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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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aufgenommen hatte. Wenn man seinen Leuten erzählt hätte, dass eine Frau, die ein »Scheusal« zur Welt gebracht hatte, dennoch die Gefährtin eines Anführers werden konnte, hätte sie das in ihren festge fügten Ansichten verunsichert. Je mehr er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, dass seine Leute zu ihrem eigenen Besten und ihrer eigenen Sicherheit die Tatsache akzeptieren mussten, dass die Clan-Leute Menschen wie sie waren.
»Sie hat ihn gestillt«, erklärte Ayla, »gleichzeitig mit ihrer eigenen Tochter. Er war der Sohn einer Clan-Frau, die allein war und kurz nach seiner Geburt starb. Nezzie adoptierte ihn, genauso wie Iza mich adoptierte, als ich niemanden hatte, der sich um mich kümmerte.«
Die Vorstellung, dass die Gefährtin des Anführers sich frei willig eines Neugeborenen angenommen hatte, den man doch mit seiner Mutter hätte sterben lassen können, war für die Ze landonii äußerst überraschend, ja schockierend. In dem Schweigen, das nun folgte, waren alle damit beschäftigt, das Gehörte zu verarbeiten.
Wolf war im Tal geblieben, wo die Pferde grasten, und er kundete das neue Territorium. Als er sich lange genug umgese hen hatte, beschloss er, an den Ort zurückzukehren, den Ayla als Zuhause gekennzeichnet hatte und an den er sich begeben sollte, wenn er sie suchte. Wie alle seiner Art bewegte sich der Wolf mit so müheloser Anmut und Schnelligkeit, dass er durch das Waldtal zu schweben schien. Einige Leute warer dort gera de beim Beerenpflücken. Ein Mann erhaschte einer Blick auf den Wolf, der wie ein Gespenst zwischen den Bäumen dahin glitt. »Der Wolf kommt! Und er ist allein!«, rief er und machte sich davon, so schnell er konnte.
»Wo ist mein Kind?«, schrie eine Frau in Panik. Sie sah um sich, erblickte ihre Tochter und stürmte auf sie zu, um sie zu packen und fortzutragen.
Wolf erreichte den Pfad, der aus dem Tal hoch auf den Fels absatz führte, und lief in seinem geschmeidigen Galopp berg auf, ohne an Tempo zu verlieren.
»Da ist der Wolf! Es behagt mir nicht, dass ein Wolf hier he raufkommt, direkt auf unser Plateau«, meinte eine andere Frau.
»Joharran sagte, wir sollen den Wolf kommen und gehen las sen, wie er möchte, aber ich hole jetzt meinen Speer«, sagte ein Mann. »Vielleicht tut er ja wirklich niemandem etwas zuleide, aber ich traue ihm nicht.«
Als Wolf oben anlangte und direkt auf Marthonas Behausung zusteuerte, wichen die Leute zurück und bildeten eine breite Gasse. Ein Mann stieß mehrere Speerschäfte um, als er hastig versuchte, auf möglichst großen Abstand zu dem vierbeinigen Jäger zu gehen. Der Wolf spürte die Angst der Leute und mochte sie gar nicht, doch er lief weiter auf den Ort zu, den Ayla ihm gezeigt hatte.
Die Stille in Marthonas Behausung fand ein abruptes Ende. Willamar sah, wie sich der Vorhang am Eingang bewegte, sprang plötzlich auf und rief: »Da ist ein Wolf! Große Mutter, wie ist er hierher gekommen?«
»Das ist in Ordnung, Willamar«, versuchte Marthona ihn zu beruhigen. »Er darf hier herein.« Folara fing den Blick ihres ältesten Bruders auf und lächelte, und obgleich die Gegenwart des Tieres Joharran noch immer nervös machte, zeigte sich auch auf seinem Gesicht ein wissendes Lächeln.
»Das ist Aylas Wolf«, sagte Jondalar und erhob sich, um Mögliche überstürzte Reaktionen der anderen abzuwenden, während Ayla zum Eingang eilte, um das verschreckte Tier zu besänftigen, das an dem Ort, zu dem es hatte kommen sollen, von erregten, lauten Ausrufen überrascht worden war. Wolf hatte den Schwanz zwischen die Beine eingezogen, ihm sträub te sich das Fell, und er bleckte die Zähne.
Wenn Zelandoni gekonnt hätte, wäre sie ebenso schnell auf gesprungen wie Willamar. Das laute, drohende Knurren des Wolfs schien direkt auf sie zu zielen, und sie erbebte. Obwohl sie von Aylas Tieren gehört und sie aus der Ferne gesehen hat te, versetzte das riesige Raubtier, das in den Wohnplatz einge drungen war, sie in Angst und Schrecken. Sie war einem Wolf noch nie so nahe gewesen - in der Wildnis liefen Wölfe vor Gruppen von Menschen weg.
Staunend sah sie zu, wie Ayla furchtlos auf den Wolf zueilte, sich zu ihm hinunterbeugte, die Arme um ihn legte und beruhi gend, auf ihn einsprach, wovon Zelandoni nur einen Teil verstand. Zuerst wurde der Wolf ganz aufgeregt und leckte die Frau am Hals und im Gesicht, während sie ihn streichelte, dann aber wurde er tatsächlich ruhiger. Dies war die unglaublichste Demonstration übernatürlicher

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