und politischen Informationssendungen des Fernsehens im Untersuchungszeitraum politischer und umfangreicher geworden sind. Politik wird allerdings zunehmend konfliktbetont dargestellt: »Was den Stellenwert des Sensationalismus und die Emotionalisierung der Berichterstattung angeht, so stimmt die Zunahme an Gewalttätigkeit bedenklich ... Gewaltthemen sind generell häufiger geworden, die Gewaltdarstellung hat sich intensiviert, vor allem im Hinblick auf ihre Bebilderung. Gewalt ist ein zunehmend präferierter Informationsanlaß und Gewalt rückt an die exponierten Stellen im Sendungskonzept« (a.a.O., 1997, S. 290f.).
Von uns selbst durchgeführte Untersuchungen der Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL, SAT.l und Pro Sieben in den Jahren 1996, 1998, 2000 und 2002 zeigen ebenfalls eine Zunahme von gewalthaltigen Informationen: Waren 1996 noch 10% aller Einstellungen und rund 20% der Beiträge gewalthaltig, so stiegen diese Werte bis zum Jahr 2002 auf rund 20% der Einstellungen und rund 30% der Beiträge. Darüber hinaus fanden wir im Verlaufe der Zeit eine insgesamt kürzere Einstellungsdauer, eher bildhafte Gewaltdarstellungen, eine Tendenz zu näheren Einstellungen sowie eine Tendenz zu mehr Variabilität in der Darstellung. Die privaten Sender gehen bei allen diesen Entwicklungen voran, die öffentlich-rechtlichen folgen ihnen im Abstand von etwa vier Jahren.
Offenbar sind kurze, dramatische und blutige Ereignisse tatsächlich ideale TV-Nachrichten. Allerdings besteht die Mehrzahl der täglichen Nachrichten nach wie vor aus weniger aufregenden Berichten. Der größte Teil aller Meldungen aller Sender bezieht sich nämlich auch heute noch auf die Bereiche Politik und Wirtschaft (ca. 70%; vgl. Kamps, 1998). Sie werden immer noch überwiegend als Konferenzen, Staatsbesuche, Parteitage, Parlamentsdebatten, Wahlen etc. vorgeführt. Aber sie werden inzwischen wenigstens ein bißchen aufgeheizt: Alltägliche politische Verhandlungen werden zu Krisensitzungen stilisiert, wo erkennbar übermüdete Journalisten vor geschlossenen Türen oder fernen, erleuchteten Fensterfronten darüber spekulieren, ob heute nacht noch ein Durchbruch erzielt wird. Bei Staatsbesuchen wird die Zeit gestoppt, die ein Kanzler der Nation A mit einem Präsidenten der Nation B verbringt, und mit der Zeit irgendeines heimatlichen Kontrahenten verglichen. Bei Parteitagen informiert ein Reporter in vertraulichem, fast konspirativem Ton den Zuschauer unmittelbar vom Ort des Geschehens darüber, wieviel Prozent der Delegiertenstimmen mehr oder weniger ein Politiker X bei den Wahlen für einen Sitz im Vorstand erzielt hat. Und schließlich war das Sexualverhalten des amerikanischen Präsidenten Clinton für die Medien monatelang wichtiger als etwa dessen Ideen zur Reformierung des amerikanischen Gesundheitssystems.
Ähnliche Tendenzen finden sich auch in der Entwicklung der politischen Magazine (vgl. dazu Wegener, 2001). Zwischen 1985 und 1998 werden die Beiträge um durchschnittlich drei Minuten kürzer, sie werden insgesamt personenzentrierter, Visualisierungen sind häufiger, und es wird häufiger Musik eingesetzt. Politiker haben immer weniger Zeit, ihre Gedanken mitzuteilen: Waren es 1985 immerhin noch rund 92 Sekunden, so wurden daraus 1998 gerade einmal rund 23. Inhaltlich findet sich auch hier eine allgemeine Zunahme der Berichterstattung über Kriminalität, bei den öffentlich-rechtlichen sind es 1998 rund 10% aller Beiträge, bei den privaten Sendern rund 20%. Ferner sind rund 80% der Beiträge bei den Privaten ohne jeden politischen Bezug, bei den Öffentlich-Rechtlichen sind es immerhin ein Drittel. Dafür sind 34% aller Beiträge bei den Privaten gewalthaltig, gegenüber nur 12% bei den Öffentlich-Rechtlichen. Anstelle der politischen Magazine senden die Privaten vermehrt Boulevardmagazine, die nahezu ausschließlich über Kriminalität und Unglücksfälle, Prominente und das Showbusiness, Human Interest und Erotik berichten (Krüger & Zapf-Schramm, 2001). Weil sie zudem häufig im Umfeld von Serien gesendet werden, zählen gerade Jugendliche zu ihren Zuschauern; ihnen kommt auch die formale Aufbereitung der Sendungen – schnell und spannend – und der persönliche, unkonventionelle Moderationsstil der attraktiven Moderatoren und Moderatorinnen sehr entgegen.
Faßt man die vorliegenden Befunde für das Genre Information zusammen, so finden sich folgende Tendenzen: Zunächst einmal bläht die Zuordnung von Infotainment-Sendungen zur
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