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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nicht mehr, wie wir früher lange aufblieben und den Geschichten über sei ne Reisen und Abenteuer lauschten? Ich fand immer, er war besser als so mancher wandernde Geschichtenerzähler. Hast du Joharran das Geschenk gezeigt, das er dir gerade mitgebracht hat, Mutter?«
»Nein. Joharran und Proleva haben es noch nicht gesehen«, sagte Marthona. »Ich hole es.« Sie ging in den Schlafraum und kehrte mit dem flachen Teil einer Elchschaufel zurück. Darauf waren zwei stromlinienförmige Tiere geschnitzt, die allem An schein nach im Wasser schwammen. Sie sahen Fischen ähn lich, waren aber keine. »Was sagtest du, wie sie heißen, Wil lamar?«
»Das sind Seehunde«, erwiderte er. »Sie leben im Wasser, aber sie atmen Luft und kommen zum Gebären an den Strand.«
»Bemerkenswert«, staunte Proleva.
»Ja, wirklich«, stimmte Marthona zu.
»Wir haben solche Tiere auch auf der Großen Reise gesehen. Sie leben in einem Binnenmeer weit im Osten«, sagte Jondalar.
»Manche Leute halten sie für Wassergeister«, fügte Ayla hin zu.
»Ein anderes Wesen, das ich sah und das in den Großen Was sern des Westens lebt, wird von den Leuten in der Umgebung für einen besonderen Geisthelfer der Mutter gehalten«, sagte Willamar. »Es ist noch fischähnlicher als ein Seehund. Diese Tiere gebären im Meer, aber es heißt, sie atmen Luft und stillen ihre Jungen. Sie können mit dem Schwanzende auf dem Was ser stehen - ich habe das selbst gesehen - und sprechen angeb lich eine eigene Sprache. Man nennt sie Delfine, und manche Leute behaupten, sie könnten die Delfinsprache sprechen. Es sind hohe, quiekende Laute. Man erzählt sich viele Geschich ten und Legenden über sie. Es heißt, sie helfen Leuten beim Fischen, indem sie ihnen Fische ins Netz treiben, und sie hätten Menschen das Leben gerettet, deren Boot weit vom Ufer ent fernt gekentert war und die sonst ertrunken wären. Die Legen den der Alten sagen, dass alle Menschen einst im Meer gelebt haben. Manche sind aufs Land zurückgekehrt, aber diejenigen, die geblieben sind, wurden Delfine. Manche nennen sie Vet tern, und ihre Zelandoni meinte, dass sie mit den Menschen verwandt sind. Sie hat mir diese Tafel gegeben. Sie verehren den Delfin fast so wie die Große Mutter. Jede Familie hat eine Donii und zusätzlich etwas, das mit einem Delfin zu tun hat, etwas Geschnitztes oder einen Teil des Tieres, einen Knochen oder Zahn. Es gilt als besonderer Glücksbringer.«
»Und du behauptest, meine Geschichten wären interessant, Willamar«, sagte Jondalar. »Fische, die Luft atmen und mit dem Schwanz auf dem Wasser stehen! Ich hätte fast Lust, dich einmal zu begleiten.«
»Vielleicht kannst du nächstes Jahr mitkommen, wenn ich wieder Salz tausche. Verglichen mit deiner Reise ist jene nicht sehr lang.«
»Ich dachte, du wolltest nicht wieder reisen, Jondalar!«, warf Marthona ein. »Kaum bist du da, da planst du schon wieder etwas Neues. Kannst du das Reisen denn gar nicht mehr las sen? Wie Willamar?«
»Nun, Tauschgeschäfte sind nicht gerade Große Reisen«, sagte Jondalar, »und vorläufig will ich nirgendwo hin außer zum Sommertreffen. Aber bis nächstes Jahr vergeht noch viel Zeit.«
Folara und Jaradal, die an Wolf gekuschelt auf Folaras Bett statt lagen, versuchten wach zu bleiben. Sie wollten nichts ver passen, aber während sie, Wolf zwischen sich, den Geschichten und leisen Gesprächen lauschten, schliefen sie schließlich doch beide ein.
Der nächste Tag war grau und verhangen, doch der leichte Nieselregen bei Tagesanbruch vermochte die freudige Stim mung der Höhlenbewohner nicht zu dämpfen. Obwohl sie am Abend noch lange geplaudert hatten, waren die Mitglieder von Marthonas Herdfeuer früh auf den Beinen. Sie aßen die Reste der Mahlzeit vom Abend zuvor und packten zusammen. Der Regen ließ nach, und die Sonne schob sich durch die Wolken, aber durch die viele Feuchtigkeit, die sich über Nacht auf Blät tern und in Pfützen gesammelt hatte, blieb die Luft neblig und kühl.
Als sich alle mit ihrem Gepäck auf dem Felssims eingefun den hatten, machten sie sich auf den Weg. Mit Joharran an der Spitze wandten sie sich nach Norden und stiegen von der Fels terrasse ins Waldtal hinab. Es war eine große Gruppe, dachte Ayla, viel größer als diejenige, die aus dem Löwenlager zum Sommertreffen der Mamutoi gezogen war. Viele der Menschen kannte Ayla immer noch nicht gut, aber immerhin wusste sie mittlerweile alle Namen.
Ayla war neugierig, welchen Weg Joharran einschlagen wür de. Von

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