Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Gebrauch gesehen«, sagte Jalodan, Morizans Vetter, der Sohn von Manvelars Schwester, der zu Besuch in der Dritten Höhle war. Er wollte mit ihnen zum Sommertreffen reisen, um sich wieder seiner Höhle anzuschließen.
Das waren sie, die zwölf Männer und Frauen, die ein ähnlich großes Löwenrudel jagen würden - wilde Tiere, die schneller und stärker waren und die davon lebten, schwächere Beute zu erlegen. Ayla überkamen Zweifel, und ein kalter Schauder lief ihr über den Rücken. Wie konnten zwölf kümmerliche Menschen auch nur daran denken, ein Löwenrudel anzugreifen? Sie erblickte das andere Raubtier, das sie so gut kannte, gab ihm das Zeichen, bei ihr zu bleiben, und dachte: zwölf Menschen - und Wolf.
»Auf, gehen wir«, sagte Joharran.
Die zwölf Jäger von der Dritten und der Neunten Höhle der Zelandonii setzten sich in Bewegung und marschierten direkt auf das Rudel der großen Raubkatzen zu. Sie waren mit Speeren bewaffnet, bestückt mit scharfen, glatt geschliffenen Spitzen aus Feuerstein, Knochen oder Elfenbein. Einige hatten Speerschleudern, die einen Speer sehr viel weiter, kräftiger und schneller fliegen ließen als von Hand geworfene, aber Löwen waren auch zuvor schon mit einfachen Speeren getötet worden. Für Jondalars Waffe könnte es eine Bewährungsprobe sein, doch es würde den Mut der Jäger auf eine noch größere Probe stellen.
»Verschwindet!«, rief Ayla, als sie losgingen. »Wir wollen euch hier nicht haben!«
Einige andere nahmen den Ruf auf, variierten ihn, schrien und brüllten die Tiere an, während sie sich ihnen näherten.
Zunächst beobachteten die Katzen, junge wie alte, die auf sie zukommenden Menschen. Dann bewegten sich die ersten, kauerten sich ins Gras, das sie so gut verbarg, und richteten sich wieder auf, als wüssten sie nicht so recht, was sie tun sollten. Diejenigen, die sich mit den Jungtieren zurückgezogen hatten, kamen ohne sie wieder.
»Offenbar wissen sie nicht, was sie von uns halten sollen«, sagte Thefona aus der Mitte der vordringenden Jäger und fühlte sich schon etwas sicherer, doch als der große Löwe sie plötzlich anfauchte, fuhren alle erschrocken zusammen und hielten inne.
»Nicht stehen bleiben!«, befahl Joharran und drängte voran.
Sie gingen weiter auf das Rudel zu. Alle Raubkatzen waren jetzt in Bewegung, einige wandten ihnen den Rücken zu und verschwanden im hohen Gras, doch der große Löwe fauchte erneut und wich nicht von der Stelle. Mehrere große Katzen standen hinter ihm. Ayla nahm den Geruch der Furcht von den menschlichen Jägern wahr und wusste, dass die Löwen ihn ebenfalls witterten. Sie selbst hatte Angst, aber Angst war etwas, das Menschen überwinden können.
»Ich glaube, wir machen uns lieber bereit«, sagte Jondalar. »Der Löwe wird unruhig, und er ist nicht allein.«
»Kannst du ihn nicht von hier aus treffen?«, fragte Ayla. Sie hörte die Knurrlaute, die für gewöhnlich dem Löwengebrüll vorausgingen.
»Möglicherweise. Allerdings wäre ich lieber näher dran, um besser zielen zu können.«
»Ich bin mir auch nicht sicher, wie gut ich von hier aus treffen kann. Wir müssen näher heran.« Joharran ging entschlossen weiter.
Alle rückten enger zusammen, setzten ihren Weg fort und stießen nach wie vor ihre Rufe aus, obwohl sie in Aylas Ohren immer zögerlicher klangen, je näher sie kamen. Die Höhlenlöwen verharrten reglos und wirkten angespannt, während sie die sich nähernde, seltsame Herde beobachteten, die sich nicht wie Beutetiere verhielt.
Dann geschah plötzlich alles auf einmal.
Der große Löwe brüllte; es klang gewaltig und ohrenbetäubend, vor allem aus so großer Nähe. Mit langen Sätzen stürmte er auf sie zu. Als er zum Sprung ansetzte, schleuderte Jondalar seinen Speer auf ihn.
Ayla hatte die Löwin zu seiner Rechten im Auge behalten. Etwa in dem Moment, als Jondalar warf, sprang die Löwin vor, um anzugreifen.
Ayla holte aus und zielte. Sie spürte, wie sich die Unterseite der Speerschleuder mit dem eingelegten Speer fast wie von selbst hob. Für sie war die Bewegung so natürlich, dass es sich nicht wie eine bewusste Handlung anfühlte. Jondalar und sie hatten die Waffe während ihrer einjährigen Rückreise zu den Zelandonii benutzt, und Ayla ging inzwischen so geschickt damit um, dass es ihr zur zweiten Natur geworden war.
Die Löwin hob sich im Sprung, doch Aylas Speer traf sie noch in der Luft. Er drang von unten tief in die Kehle der großen Katze ein. Blut spritzte, und die Löwin sackte

Weitere Kostenlose Bücher