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Titel: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Pan
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TV-Sparten (Gerhards & Klingler, 2003):
    Fiction,
    Information,
    Unterhaltung,
    Sport und
    Werbung.
     
    Ein Argument für die hier vertretene These vom neuen Sozialcharakter wird daraus aber frühestens nach einem Blick auf die typischen Inhalte dieser Sendungen. Sie müßten in irgendeiner Beziehung zum Histrio stehen. Entsprechend soll jetzt gefragt werden: Was wird den Zuschauern gezeigt?
    a) Fiction:
    Zu dieser Sparte zählen vor allem
    Serien,
    Fernsehspiele und -filme sowie
    Spiel- und Kurzfilme.
    Diese allgemeine Einteilung hilft noch nicht viel weiter, sind doch wenigstens bei den Serien weitere Unterteilungen nach Seifenopern, Comedy-, Action-, Krimi-, Mystery-, Kinder-, Jugend- und Familien-, Krankenhaus- und Arzt-, Science-Fiction-, Abenteuer- und Tierserien nötig. Noch einmal also, und nun spezifischer: Was sehen die Zuschauer in den diversen Serien des Fernsehens (vgl. zum Folgenden Landbeck, 2002; Theunert & Gebel, 2000)?
    Allgemein unterscheiden sich Serien von Fernsehspielen und -filmen dadurch, daß sie auf festen Sendeplätzen mit einem weitgehend und lange Zeit unveränderten Stamm von Figuren agieren. Sie müssen sich mit immer neuen Problemen und variablen Nebenfiguren auseinandersetzen und die dadurch entstehenden Herausforderungen erfolgreich lösen. Das kann entweder in einer Folge geschehen oder sich auch über mehrere Folgen hinziehen. Ein formales Merkmal der Seifenopern ist daher der sogenannte Cliffhanger am Ende einer Folge, bei dem einer der Erzählstränge in einem spannenden Moment abrupt unterbrochen wird, um den Zuschauer zum erneuten Einschalten am Folgetag zu bewegen. Die nächste Folge beginnt dann mit einer Rekapitulation des bisherigen Geschehens, Recap genannt.
    Zunächst die Seifenopern, als das wichtigste Teilgenre: Hauptthemen der Seifenopern sind alltägliche Probleme und Konflikte innerhalb von Familien, Wohn- und Hausgemeinschaften, Freundes- und Kollegenkreisen der oberen Mittelschicht. In vieler Hinsicht sind sie moderne Märchen: Eine junge, hübsche Frau und ein jungenhafter schöner Mann leben in trauter Zwei- oder – mit einer gütigen Vater- oder Großvaterfigur – in entsprechender Mehrsamkeit. Die Idylle wird durch eine von außen kommende Figur gestört, überraschend oft ist es die Stiefmutter oder die böse Mutter einer der Hauptfiguren, die ihre Kinder vor langem im Stich gelassen hat (Livingstone & Liebes, 1995).
    Die Spannbreite der dabei auftretenden Probleme reicht von Generationenkonflikten, über jede Form von Beziehungsproblemen bis zu dramatischen Schicksalsschlägen und gesellschaftlichen Problemen. Zwar sind die behandelten Probleme alles anderes als harmonisch; gezeigt werden in erster Linie emotionale Probleme, gefolgt von körperlichen, selbstwert-, eigentums- sowie autoritätsbezogenen Fragen. Zu nennen sind etwa Drogensucht, künstliche Befruchtung, Frigidität, Impotenz, Inzest, Scheidung, Bigamie, uneheliche Kinder, Familien- und Berufsprobleme sowie Krankheiten. Die inszenierten Krankheiten entsprechen den in der Bevölkerung vorkommenden Leiden, die Todesursachen der »Soap-opera«-Helden sind jedoch dramatischer: Mord, Totschlag, Unfall oder Infarkt stehen hier an erster Stelle. Berufsprobleme sind überwiegend im medizinischen oder juristischen Milieu angesiedelt, Fabrikarbeiter kommen so gut wie nicht vor. Die Akteure aber sind überwiegend attraktiv, fair und smart.
    Das bevorzugte Verhalten ist die direkte, nicht aggressive und zielorientierte Aktion desjenigen, dessen Rechte bedroht sind, gefolgt von sprachlichen Lösungsversuchen. Erst an dritter Stelle werden aggressive Handlungen gezeigt. So können nahezu alle Probleme gelöst werden – und sei es unter Hinzuziehen eines Chirurgen, Rechtsanwalts oder Psychiaters. Die Rollen der Guten und der Bösen sind klar verteilt und deutlich erkennbar, alle Altersgruppen sind vertreten.
    Unter der hier interessierenden Fragestellung der Charakterbildung ist ein Befund von Livingstone und Liebes (1995) interessant. Sie finden in empirischen Inhaltsanalysen von Seifenopern, daß dort so gut wie keine Mütter von Töchtern vorkommen. Wenn Mütter überhaupt auftreten, dann als Muttis von Söhnen, als böse Stiefmütter oder als Störenfriedinnen von außen. Die damit mutterlosen Frauen orientieren sich an Männern, bei denen sie Zuneigung und Geborgenheit suchen, aber nicht dauerhaft erhalten. Beziehungen und Ehen scheitern dadurch, daß andere Frauen ihnen die Männer ausspannen. Folglich

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