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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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blassen Gelb und
fahlen Graubraun des verdorrten Grases, das den Großteil
des Winters auf den Wiesen stehen bleiben würde, doch die
Blätter einiger Gewächse prangten in auffälligen Rottönen.
Einzelne Pflanzen leuchteten entlang des Wegs wie bunte Farbtupfen und entzückten Ayla, doch was ihr wirklich den Atem raubte, war hier und da ein Blick auf einen nach Süden weisenden bewaldeten Berghang, der in den spektakulärsten Farben glühte. Aus der Ferne wirkten die farbenfro
hen Sträucher und Bäume wie gewaltige Blumensträuße. Grau freute sich, reiterlos hier und da stehen bleiben und
grasen zu können, und Wolf steckte seine Schnauze in Erdlöcher, niedriges Strauchwerk und Grasbüschel und folgte
dabei einer eigenen Fährte aus unsichtbaren Düften und
geheimen Geräuschen. Ihr Weg führte Ayla und Jondalar in
weitem Bogen schließlich am Hauptfluss hinab wieder zum
Hauptlager, doch sie kehrten noch nicht zurück. Vielmehr
ritten sie den kleinen Wasserlauf entlang, der sich durch die
Wälder nördlich des Lagers der Neunten Höhle schlängelte,
und etwa zu der Zeit, als die Sonne den Scheitelpunkt erreichte, gelangten sie zu dem tiefen Schwimmtümpel in der
scharfen Biegung des kleinen Flusses. Die Bäume warfen
getüpfelte Schatten auf den abgeschiedenen sandigen Kiesstrand.
Die Sonne war angenehm warm, als Ayla das Bein über
Winnies Rücken schwang und zu Boden glitt. Sie löste die
Tragekörbe und nahm die Reitdecke ab, und während Jondalar die große Lederhaut auf dem Boden ausbreitete, holte
sie einen mit einer Zugschnur verschlossenen Lederbeutel
hervor, um der falben Stute ein paar Hände voll gemischter
Körner zu geben, vorwiegend Hafer, dabei streichelte und
kraulte sie das Tier liebevoll. Dann wandte sie sich Grau zu,
die sie mit Nasenstübern auf sich aufmerksam gemacht hatte, und ließ ihr die gleiche Aufmerksamkeit zukommen. Jondalar fütterte und streichelte Renner. Der Hengst war
noch immer nicht so gefügig wie sonst, beruhigte sich nach
dem Fressen und der Zuwendung allerdings ein wenig.
Doch Jondalar wollte ihm nicht nachlaufen müssen, falls er
davontrabte, deshalb band er ihn mit einem langen Seil, das
er am Halfter befestigte, an einen Baum.
Wolf, der den Eingebungen seiner Schnauze gefolgt war,
brach plötzlich hinter einem Busch hervor. Ayla hatte einen
fleischigen Knochen für ihn mitgebracht, aber bevor sie ihn
aus dem Tragekorb holte, beschloss sie, auch dem Wolf ein
wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Sie klopfte sich auf die
Schultern und wappnete sich, um das Gewicht des großen
Wolfs abzufangen, der an ihr hochsprang und sich mit den
Vorderläufen auf ihren Schultern abstützte. Er leckte ihr
den Hals ab und nahm dann sacht ihr Kinn in sein Maul.
Sie erwiderte die Geste, bedeutete ihm dann, sich wieder
auf den Boden zu stellen, hockte sich vor ihn und nahm seinen Kopf zwischen die Hände. Sie kraulte ihn hinter den
Ohren und zauste ihm das dicker werdende Fell am Hals,
dann setzte sie sich auf den Boden und legte die Arme um
ihn. Sie wusste, dass der Wolf ebenso für sie da gewesen
war wie Jondalar, als sie sich von ihrer gefahrvollen Reise
in die Welt der Geister erholt hatte.
Sooft Jondalar es auch mit angesehen hatte, staunte er
immer noch über Aylas Umgang mit dem Wolf, und auch
wenn er ihn längst als Teil seines Herdfeuers betrachtete,
sagte er sich bisweilen, dass er letztlich doch ein Raubtier
war. Ein Tier, das tötete. Seine Artgenossen jagten, töteten
und fraßen Tiere, die größer waren als sie selbst. Wolf
könnte Aylas Hals ebenso gut durchbeißen, wie er ihn sacht
mit den Zähnen umfasste, dennoch vertraute Jondalar ihm
bedenkenlos diese Frau und sein Kind an. Er hatte die Liebe gesehen, die der Wolf für die beiden empfand, und obwohl er einerseits nicht begriff, wie das möglich war, konnte er es auf einer tieferen Ebene nachvollziehen. Er war
überzeugt, dass das Gefühl, das er Wolf entgegenbrachte,
recht genau dem entsprach, wie Wolf ihn sah. Das Tier vertraute ihm die Frau und das Kind an, aber Jondalar hatte
nicht den geringsten Zweifel, sollte Wolf je den Eindruck
haben, der Mann wollte einer der beiden etwas antun, würde er ihn auf jede ihm mögliche Art und Weise daran hindern, auch wenn er ihn dafür töten müsste. Und ihm, Jondalar, erging es ebenso.
Jondalar freute sich daran, Ayla mit dem Wolf zu beobachten. Aber eigentlich gefiel es ihm immer, sie anzusehen, gleichgültig, was sie tat, vor allem jetzt, da sie fast wieder wie früher war und

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