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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
Autoren: Jean M. Auel
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irgendetwas besonders talen tiert erwies, fand sich immer ein Geübter, der ihn darin unter stützte. Der Weg zwischen der Neunten Höhle und Flussab wärts war gut begehbar, und viele Reisende verweilten gerne einige Nächte in der Neunten Höhle.
Wer wollte, konnte bei Zelandoni Zählwörter und die Ge schichten und Legenden des Volkes lernen, auch wenn sie selten Zeit hatte. Immer gab es Erkältungen, Kopf-, Ohren-, Bauch- und Zahnschmerzen zu behandeln. Auch Rheumatis mus, Arthritis und andere schwere Krankheiten nahmen in der kalten Jahreszeit deutlich zu. Wenn jemand im Winter starb, wurde er bis zum Frühling im kalten Vorderabschnitt bestimm ter Höhlen aufbewahrt, da man bei gefrorenem Boden nieman den am Bestattungsplatz begraben konnte. In seltenen Fällen ließ man die Toten sogar dort.
Aber es gab auch Geburten. Die Wintersonnenwende war vergangen. Zelandoni hatte Ayla die Position gezeigt, an der die Sonne in ihrem äußersten linken Punkt am Horizont unter ging und einige Tage verharrte, bis sie sich wieder kaum merk lich nach rechts bewegte. Der Wendepunkt wurde mit einem großen Fest und einer feierlichen Zeremonie gewürdigt und sorgte für willkommene Abwechslung in diesen ruhigen Tagen.
Jeden Tag würde die Sonne nun weiter rechts am Horizont untergehen, bis sie bei der Sommersonnenwende den äußersten rechten Punkt erreichen und einige Tage innehalten würde. Der Ort in der Mitte zwischen diesen beiden Markierungen be zeichnete den Tag der Tagundnachtgleiche, der auf dem Rückweg den Frühlingsanfang und auf dem Hinweg den Herbstanfang markiert. Zelandoni zeigte auf eine Senke zwi schen den Hügeln am Horizont, an dem der mittlere Punkt zu finden war. Sie benutzte Zählwörter und Kerben auf einem flachen Geweihstück als Merkhilfen. Ayla war begeistert von diesem Wissen und konnte gar nicht genug davon bekommen.
Tief im Winter, dieser härtesten, kältesten und brutalsten Zeit des Jahres, verlor der Schnee seinen spielerischen Reiz. Selbst kleinere Gänge, um gefrorenes Fleisch oder Holz zu holen, wurden zur Qual. Die aufgeschichteten Steine über den Provi antlagern und Eiskellern waren oft fest zusammengefroren und nur schwer aufzubrechen. Gemüse und Früchte waren schon lange von den Wurzelkellern in die mit Steinen ausgelegten Gruben im hinteren Teil des Abri verfrachtet worden. Aber dort musste man sie gut im Auge behalten und viele Schlingen und Fallen aufstellen, damit das Kleingetier nicht alles weg fraß. Besonders die kleinen Nagetiere taten sich an den Früch ten der harten Arbeit gütlich und waren nur schwer zu vertrei ben.
Ein Lieblingsspiel der Kinder war es, mit Steinen auf diese flinken Wesen zu werfen. Die Erwachsenen ermunterten sie dazu. Mit einem harten Wurf konnte man so ein Tierchen durchaus erlegen. So wurden die gefräßigen Schädlinge be kämpft und die Kinder hatten gleichzeitig eine gute Übungs möglichkeit auf dem Weg zum geschickten Jäger. Manche entwickelten eine wahre Meisterschaft darin. Ayla nahm ihre Schleuder zu Hilfe und unterrichtete bald auch die Kinder im Gebrauch ihrer Lieblingswaffe. Selbst Wolf trug einen nicht unwesentlichen Teil zur Beseitigung der Nager bei.
Die draußen gelegenen Wurzelkeller waren weniger von die sen Schädlingen befallen, weshalb man sie so lange wie mög lich nutzte. Doch als der Frost drohte, die Vorräte zu verder ben, mussten sie hereingebracht werden. Wenn pflanzliche Vorräte erst einmal gefroren waren, konnte man sie wie ge trocknete Nahrung nur noch gekocht verwenden.
In den letzten Tagen ihrer Schwangerschaft verspürte Ayla einen plötzlichen Energieschub. Zuvor hatte ihr Unwohlsein zusammen mit der Leibesfülle immer weiter zugenommen und gipfelte bisweilen in Weinkrämpfen und Gefühlsausbrüchen, die Jondalar nicht wenig beunruhigten. Das lebhafte Baby ließ sie nachts nicht mehr ruhig schlafen, und es fiel ihr schwer, sich einigermaßen würdevoll aus ihrer gewohnten Sitzposition mit gekreuzten Beinen zu erheben. Das war ihr noch nie pas siert. Je näher die Geburt rückte, desto größer wurden ihre Ängste. Doch neuerdings fühlte sie einen solchen Drang, das Baby endlich zu bekommen, dass sogar das Gebären seinen Schrecken verlor.
Zelandoni hielt die Zeit bald für reif. »Die Große Erdmutter hat in ihrer Weisheit die letzten Tage der Schwangerschaft mit Absicht so unerträglich gemacht, damit die Frauen bereit sind, sich der Furcht vor dem Gebären zu stellen, um endlich die Beschwerden loszuwerden«,
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