Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
zufällig dazu. Es war nicht weit von dem Gletscher, den wir überqueren wollten.« Jondalar lächelte.
»Für Ayla, Wolf und mich war es, zusammen mit dem ClanPaar, ein leichtes, sie im Nu in die Flucht zu schlagen. Den Jungen ist nicht mehr viel Kampfgeist geblieben. Weil wir Wolf und die Pferde bei uns hatten und außerdem wussten, wer sie waren, sie aber umgekehrt nicht, haben wir ihnen wohl ei nen gehörigen Schrecken eingejagt.«
»Ja«, sagte Zelandoni nachdenklich, »das kann ich mir vor stellen.«
»Mir hättet ihr auch einen Schrecken eingejagt«, meinte Jo harran trocken.
»Ayla überredete den Clan-Mann, dass er sie das gebrochene Bein einrichten ließ«, fuhr Jondalar fort. »Wir schlugen für ein paar Tage ein gemeinsames Lager auf. Ich machte für ihn Stö cke, auf die er sich beim Gehen stützen konnte, und er be schloss, nach Hause aufzubrechen. Zwar führte Ayla die meiste Zeit das Gespräch, doch auch ich konnte ein wenig mit ihm reden. Ich glaube, ich bin so etwas wie ein Bruder für ihn ge worden.«
»Mir fällt da etwas ein«, sagte Marthona. »Falls wir Schwie rigkeiten mit den - wie nennen sie sich? Clan-Leute? - mit die sen Leuten bekommen und eine Verständigung mit ihnen so weit möglich ist, dass man mit ihnen verhandeln kann, wäre es wohl eine große Hilfe, Joharran, jemanden wie Ayla hier zu haben, der mit ihnen reden kann.«
»Das kam mir auch in den Sinn«, sagte Zelandoni. Sie dachte auch an die angsterregende Wirkung, die Aylas Tiere auf Men schen ausübten und die wohl von einigem Nutzen sein konnte.
»Das stimmt natürlich, Mutter«, sagte Joharran, »aber ich werde mich nur schwer an die Vorstellung gewöhnen können, mit Flachschädeln zu reden oder sie auch anders als Flachschä del zu nennen, und ich bin nicht der Einzige, dem das Mühe bereiten wird.« Er hielt inne und schüttelte nachdenklich den Kopf. »Wenn sie mit den Händen reden, woher weiß man dann, ob sie wirklich reden und nicht einfach nur mit den Ar men herumwedeln?«
Alle Augen richteten sich auf Ayla, doch diese wandte sich mit einem fragenden Blick an Jondalar.
»Ich denke, du solltest es ihnen vormachen«, sagte er. »Viel leicht könntest du gleichzeitig sprechen, so wie du das macht hast, als du mit Guban geredet und das für mich Übersetzt hast.«
»Was soll ich sagen?«
»Du könntest sie einfach grüßen, so als wärest du Guban.«
Ayla überlegte. Nein, sie konnte sie nicht so grüßen, wie das Guban tun würde, denn Frauen grüßten stets anders als Män ner. Sie konnte eine Grußgeste machen, die immer dieselbe war. Allerdings wurde diese Geste niemals nur für sich ausge führt. Es kam stets etwas hinzu, das davon abhing, wer grüßte und an wen der Gruß gerichtet war. Außerdem gab es keine Geste, mit der ein Clan-Mitglied einen der Anderen grüßen konnte. Dafür gab es keine übliche, allgemein anerkannte Form. Vielleicht konnte sie sich aber ausdenken, wie eine sol che Geste aussehen würde, wenn sie jemals notwendig wäre. Sie stand auf und trat auf die freie Fläche in der Mitte des Hauptraumes.
»Diese Frau will euch grüßen, Volk der Anderen«, begann sie, um aber sogleich wieder innezuhalten. »Vielleicht sollte ich besser sagen, Volk der Mutter.« Sie überlegte, welche Ges ten der Clan wohl verwenden würde, um das auszudrücken.
»Versuch es doch mit Kinder der Mutter oder Kinder der Großen Erdmutter«, schlug Jondalar vor.
Sie nickte und begann noch einmal von vorn. »Diese Frau ... mit Namen Ayla will euch grüßen, Kinder der Doni, der Gro ßen Erdmutter.« Ihren Namen und den der Mutter sprach sie im Tonfall und mit den typischen Lauten des Clans, während sie die übrigen Wörter auf Zelandonii sagte und sie zugleich mit den formellen Gesten der Clan-Sprache darstellte.
»Diese Frau hat die Hoffnung, dass ihr eines Tages gegrüßt werdet von einem aus dem Clan des Höhlenbären und dass der Gruß erwidert wird. Der Mogur hat dieser Frau gesagt, dass der Clan sehr alt ist und die Erinnerungen sehr weit zurückreichen. Der Clan war schon da, als die Neuen kamen. Man nannte die Neuen, die nicht zum Clan gehörten, die Anderen. Der Clan beschloss, seinen eigenen Weg zu gehen und die Anderen zu meiden. So hat es der Clan immer gemacht, und die Traditio nen des Clans wandeln sich nur langsam. Manche aus dem Clan aber werden mit Veränderungen beginnen, so dass neue Traditionen entstehen. Wenn das geschieht, so hofft diese Frau, werden die Veränderungen weder dem Clan noch den Anderen
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