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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Außerdem konnte man sich ein Pferd, ein Wisent oder ein anderes Tier zeichnen und schnitzen oder alle möglichen anderen kunstvollen Gegenstände herstellen lassen.
Die Fünfte Höhle hingegen war der Meinung, in jeder Hinsicht eigenständig zu sein. Sie hielt sich zugute, äußerst geschickte Jäger, Fischer und Handwerker jeder Art zu haben. Sie stellte sogar ihre eigenen Flöße her und behauptete, die Höhle zu sein, die das Floß zuerst erfunden habe, obwohl diese Behauptung von der Elften angefochten wurde. Ihre Doniers waren schon immer hoch geachtet gewesen. In einigen Felsnischen des kleinen Tals waren Tiere an die Wände gemalt oder - teilweise in Hochrelief - eingeritzt.
Dennoch waren die meisten Zelandonii der Meinung, die Fünfte Höhle habe sich auf die Herstellung von Schmuck und Perlen spezialisiert. Wer eine neue Kette haben wollte oder verschiedene Sorten von Perlen, um sie auf die Kleidung zu nähen, ging zur Fünften Höhle. Besonders geschickt waren sie in der Herstellung von Perlen aus Elfenbein, deren Anfertigung äußerst langwierig und mühsam war. Außerdem bohrten sie Löcher durch die Zahnwurzeln verschiedener Tiere, um die Zähne als Anhänger zu verwenden oder besondere Perlen daraus zu machen. Zähne von Füchsen und die Eckzähne des Rotwilds waren bevorzugt, und es gelang ihnen sogar, sich sowohl aus den Großen Wassern des Westens als auch aus dem Südlichen Meer verschiedenste Muschelschalen zu beschaffen.
Als die Reisenden der Neunten Höhle das kleine Tal der Fünften Höhle erreichten, wurden sie bald umringt. Aus den Felsnischen in den Kalksteinwänden zu beiden Seiten des kleinen Flusses strömten Menschen herbei. Einige standen vor der großen Öffnung eines Abris, der nach Südwesten ging. Andere traten aus einer Felszuflucht direkt im Norden davon, und auf der anderen Seite des Tals kamen noch mehr Menschen aus ihren Wohnplätzen. Die Reisenden waren überrascht, so viele Leute vorzufinden, weit mehr, als sie erwartet hatten. Entweder hatte ein Großteil der Höhle beschlossen, nicht zu einem der Sommertreffen zu gehen, oder sie waren vorzeitig zurückgekehrt.
Die Menschen kamen neugierig näher, aber nicht zu nah. Angst und Ehrfurcht hielten sie zurück. Jondalar war allen Zelandonii eine vertraute Gestalt, nur den Jüngeren nicht, die in seiner Abwesenheit herangewachsen waren. Alle wussten über seine Rückkehr von der Großen Reise Bescheid und hatten die Frau und die Tiere gesehen, die er mitgebracht hatte, doch der ungewöhnliche Tross aus Jondalar und der fremden Frau mit ihrem Kind, dem Wolf, drei Pferden und Der, Die Die Erste Ist, auf einem Sitz, der von einem der Pferde gezogen wurde, war höchst beeindruckend.
Sobald man sie erspäht hatte, war jemand zum Zelandoni der Fünften Höhle gelaufen, der sie nun erwartete. Der Mann stand bei den Menschen vor dem Wohnplatz zur Rechten und kam warmherzig lächelnd auf sie zu. Er war in mittleren Jahren, aber erst am Anfang. Seine langen braunen Haare waren nach hinten gekämmt und in einer komplizierten Frisur um seinen Kopf geschlungen, und die Tätowierungen in seinem Gesicht, die seine wichtige Stellung verdeutlichten, waren kunstvoller als nötig, doch er war nicht der einzige Zelandoni, der seinen Tätowierungen eine besondere Note verliehen hatte. Er war rundlich, und in seinem fleischigen Gesicht wirkten seine Augen klein, was ihm den Anschein einer gewissen Schläue gab, und dieser Eindruck war nicht ganz falsch.
Anfangs hatte sich Zelandoni ihm gegenüber zurückgehalten, denn sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie ihm vertrauen konnte, ja, nicht einmal, ob sie ihn überhaupt mochte. Er brachte seine Meinung stets unumwunden zum Ausdruck, auch wenn er ihr damit widersprach, aber mittlerweile hatte er seine Loyalität und seine Verlässlichkeit unter Beweis gestellt. Bei Treffen und Beratungen verließ die Erste sich inzwischen auf seinen klugen Rat. Ayla vertraute ihm immer noch nicht vollkommen, doch seit sie gemerkt hatte, dass Zelandoni viel von ihm hielt, war sie eher geneigt, ihm Glauben zu schenken.
Aus der Felszuflucht folgte ihm ein anderer Mann, dem Ayla schon von Anfang an misstraut hatte. Madroman war in der Neunten Höhle geboren, später allerdings zur Fünften gezogen und allem Anschein nach ein Gehilfe aus dieser Gemeinschaft geworden. Der Zelandoni der Fünften Höhle hatte mehrere Gehilfen, und obwohl Madroman der Älteste war, nahm er nicht die erste Stelle unter ihnen ein. Jondalar hatte

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