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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Gläubigern in der Legion untertauchen müssen, und seit einigen Monaten war er so bankrott, wie ein Mensch nur sein kann. Daß er trotzdem einen großen, komfortablen Citroën fuhr, wunderte allenfalls jemanden, der ihn nicht kannte. Als er kurz vor Marigny sur Colline den verbeulten Wagen am Straßenrand sah, trat er sofort auf die Bremse. Er wußte selbst nicht genau, warum er es tat. Er hatte es eilig, konnte keinen Aufenthalt gebrauchen.
    Aber als ihm das einfiel, hatte er den Citroën bereits nach rechts gezogen und ließ ihn hinter dem unansehnlichen grauen Deux Cheveaux ausrollen. Er stellte den Motor ab und stieg aus. Aus zusammengekniffenen Augen musterte er den beschädigten Wagen, dem ein ziemlich dünnes Birkenstämmchen die Motorhaube lädiert hatte. Nach Varecks Meinung konnte es nicht schwer sein, den Schlitten wieder flottzubekommen. Der Fahrer hatte die Haube aufgeklappt und beugte sich über die Maschine - aber offensichtlich hatte er keine blasse Ahnung vom Innenleben eines Autos. Der Eindruck verstärkte sich, als er sich jetzt aufrichtete und dem Helfer entgegensah. Vareck schätzte den Burschen auf sechzig. Schwarzes Haar klebte dicht an dem schmalen Schädel, die schwarzen Augen glänzten so intensiv, daß sie beinahe jugendlich wirkten. Aber ein einziger Blick in das knochige, fast fleischlose Gesicht mit der zerknitterten Pergamenthaut hob diese Wirkung wieder auf und verriet das wahre Alter des Mannes. Charles Vareck spürte einen Anflug von Unbehagen, als er auf den Mann zuging. Quatsch, dachte er.
    Schließlich kann der Knabe nichts dafür, daß er wie der leibhaftige Tod aussieht. Irgendein alter Knacker, der seinen Führerschein auf dem Tretauto gemacht hat. »Hallo, Monsieur«, sagte er laut.
    »Will der Schlitten nicht mehr? Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Alte lächelte. Aber die dünnen, blutleeren Lippen ließen das Lächeln wie eine Grimasse aussehen.
    »Oh ja«, sagte er. »Sie können mir helfen, junger Mann. Sie können mir sogar eine ganze Menge helfen.«
    Irgendein Unterton schwang in den Worten mit, der Charles Vareck nicht gefiel. Er runzelte die Stirn und kämpfte das unangenehme Gefühl nieder, das seine Magenmuskeln zusammenzog und das er sich beim besten Willen nicht erklären konnte.
    »Wo fehlt's denn?« erkundigte er sich gewollt lässig. »Brauchen Sie vielleicht ein paar Liter Benzin, oder…?«
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    »Nein, junger Freund. Ich brauche kein Benzin. Ich brauche etwas anderes.«
    »Und das wäre?«
    »Das Amulett«, sagte der Alte. »Das silberne Amulett Leonardo de Montagnes. Ich brauche es, und du wirst es mir beschaffen.«
    Charles Vareck hatte plötzlich das Gefühl, der Kragen würde ihm zu eng. Er verstand kein Wort. Aber er hörte den drohenden Unterton in der Stimme des Alten, und mit dem Instinkt, den er sich im Laufe seines abenteuerlichen Lebens angeeignet hatte, spürte er fast körperlich die jähe tödliche Gefahr. Er schluckte.
    »He«, krächzte er. »Was soll das, Opa? Wenn du mich verulken willst…«
    »Acharat«, sagte der Mann mit dem gelben Totengesicht sanft.
    Charles Vareck spürte die Bewegung hinter sich. Er fuhr herum. Blitzschnell, wie von einer Natter gebissen. Geduckt blieb er stehen, mit gespannten Muskeln, und starrte den hünenhaften Mann an, der wie aus dem Boden gewachsen hinter ihm aufgetaucht war.
    Der Bursche maß fast zwei Meter, hatte ein breitflächiges Gesicht, einen vollkommen kahlen Schädel und eisenharte Muskeln, die sich deutlich unter dem Stoff des weißen, über der Brust offenstehenden Hemdes abzeichneten. Helle Augen starrten Vareck an. Augen wie Glas, leblos, starr und…
    Ein Überfall, dachte Charles Vareck. Seine Gedanken klammerten sich förmlich an diese Idee. Ein Überfall - das war etwas Reales, fast Alltägliches, etwas, mit dem er fertig werden konnte. Verbissen versuchte er, das Gefühl der Drohung abzuschütteln. Er war nicht irgendein hilfloser Durchschnittsbürger. Er konnte Karate. Er konnte…
    Der Hüne machte einen Schritt auf ihn zu. Er bewegte sich langsam, bedächtig, seltsam mechanisch - wie ein Roboter, der von einem fremden Willen gesteuert wird.
    Vareck schluckte. Sein Blick streifte die mächtigen Fäuste seines Gegners, glitt höher, bohrte sich in die seltsamen Augen. Sprungbereit und gespannt stand er da und wartete darauf, daß ein Aufflackern, irgendeine Regung in diesen Augen den Angriff verraten würde. Das Zeichen blieb aus. Nichts veränderte sich in dem

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