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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Ein paar Zelandonia, die gewisse Prüfungen durchmachten und sich daher für einen bestimmten Zeitraum der Wonnen enthalten mussten, meldeten sich freiwillig, um auf kleine Kinder aufzupassen und den anderen zu helfen.
    Die Eine, Die Die Erste Ist, saß in der Zelandoniahütte auf einem Hocker. Sie trank die letzten Schlucke ihres Tees aus Weißdorn und Katzenminze und verkündete: »Es ist Zeit.« Den leeren Becher gab sie Ayla, erhob sich und ging in den hinteren Bereich der Hütte zu einem kleinen, etwas versteckten Nebeneingang, der von außen durch einen Anbau zur zusätzlichen Brennholzlagerung getarnt war.
    Ayla roch gewohnheitsmäßig an dem Becher, nahm fast genauso unbewusst die Zutaten wahr und dachte sich, dass die Erste wohl ihre Mondzeit hatte. Katzenminze, die hüfthohe, weichblättrige, winterharte Pflanze mit den Wirtein weißer, rosafarbener und purpurner Blüten, war ein mildes Beruhigungsmittel, das Anspannung und Krämpfe lindern konnte. Doch der Weißdorn verwunderte sie. Er hatte einen ausgeprägten Geschmack, den die Frau vielleicht mochte, aber er gehörte auch zu den Zutaten für das Heilmittel, das sie für Marthona zubereitete. Ayla war sich bewusst, dass die Arznei, die Zelandoni Jondalars Mutter verabreichte, für das Herz bestimmt war, den Muskel in der Brust, der Blut pumpt. Sie hatte ähnliche Herzmuskel bei den Tieren gesehen, die sie gejagt und danach ausgenommen hatte. Weißdorn trug dazu bei, dass er kräftiger und rhythmischer schlug. Sie stellte den Becher beiseite und verließ die Hütte durch den Haupteingang.
    Wolf wartete draußen und blickte erwartungsvoll zu Ayla auf. Sie lächelte, verschob die schlafende Jonayla in ihrer Tragedecke und ging vor dem Tier in die Hocke. Sie nahm seinen Kopf zwischen beide Hände und schaute ihm in die Augen.
»Wolf, ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe. Immer bist du für mich da, und du gibst mir so viel.« Sie zauste sein zotteliges Fell. Dann legte sie ihre Stirn an seine. Wolf blickte sie weiterhin an. »Du kannst zur Hochzeitszeremonie mitkommen, wenn du willst, aber ich glaube, du wirst dich langweilen. Warum gehst du nicht jagen?« Sie richtete sich auf. »Du kannst gehen, Wolf. Geh nur, jage für dich.« Ayla deutete zur Begrenzung des Lagers. Er schaute noch einmal zu ihr auf, dann trabte er davon.
    Ayla hatte die Kleidung angezogen, die sie getragen hatte, als sie mit Jondalar zusammengegeben wurde. Sie hatte die Tunika während ihrer ein Jahr währenden Reise von den Mamutoi im fernen Osten bis zu Jondalars Volk, den Zelandonii, deren Gebiet sich bis zu den Großen Wassern des Westens erstreckte, stets bei sich gehabt. Die Hochzeitszeremonie erinnerte allerdings viele an die des vergangenen Jahres. Man tuschelte über Aylas ungewöhnliches Kleidungsstück, als sie erneut darin auftauchte. Doch es erinnerte Zelandoni auch an die Einwände, die einige gegen Ayla erhoben hatten. Obwohl es darin nicht direkt um die junge Frau ging, wusste die Erste, dass sie hauptsächlich geäußert wurden, weil Ayla eine Fremde war, noch dazu eine Fremde mit unheimlichen Fähigkeiten.
    Diesmal war Ayla bloße Zuschauerin, und sie freute sich darauf, das Ritual nur zu beobachten. Sie wusste, dass sich die einander Versprochenen in einer nahe gelegenen kleinen Hütte versammelt hatten, bekleidet mit ihren schönsten Gewändern, nervös und aufgeregt. Ihre Zeugen und Gäste strömten in den vorderen Teil des Zuschauerbereichs, und hinter ihnen drängte sich das restliche Lager.
    Ayla ging zum großen Gelände, auf dem sich die Menschen zu Veranstaltungen versammelten, die das ganze Lager betrafen. Dort angekommen, ließ sie den Blick über die Menge schweifen und ging dann auf die ihr bekannten Gesichter der Neunten Höhle zu. Einige lächelten ihr entgegen, auch Jondalar und Joharran.
    »Du siehst heute Abend besonders hübsch aus. In dieser Kleidung habe ich dich seit letztem Jahr nicht mehr gesehen.« Jondalar trug die schlichte weiße, nur mit Hermelinschwänzen geschmückte Tunika, die Ayla ihm für die Hochzeitszeremonie genäht hatte. Er sah sehr attraktiv darin aus.
    »Diese Mamutoi-Kleidung steht dir«, bemerkte sein Bruder. Das meinte er ernst, aber der Anführer der Neunten Höhle begriff auch, welchen Reichtum sie zur Schau stellte.
    Nezzie, die Gefährtin des Anführers vom Löwenlager, hatte die Mamutoi überredet, Ayla zu adoptieren, und hatte ihr die Kleidungsstücke geschenkt, aber sie waren auf Ersuchen von Mamut hergestellt

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