Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
erkennen. Sie sah zu, wie Ayla die Beute vor ihrer Wohnstätte auf den Kalkstein legte, der mal als Ablage, mal als Sitzplatz benutzt wurde.
    »Ich war nie besonders gut darin, kleinere Tier zu jagen«, sagte Marthona, »außer mit Schlingen und Fallen. Aber früher ging ich gerne mit auf größere Jagden. Das letzte Mal ist schon so lange her, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr weiß, wie man es anstellt. Immerhin hatte ich damals ein scharfes Auge. Auch das ist heute anders.«
    »Sieh mal, was ich noch gefunden habe«, sagte Ayla und öff nete ihren prall gefüllten Tragesack. »Äpfel!« Der Apfelbaum hatte zwar kein einziges Blatt mehr, hing dafür aber voller kleiner, leuchtend roter Äpfel, die nach dem Frost weniger hart und sauer waren.
    Die beiden Frauen gingen zum Pferdeunterstand. Ayla hatte nicht erwartet, die Tiere mitten am Tag drinnen zu finden, aber sie wollte den Wassertrog kontrollieren. Im Winter, wenn die Temperaturen unter den Nullpunkt sanken, taute sie ihnen im mer etwas Wasser auf, obwohl die Pferde in der Wildnis auch so zurechtgekommen wären. In den Futtertrog legte sie ein paar Äpfel.
    Dann ging sie zum Rand des Felsvorsprungs und blickte zu dem vom Bäumen gesäumten Hauptfluss hinunter. Die Pferde waren nicht zu sehen, aber sie pfiff das Signal, auf das die Tie re abgerichtet waren, und hoffte, dass sie es hören würden. Kurz darauf sah sie Winnie, gefolgt von Renner, den steilen Pfad hinauf trotten. Als sie den Eingang erreichten, rieben Wolf und Winnie in einer fast schon förmlichen Begrüßung ihre Nasen aneinander. Renner nickte ihm zu und bekam ein Jaulen und einen spielerischen Nasenstüber zur Antwort.
    Selbst angesichts so eindeutiger Beweise konnte Marthona insgeheim nur den Kopf darüber schütteln, wie gut Ayla ihre Tiere im Griff hatte. An Wolf, der ständig unter Menschen leb te, hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Aber die Pferde waren unbändiger, weniger zugänglich und zahm - außer wenn Ayla oder Jondalar dabei waren -, und erinnerten sie mehr an die wilden Tiere, die sie einst gejagt hatte.
    Marthona hörte, wie die junge Frau Laute von sich gab, wie sie es meist tat, wenn sie die Pferde streichelte, striegelte und in den Unterstand führte. Sie nannte das für sich Aylas Pferde sprache. Ayla ließ die Pferde die Äpfel aus der Hand fressen und unterhielt sich dabei in Lautsprache mit ihnen. Marthona versuchte, einzelne Worte wiederzuerkennen. Nach Sprache hört sich das nicht an, dachte sie. Obwohl es eine gewisse Ähn lichkeit mit den Worten aufwies, mit denen Ayla ihnen die Sprache der Flachschädel demonstriert hatte.
    »Du bekommst einen dicken Bauch, Winnie«, sagte Ayla und klopfte der Stute aufs Fell, »genau wie ich. Du wirst wohl im Frühling werfen, wenn es wärmer wird. Bis dahin sollte mein Baby schon da sein. Wie gerne würde ich jetzt ausreiten, aber dafür bin ich schon zu weit. Zelandoni hat gesagt, dass das nicht gut fürs Baby wäre. Ich fühle mich gut, aber ich will nichts riskieren. Jondalar wird dich reiten, sobald er zurück kommt, Renner.«
    Das hatte sie den Pferden mitteilen wollen, auch wenn die Mischung aus Clan-Zeichen, Worten und den Lauten ihrer Pri vatsprache nicht eigentlich übersetzbar waren. Die Pferde ver standen den warmen Klang ihrer Stimme und bestimmte Ge bärden und Signale ohnehin.
    Plötzlich war der Winter da. Eines Nachmittags begann es mit kleinen weißen Flocken, die immer dicker wurden, und abends tobte ein Schneesturm. Die ganze Höhle atmete auf, als die Jäger, die am Morgen aufgebrochen waren, vor der Dun kelheit zwar mit leeren Händen, aber wohlbehalten zurückkehr ten.
    »Joharran entschied sich zur Rückkehr, als er die Mammute nach Norden fliehen sah«, sagte Jondalar, nachdem er Ayla begrüßt hatte. »Du kennst sicher das Sprichwort: Geh niemals fort, wenn das Mammut flieht nach Nord. Das bedeutet meis tens Schnee. Sie ziehen nach Norden, wo es zwar kälter, aber auch trockener und der Schnee nicht so tief ist. In den feuchten Schneemassen würden sie zu sehr einsinken. Joharran wollte nichts riskieren, aber der Sturm blies die Wolken so schnell vor sich her, dass selbst die Mammuts möglicherweise überrascht worden sind. Der Wind drehte nach Norden, und ehe wir's uns versahen, war das Schneetreiben so stark, dass wir kaum die Hand vor Augen sahen. Man sinkt schon bis zu den Knien ein. Wir mussten für den Rückweg die Schneeschuhe anschnallen.«
    Der Sturm tobte die ganze Nacht, den nächsten Tag und

Weitere Kostenlose Bücher