweigert worden. Manen hatte den anderen getrotzt und Flöte gespielt, während sie in der Zeichensprache des Clans den Großen Höhlenbären und ihren To temgeist beschwor, Rydag in die nächste Welt des Clans auf zunehmen.
Ihr kam auch Izas Bestattung in den Sinn, bei der Mogur über ihrem Grab die Zeichen machte, in abgewandelter Form, weil er sie nur mit einer Hand ausführen konnte. Sie erinnerte sich daran, wie er gestorben war. Nach dem Erdbeben war sie in die Höhle vorgedrungen und hatte seinen Leichnam gefunden, der auf Izas Steingrab lag. Herabstürzende Steine hatten ihm den Schädel zertrümmert. Sie hatte die Zeichen für ihn vollführt. Außer ihr hatte niemand gewagt, die Höhle zu betreten, weil die Erde immer wieder von Nachbeben erschüttert wurde.
Die Flöte rief noch eine andere Erinnerung wach. Schon lan ge bevor sie Manen hatte spielen hören, war ihr der Klang des Instruments vertraut gewesen. Bei einem Clan-Miething hatte der Mogur eines anderen Clans beim Ritual des Höhlenbären Flöte gespielt. Das hochtönende Trillern, das die Geisterstim me von Ursus symbolisierte, hatte allerdings ganz anders ge klungen als das Flötenspiel Manens und als das Instrument, das sie

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