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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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die darauf folgende Nacht. Beim Blick nach draußen war nichts als ein wirbelnder weißer Vorhang zu sehen, durch den man nicht einmal den Hauptfluss erkennen konnte. Ab und an peitschten Windböen den Schnee gegen den Berghang und erzeugten ei nen dichten Wirbel tanzender Flocken. Wenn der Wind einmal nachließ, fiel der Schnee endlos und geradezu hypnotisierend monoton zu Boden.
    Ayla war froh, dass der schützende Überhang des Abri bis zum Unterstand der Pferde reichte. In der ersten Nacht war sie sehr besorgt, weil sie nicht wusste, ob die Tiere zurückgekehrt waren, bevor der Schnee zu tief wurde. Sie hoffte, dass die Pferde keine andere Zuflucht gefunden hatten. Wenn der dichte weiße Schnee sie erst isoliert und gefangen hielte, wäre der Kontakt zu ihnen abgeschnitten.
    Als sie am nächsten Morgen nachschauen ging, war sie froh, schon von fern ein Wiehern zu hören, und atmete beim Anblick der beiden Pferde erleichtert auf. Aber sie spürte, wie nervös die Tiere waren. So tiefen Schnee waren sie nicht gewöhnt. Sie blieb einige Zeit bei ihnen, um sie zu striegeln und zu bürsten, denn das wirkte auf die Pferde in der Regel genauso beruhi gend wie auf sie selbst.
    Sie fragte sich, wie sich wilde Pferde wohl bei diesem Wetter verhielten. Wären sie auch in die kälteren, trockeneren Region im Norden und Osten gezogen, wo der Schnee weniger tief war und sie sich noch vom trockenen Gras ernähren konnten?
    Gut, dass sie rechtzeitig nicht nur Körner, sondern auch Heu für die Pferde gesammelt hatten. Das war Jondalars Idee gewe sen. Er wusste, wie tief der Schnee hier liegen konnte. Aber ob es reichen würde? An die Kälte hatten die Pferde sich ange passt, da brauchte sie sich keine Sorgen machen. Ihr Fell war dicker und voller geworden. Das zottige Oberhaar bot zusam men mit dem flaumigen Unterhaar ausreichend Schutz, aber würde das Gras reichen?
    Die Winter in Jondalars Land waren kalt, aber nicht trocken. Es fiel beständig Schnee in schweren, dicht wirbelnden Flo cken. Seit ihrer Zeit beim Clan hatte sie nie mehr so viel Schnee gesehen. Sie war an die trockene Steppe mit ihrem Lössboden gewohnt, der der Luft tiefer im Landesinneren rund um ihr Tal und über dem Gebiet der Mammutjäger die Feuch tigkeit entzog. Hier stand das Klima unter dem Einfluss der Großen Wasser des Westens. Der Winter war feuchter und schneereicher. Er erinnerte an den Ort, an dem sie aufgewachsen war, die gebirgige Spitze einer Halbinsel eines Binnensees weit im Osten.
    Die Schneemassen türmten sich vor dem Abbruch des Fels vorsprungs und bescherten der unteren Hälfte der Höhlung eine massive weiße Barriere, an der sich nachts die Feuer im Abri in den schönsten Goldtönen spiegelten. Jetzt verstand Ayla, wa rum die vielen mit Häuten bespannten Schutzgatter entlang des Weges, der zu einem Außenareal führte, das im Winter anstelle der Gräben für Abfälle genutzt wurde, mit dicken Stämmen verstärkt worden waren.
    Am zweiten Morgen nach dem Wintereinbruch erblickte Ay la beim Aufwachen als Erstes das lachende Gesicht Jondalars, der sich über das Schlafpodest beugte und sie sanft wach rüttel te. Seine Wangen waren von der Kälte gerötet, und seine Klei dung war noch voller Schnee. Er reichte ihr eine Tasse heißen Tee.
    »Na los, Faulpelz, steh auf. Sonst warst du doch immer lange vor mir wach. Da steht noch etwas zu essen. Es hat aufgehört zu schneien. Zieh dich warm an und komm mit mir hinaus. Am besten ziehst du die warmen Unterkleider an, die du von Maro na und ihren Freundinnen bekommen hast.«
    »Warst du schon draußen?« Sie setzte sich auf und nippte an dem heißen Tee. »In letzter Zeit scheine ich mehr Schlaf zu brauchen.« Jondalar wartete, bis sie sich frisch gemacht und gefrühstückt hatte, sah ihr beim Anziehen zu und bemühte sich, nicht zu sehr zu drängen.
    »Jondalar, ich bekomme diese Beinlinge oben nicht mehr zu. Das Oberteil passt überhaupt nicht mehr. Soll ich die Sachen wirklich anziehen? Ich will sie nicht ausleiern.«
    »Die Beinlinge sind das Wichtigste. Es macht nichts, wenn sie nicht ganz schließen. Binde sie zu, so weit es geht, und zieh die anderen Sachen darüber. Hier sind deine Stiefel. Wo ist dein Umhang?«
    Draußen war der Himmel strahlend blau, und die Sonne tauchte den Berghang in gleißendes Licht. Es herrschte reger Betrieb für die frühe Morgenstunde. Der Weg zum Waldfluss hinab war frei geschaufelt und mit Kalksteinschotter bestreut, damit man nicht ausrutschte. Links und

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