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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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selbst unwillkürlich geblickt
hatte, und lächelte. »Ich glaube, du musst zu den Abortgruben.
Dort drüben am östlichen Rand der Terrasse, nicht vorne bei
den Signalfeuern, sondern an der Rückseite, ist ein Pfad.« »Ja, ich sehe ihn«, sagte Ayla.
»Er führt bergauf«, fuhr Ramara fort. »Folge ihm eine kleine
Strecke, bis du zu einer Gabelung kommst. Der linke Pfad ist steiler. Er führt weiter nach oben bis ganz auf den Kamm der Felswand hinauf. Nimm aber den rechten Pfad, der am Hang entlang in einer Kurve bis zu einer Stelle führt, von der aus du unten den Waldfluss sehen kannst. Ein Stückchen weiter kommt dann eine ebene, offene Fläche mit mehreren Gräben - du riechst es, bevor du dort bist. Es ist schon eine Weile her,
seit wir sie bestreut haben, und das merkt man.«
Ayla schüttelte den Kopf, um zu zeigen, dass sie etwas nicht
verstanden hatte. »Bestreut?«
»Mit gekochtem Felsstaub. Das machen wir immer so, aber
ich vermute, nicht alle Menschen sind das gewohnt.« Ramara
beugte sich hinunter und nahm Robenan hoch, der unruhig ge
worden war.
»Wie kocht man Felsstaub? Und warum?«, fragte Ayla. »Man nimmt Steine und zerklopft sie zu Staub, den man dann
in einem sehr heißen Feuer erhitzt - wir nehmen die Signalfeu
erstelle dafür. Dann streuen wir den Staub in die Gruben. Der
Grund dafür ist, dass der Gestank dadurch weitgehend vertrie
ben wird. Wenn dann aber Harn und andere Flüssigkeiten da
zukommen, backt der Staub zusammen und wird wieder hart.
Sobald die Gräben mit Abfall und verhärtetem Felsenstaub
angefüllt sind, muss man neue graben, und das ist eine Menge
Arbeit. Also bestreuen wir sie lieber nicht zu oft. Jetzt aber ist
es bitter nötig. Unsere Höhle ist groß, und die Gruben werden
viel genutzt. Folge einfach dem Pfad, dann wirst du sie sicher
nicht verfehlen.«
»Ich bin sicher, dass ich sie finden werde. Ich danke dir, Ra
mara.«
Als Ramara gegangen war, wollte Ayla sogleich die Schüssel
nehmen, ging dann aber noch rasch hinein, um den Wasserbeu
tel zu holen, damit sie sie später ausspülen konnte. Sie packte
das übelriechende Ding und machte sich auf den Weg. Für eine
Höhle mit so vielen Menschen Essen zu sammeln und zu la
gern, dachte sie bei sich, bedeutete viel Arbeit, ebenso wie die Beseitigung des Abfalls. In Bruns Clan waren alle einfach nach draußen gegangen, die Frauen an eine Stelle, die Männer an eine andere, und hin und wieder wurden die Stellen gewech
selt.
Das Verfahren, Kalk auszuglühen, also zu kalzinieren, und
mit dem gebrannten Kalk dann dem Gestank von Abfällen ent
gegenzuwirken, war Ayla unbekannt. Für Menschen aber, die
an Kalksteinwänden lebten und ständig mit Feuer hantierten,
war gebrannter Kalk ein vertrautes Nebenprodukt. Wurden
Feuerstellen freigeräumt, so wurde mit der Asche auch stets der
gebrannte Kalk weggeschafft, der sich nebenbei ansammelte,
und mit anderem Abfall zusammengeworfen. So hatte es nicht
lang gedauert, bis ihnen der geruchsmindernde Effekt aufgefal
len war.
Da so viele Menschen fast ständig an einem Ort zusammen
wohnten, außer im Sommer, wenn verschiedene Gruppen für
eine gewisse Zeit fortzogen, gab es viele Aufgaben, die das
Zusammenwirken und den Einsatz der gesamten Gemeinschaft
erforderten, etwa das Ausheben der Abortgruben oder, wie
Ayla gerade erfahren hatte, das Herstellen von gebranntem
Kalk.
Die Sonne stand schon fast im Zenit, als Ayla sich auf den
Rückweg machte. Nahe dem Pfad fand sie ein sonniges Plätz
chen, wo sie die geflochtene Schüssel trocknen und auslüften
lassen konnte. Dann beschloss sie, nach den Pferden zu sehen
und dabei auch den Wasserbeutel aufzufüllen. Als sie auf die
vordere Terrasse trat, wurde sie von mehreren Leuten gegrüßt.
An einige ihrer Namen konnte sie sich erinnern, aber nicht an
alle. Sie lächelte und nickte zur Erwiderung, war aber bei de
nen, deren Namen sie nicht mehr wusste, etwas verlegen. Sie
nahm sich vor, sich so schnell wie möglich einzuprägen, wie
alle hießen.
Ähnlich hatte sie sich gefühlt, als die Mitglieder von Bruns
Clan ihr zu verstehen gaben, dass sie in ihren Augen ein wenig begriffsstutzig war, weil sie sich an bestimmte Dinge nicht so gut erinnern konnte wie die Clan-Kinder. Weil sie sich aber in die Gruppe der Menschen, die sie gefunden und adoptiert hat ten, einfügen wollte, versuchte sie sich anzutrainieren, dass sie Dinge sogleich behielt, wenn sie zum ersten Mal erklärt wur den. Sie wusste nicht, dass sie durch dieses Üben ihrer angebo renen

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