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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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ihren Bann.
    »Sieh her! Folge ihr mit den Augen! - So! - So! Und so…«
    Charles Vareck gehorchte. Er konnte nicht anders. Die pendelnde Kugel zog seinen Blick magisch an, und er folgte gebannt ihren gleichmäßigen Schwingungen mit den Augen.
    Wie das Feuer eines Diamanten sprühten die Reflexe. Glas.
    Gleißendes Glas. Licht, das in ihn eindrang, sich tief in sein Gehirn bohrte. Müdigkeit, schläfrige Schwere krochen in seine Glieder. Wie tot kauerte er in den Polstern des tiefen Sessels, vermochte sich nicht zu rühren.
    Nur noch seine Augen lebten. Sie bewegten sich, folgten der gläsernen Kugel, die sich vor ihm ausdehnte, die auseinanderzufließen schien wie glühendes Metall und die ganze Welt mit ihrem gleißenden Licht ausfüllte. Wie Glockenschläge dröhnten Ramondos Worte in seinen Schädel wider.
    »Du gehörst mir, Charles Vareck! - Du bist mein Geschöpf! - Du wirst vergessen, wer du einmal warst. Du wirst nur mir dienen…«
    ***
    Das Abendessen wurde nicht an der langen Tafel im Speisesaal von Château Montagne serviert, sondern in dem kleinen, behaglichen Kaminzimmer, in dem auch Louis de Montagne seine Mahlzeiten eingenommen hatte.
    Zamorra genoß das Menü.
    Gutes Essen war sein Hobby - und diese zarten, saftigen Hirschkalbsteaks mit den Preiselbeeren, den Mandelkroketten und dem frischen Salat waren gut.
    Nicht einmal die mißvergnügten Blicke seiner Tante, die aus Diätgründen irgendwelche Kekse knabberte, konnten ihn davon abhalten, für eine Stunde völlig abzuschalten und sich ganz dem lukullischen Vergnügen zu widmen. Nach dem Essen verabschiedete sich Jean Aubert. Auch das Personal verließ das Schloß. Um das Anwesen in Ordnung zu halten, bedurfte es zwar eines ganzen Stabes von Angestellten, aber sie alle zogen es vor, im Dorf zu wohnen. Das war schon seit Jahren so, und Zamorra hatte nie herausgefunden, ob die Einsiedlernatur seines Onkels dafür verantwortlich gewesen war oder die abergläubische Furcht der Dorfbewohner vor Geistern und Dämonen. Anabel de Montagne sprang über ihren eigenen Schatten und bot Nicole an, ihr das Schloß zu zeigen. Zamorra zog sich in die Bibliothek zurück.
    Er wollte sich ein wenig mit den alten Büchern befassen, nach Chroniken und Berichten über die Familiengeschichte suchen. Einmal interessierte er sich selbst dafür - und zum anderen hatte er es Bill Fleming versprochen, der neben seinen anderen Qualitäten auch ein ausgezeichneter Historiker war. Die Bibliothek lag im Westturm und war durch den Wehrgang des ehemaligen Vorratshauses zu erreichen. Bleiches Mondlicht floß durch die Schießscharten der Brustwehr, die irgendwann einmal in normale Fenster verwandelt worden waren. Holzvertäfelungen bedeckten die Wände, Dielenbretter den Fußboden - aber alle Bemühungen um Modernisierung hatten es nicht vermocht, den ursprünglichen Charakter der Wehranlage zu zerstören. Eine schwere Eichentür führte in das hohe kreisrunde Turmzimmer.
    Auf einen Schalterdruck flammte die Deckenbeleuchtung auf, erfüllte den Raum mit warmer, behaglicher Helligkeit. Ringsum zogen sich Regale an den Wänden entlang, gedrängt voll mit Chroniken, kostbaren alten Folianten, Büchern mit dunklen, abgegriffenen Rücken und verblichener Goldprägung. Der dicke Teppich dämpfte die Schritte zur Lautlosigkeit. Schwere Samtvorhänge verdeckten die Fenster, und in der Mitte des Raumes lud eine Gruppe tiefer brauner Ledersessel zum Verweilen ein. Zamorra trat an das Regal, ließ den Blick über die Bücher gleiten. Ein paar nahm er heraus, blätterte darin, las ein paar Absätze, stellte sie zurück.
    Schließlich zog er sich mit einem verstaubten, in rotes Leder gebundenen Band in den Sessel zurück, schlug ihn auf und begann ein Kapitel zu lesen, das sich mit der Geschichte derer von Montagne im elften und zwölften Jahrhundert beschäftigte.
    Er kannte die alten Chroniken recht genau. Der erste Montagne, von Heinrich II. von Anjou in Amt und Würden gesetzt, diverse Erbstreitigkeiten, Berichte über Auseinandersetzungen mit den Kapetingern - das alles interessierte ihn nur am Rande. Deutlich erinnerte er sich daran, wie er vor Jahren zum letztenmal in den Büchern und Urkunden gestöbert hatte. Er suchte einen bestimmten Absatz, eine Stelle, die aus irgendwelchen Gründen schon damals in seinem Gedächtnis haften geblieben war - und nach einer Viertelstunde hatte er sie tatsächlich gefunden. Es ging um Teilhart de Montagne, den Vater Leonardos. Aus irgendeinem Grund -

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