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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Intelligenz die Gedächtnisfähigkeit weit über das für ihre
Art übliche Maß hinaus ausbildete.
Mit der Zeit wurde ihr klar, dass ihr Gedächtnis anders arbei
tete als das der Clan-Leute. Sie wusste, dass diese über eine
bestimmte Form von »Erinnerungen« verfügten, die bei ihr
selbst nicht vorhanden war, auch wenn sie nicht recht verstand,
wie jene »Erinnerungen« beschaffen waren. Die Clan-Leute
wurden mit Instinkten geboren, die sich auf einer abweichen
den Entwicklungslinie herausgebildet hatten, und trugen das
meiste jenes Wissens, das sie zum Überleben brauchten, von
Geburt an in sich. Diese instinktiven Gewissheiten hatten im
Lauf der Zeit in die Gene ihrer Vorfahren Eingang gefunden,
auf dieselbe Weise, wie der Erwerb solchen Wissens bei Tieren
und eben auch beim Menschen abläuft.
Die Clan-Kinder mussten nicht wie Ayla lernen und memo
rieren, sondern mussten nur einmal »erinnert« werden, damit
die ihrer Art eigenen angeborenen Gedächtnismuster wachge
rufen wurden. Die Clan-Leute wussten sehr viel darüber, wie
ihre Welt beschaffen war und wie sie in ihr überleben konnten,
und sobald sie einmal etwas Neues gelernt hatten, vergaßen sie
es nie wieder. Allerdings fiel ihnen das Erlernen von wirklich
neuen Dingen im Gegensatz zu Ayla und ihrer Art alles andere
als leicht. Veränderung bereitete ihnen Mühe, und es traten
zahlreiche Veränderungen ein, als die Anderen in ihrem Land
auftauchten.
    Winnie und Renner waren nicht auf der Pferdeweide, wo sie sie zurückgelassen hatte, sondern grasten weiter talaufwärts, abseits von dem stärker genutzten Gebiet, wo der Waldfluss in den Hauptfluss mündete. Als die Stute sie sah, ließ sie den Kopf sinken, warf ihn anschließend hoch und beschrieb mit der Nase einen Kreis in der Luft. Dann beugte sie den Hals, senkte den Kopf und lief mit ausgestrecktem Schweif freudig auf Ayla zu. Renner tänzelte mit stolz gekrümmtem Hals, nach vorne gerichteten Ohren und aufgerichtetem Schweif neben seiner Mutter her und führte Ayla zunächst seinen hohen Trab und dann seinen kurzen, eleganten Galopp vor.
    Ayla erwiderte lächelnd das Begrüßungswiehern der Pferde. »Worüber freut ihr euch denn so?«, sagte sie mit Clan-Gesten und in der Sprache, die sie für sich in ihrem Tal erfunden hatte. Auf diese Art hatte sie mit Winnie und Renner von Anfang an geredet. Sie wusste, dass sie nicht alles verstanden, doch sie erkannten einige der Wörter und Signale und sprachen auf den Tonfall an, der Aylas Freude über das Wiedersehen zum Aus druck brachte.
    »Heute könnt ihr sehr zufrieden mit euch sein. Wisst ihr, dass wir das Ziel unserer Reise erreicht haben und nicht mehr wei terziehen müssen? Gefällt es euch hier? Ich hoffe, ja.« Sie kraulte erst die Stute und dann den Hengst an den Stellen, an denen sie das mochten. Dann tastete sie Winnie an den Seiten und am Bauch ab, um zu prüfen, ob sie wohl nach ihrer Begeg nung mit dem Leithengst ein Fohlen in sich trug.
    »Es ist noch zu früh, als dass man es sicher sagen könnte, a ber ich glaube, auch du wirst ein Baby bekommen, Winnie. Auch bei mir sieht man noch nicht viel, obwohl meine Mond zeit schon das zweite Mal ausgeblieben ist.« Sie befühlte sich so, wie sie es bei der Stute getan hatte. Die Taille ist breiter, dachte sie, der Bauch ist runder, und die Brüste sind größer und fühlen sich wund an. »Und mir ist jeden Morgen übel«, fuhr sie gestikulierend fort, »aber nur kurz nach dem Aufstehen, nicht die ganze Zeit wie vorher. Es gibt wohl keinen Zweifel mehr, dass ich schwanger bin, aber zur Zeit geht es mir gut damit. Gut genug für einen Ausritt. Wie wäre es mit ein wenig Bewe gung, Winnie?«
    Wie zur Erwiderung warf die Stute den Kopf hoch.
    Wo Jondalar wohl ist?, dachte Ayla. Ich werde ihn suchen, um zu sehen, ob er mitreiten will. Vielleicht werde ich später auch die Reitdecke holen, das ist bequemer.
    In einer geübten flüssigen Bewegung packte sie Winnies kur ze, stehende Mähne und schwang sich auf ihren Rücken. Dann steuerte sie auf den Abri zu. Sie lenkte das Pferd durch An spannen der Beinmuskeln, ohne dass sie die Aufmerksamkeit darauf richten musste - nach so langer Zeit war ihr der Druck in Fleisch und Blut übergegangen. Sie ließ die Stute ihr eigenes Tempo finden und hörte Renner hinter sich hertraben, wie er es gewohnt war.
    Wie lange werde ich wohl noch imstande sein, mich aufs Pferd zu schwingen?, fragte sie sich. Wenn mein Bauch wächst, werde ich auf etwas steigen müssen, damit

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